ROSSA VENEZIA – AUS DEM TAGEBUCH EINER TRIEBTÄTERIN, Italien/Deutschland 2003

Regie: Andreas Bethmann

Darsteller: Sabine Ironheart, Marianna Bertucci, Romana, Jess Franco, Lina Romay u. v. a.

Länge: 155 Minuten (Full Uncut Export Version) / 103 Minuten (Directors Cut) / 107 Minuten (German Giallo Version) / 61 Minuten (Hardcore Version)

Venedig.
Nathalie Baldassari ertappt ihren forschen Ehemann beim Fremdgehen mit einer Prostituierten im heimischen Schlafzimmer und verarbeitet das Pärchen an Ort und Stelle auf drastische Weise zu Hackepeter.
Im Gefängnis hat sie dafür nichts zu lachen, denn Romana, die dominante Leiterin, führt ein ziemlich strenges Regiment.
Nach 10 harten Jahren wird Nathalie entlassen – wegen guter Führung! Mittlerweile hat sich ihr Frauenhass allerdings ins Unermessliche gesteigert.
Sie mietet ihr altes Haus und startet von dort aus eine Reihe blutiger Morde an knackigen, jungen Frauen, an denen sie sich freilich zunächst ausgiebigst verlustiert, was wiederum Anlass zu viel nackter Haut gibt.
Lange Zeit tappt die Polizei im Dunkeln, doch dann kommt man ihr endlich auf die Spur….

Baldassari im Knast

Die Inhaltsangabe spricht für sich. Wer Andreas Bethmanns Filme nicht mag, kann den Rest des Textes also getrost überspringen.

Bethmann, fleißiger Filmer aus deutschen Landen und Betreiber des exzellenten DVD-Labels X-RATED, hat uns schon mit vielem hübschen Streifen beglückt: ANGEL OF DEATH – FUCK OR DIE, GEHEIME SPIELE JUNGER MÄDCHEN, DÄMONENBRUT, SCHULMÄDCHEN-REPORT 2000 – FEUCHTE MÖSEN NACH SCHULSCHLUSS und nicht zuletzt dem abgefahrenen VEGETARIERINNEN ZUR FLEISCHESLUST GEZWUNGEN – PART 2.

In ROSSA VENEZIA hat Bethmann seine Lieblings-Themen in einem Film zusammengepackt. So verkündet der Klappentext dann auch vollmundig: “THE FIRST HORROR SPLATTER HARDCORE WOMEN-IN-PRISON GIALLO EVER MADE”

Klingt nach einer derben Mischung – und kommt auch genauso daher! Kein Wunder also, dass sich Bethmann entschlossen hat, den Film nicht bei seinem eigenen Label zu veröffentlichen, sondern stattdessen bei den Italienern vorstellig geworden ist.

Eine kluge Entscheidung, denn in Deutschland hätte der Film aufgrund seiner permanenten Verbindung von Hardcore-Sex und brutaler Gewalt zweifellos gehörig eins auf die Mütze bekommen.

ROSSA VENEZIA kommt in einer überdimensionierten Edel-Box daher. Darin enthalten sind ein großes Poster mit dem Cover-Motiv, ein leider zu klein ausgefallenes T-Shirt sowie der Hauptfilm in den 3 oben erwähnten Fassungen inklusive reichlich Bonus-Material und einer Soundtrack-CD.

Aber kommen wir zu der wichtigen Frage: Ist ROSSA VENEZIA ein guter Film?

Das lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller reichen von gut bis grausig, das Gleiche gilt die gezeigten Spezialeffekte. Mit diesen Punkten kann man jedoch durchaus leben. Sehr positiv hervorzuheben sind die poetischen inneren Monologe und Tagebuch-Aufzeichnungen der Killerin sowie der atmosphärische Soundtrack.

Man merkt dem Film an, dass Bethmann versucht, hier ambitionierter als früher zu Werke zu gehen. ROSSA VENEZIA hat deshalb einige starke Bilder zu bieten, so die ein oder andere Hommage an Lucio Fulci, auf dessen Kerbholz so schöne Filme gehen wie “NEW YORK RIPPER” und “EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL”. Die Cameo-Auftritte von Jess Franco, dem spanischen Meister des Flutsch-Films, sowie seiner Muse Lina Romay tragen ihren Teil zum Gelingen des Films bei.

Lina Romay und Jess Franco

Der Schauplatz Venedig ist allerdings leider fast völlig verschenkt worden. Der Film spielt sich – von einigen sehr hübschen Lagunen-Fahrten abgesehen – zumeist im Haus der Killerin ab.

Dazu kommt, dass die Full Uncut Export-Fassung mit ihren strammen 155 Minuten arg lang geworden ist. So nett der Anblick der leckeren jungen Damen, die alle aus dem bekannten ungarischen Dorf Fötzelek zu stammen scheinen, auch ist, zu einem geregelten Spannungsfluss tragen sie wenig bei. Zu oft verliert sich die Ultra-Lang-Fassung in langgezogenen Neben-Plots.

Straffer kommt da schon die German Giallo Version daher. Diese ist um einen Großteil der Hardcore-Sex-Szenen erleichtert und auch die Gewalt-Exzesse sind abgemildert, was den Film um einiges flüssiger macht. Die sehr hübsche 16mm-Filmsimulation ist ebenfalls sehr angenehm anzuschauen.

Persönlich bevorzuge ich den im Jahr 2007 erschienenen Directors Cut des Films. In dieser Version hält der Streifen durchweg bei Laune, ohne dass sich Ermüdungserscheinungen irgendwelcher Art einstellen.

Die Hardcore-Version des Streifens beschränkt sich darauf, die Rahmenhandlung ganz wegfallen zu lassen und stattdessen ausschließlich die saftigen Szenen des Films aneinanderzureihen. Muss man nicht wirklich gesehen haben – es sei denn, man will sich mal wieder gepflegt die Fleischpeitsche polieren.

Lekker Bondage :P

Zum Fazit: Das oben Geschilderte mag negativ klingen, aber ROSSA VENEZIA ist ein durchaus beachtlicher Streifen, dem lediglich ein strafferes Drehbuch und der ein oder andere professionellere Schauspieler gutgetan hätten. Der Directors Cut ist auf jeden Fall der Ultra-Lang-Fassung vorzuziehen.
Was Bethmann hier abliefert, hat man – trotz diverser Abstriche, die man nun einmal machen muss – so noch nicht auf der Leinwand gesehen. Für Freunde von großen Hupen und des roten Saftes ein unbedingtes Muss!

Raki-o-Meter: Diesen Film sollte man mit der besten Freundin im Arm und sehr, sehr vielen bunten Getränken genießen. Ist wie “Herr der Ringe”: Ein guter Film, ein sehr langer Film – nur mit mehr Titten. Viel mehr Titten…

JACK THE RIPPER – DER DIRNENMÖRDER VON LONDON

Deutschland/Schweiz 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Klaus Kinski, Josephine Chaplin, Andreas Mannkopff, Herbert Fux, Lina Romay

Länge: 92 Minuten

Dr. Orloff (Kinski) ist ein Arzt mit einer kleinen Praxis in London, wo er aufopferungsvoll die Armen der Stadt behandelt. Leider hat der gute Mann aber ordentlich einen an der Waffel, denn nächtens begibt er sich auf die Jagd nach leichten Mädchen, um diese kunstfertig in ihre Bestandteile zu zerlegen. Wie so oft hat dies seine Ursache in einem Kindheitstrauma. Inspektor Selby ist dem brutalen Prostituierten-Mörder jedoch dicht auf den Fersen. Unterstützt wird er dabei von seiner balletttanzenden Freundin, die sich heimlich als Hure verkleidet, um so in einschlägigen Bars den Ripper anzulocken…

JACK THE RIPPER unterscheidet sich gleich in doppelter Weise von den übrigen Jess-Franco-Filmen, die auf diesen Seiten bisher gewürdigt wurden. Zum einen wird die oben geschilderte Geschichte vergleichsweise konsequent heruntererzählt, ohne zwischendurch in ein filmisches Delirium zu verfallen, zum anderen hatte Franco hier etwas mehr Geld zur Verwirklichung seiner filmischen Vision zur Verfügung.

Hier arbeitete er nämlich mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich zusammen, der uns so nette Filme beschert hat wie: DIE WILDGÄNSE KOMMEN, ROLLS ROYCE BABY oder BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN. JACK THE RIPPER war nicht die einzige Co-Produktion der Beiden und macht für die Verhältnisse eines Jess Francos einen recht professionellen Eindruck.

Eine ernsthafte Aufarbeitung des Jack-the-Ripper-Themas sollte allerdings niemand erwarten, der halbwegs bei klarem Verstand ist. Franco schert sich nicht groß um die historischen Fakten und liefert stattdessen eine klassische Schauer-Mär, gewürzt mit Blut und etwas nackter Haut.

Mitfiebern, wer denn nun letztendlich der brutale Mörder ist, kann man nicht, denn schon nach dem Vorspann ist klar, dass es sich bei dem Ripper um den bei Tageslicht so menschenfreundlichen Dr. Orloff handelt. Dafür wird dieser jedoch von unser aller Klaus Kinski bravourös verkörpert. Wenig Schauspieler waren so gut geeignet, den Zwiespalt zwischen Genie und Wahnsinn auf der Leinwand darstellen zu können.

Die sonstigen schauspielerischen Leistungen in JACK THE RIPPER sind freilich nicht ganz so atemberaubend, so zeichnet sich Andreas Mannkoppf als wackerer Inspektor vor allem dadurch aus, dass er den ganzen Film über nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Schau trägt. Josephine Chaplin agiert nicht ganz so fulminant wie ihr berühmter Vater, dafür liefert jedoch Herbert Fux als versoffener Fischer Charlie ein kleines Kabinettstückchen ab und sorgt für eine Prise Humor in dem düsteren Grusel-Streifen. Lina Romay, seit den 70ern eine von Francos bevorzugten Darstellerinnen und spätere Ehefrau, liefert ebenfalls eine solide Leistung und darf überdies ein frivoles Liedchen trällern, bei dem sie ihre nackige Kehrseite herzeigt, bevor sie dann vom Ripper zu Hackepeter verarbeitet wird.

Lina Romay und Klaus Kinski

Drastische Effekte sieht man eher wenige, am ehesten vielleicht bei dem Mord an Lina Romay. Dafür muss man jedoch anerkennen, dass Franco eine klassische Grusel-Film-Atmosphäre auf Zelluloid gebannt hat, die einen in ihren besten Momenten unwillkürlich an alte Hammerproduktionen denken lässt. Anzumerken ist, dass der Film komplett in Zürich gedreht wurde – abgesehen von einer kurzen Aufnahme von Big Ben im Vorspann des Films. In Anbetracht dieser Umstände ist es Franco erstaunlich gut gelungen, die typische nebelverhangene Szenerie einzufangen, die für einen Film mit solcher Thematik nötig ist. Freilich, das Gewässer, das dem geneigten Zuschauer hier als Themse verkauft wird, sorgt unweigerlich für dezentes Kichern. Letzten Endes sieht man jedoch großzügig darüber hinweg, da ansonsten der positive Gesamteindruck überwiegt.

Insgesamt ist JACK THE RIPPER kein wirklich spannender Thriller, dazu ist der Aufbau des Films zu gradlinig und die Identität des Mörders zu schnell klar. Trotzdem ist Franco hier ein sehr schöner, atmosphärischer Film gelungen, der durch die schönen Aufnahmen des nebelverhangenen London/Zürich lebt und durch seinen über jeden Zweifel erhabenen Hauptdarsteller lebt.

Die DVD: Die JACK THE RIPPER-DVD bildet den Auftakt von Erwin C. Dietrichs höchst empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION, von der zum Zeitpunkt dieses Reviews schon einige weitere Titel erschienen sind. Das Bild ist für einen Nischenfilm dieser Art und diesen Alters von einer Brillanz, die einem glatt den Unterkiefer zu Boden poltern lässt. Eines der interessantesten Features im Bonus-Bereich der DVD bildet denn auch die Dokumentation über die Restaurierung des Films. Daneben gibt es noch einen hörenswerten Audiokommentar von Erwin C. Dietrich, eine geschnittene Szene, Infos über den historischen Ripper-Fall und weiteres mehr. Bei der Qualität der Scheibe insgesamt fragt man sich ernsthaft, warum dies bei ein solchen Special-Interest-Film möglich ist, man im Gegensatz dazu bei bekannteren Film-Klassikern oft genug mit billigen Spar-Versionen abgefertigt wird. Kaufen!

Raki-o-Meter: Unvorbereitete Gemüter sollten einen leckeren Raki im Gepäck haben, Cineasten können den Film aber durchaus auch nüchtern ansehen.

LUST FÜR FRANKENSTEIN (OT: LUST FOR FRANKENSTEIN), Spanien/USA 1998

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Michelle Bauer, Amber Newman, Carlos Subterfuge, Alex Cox u. a.

Länge: 85 Minuten

Der legendäre Dr. Frankenstein hat längst das Zeitliche gesegnet. Das hindert ihn jedoch nicht daran, als Geist seiner Tochter Moira (Lina Romay) zu erscheinen und sie aufzufordern, seine Arbeit fortzusetzen.

Moira sucht schließlich ihr Geburtshaus auf, wo sie zunächst ihre dekadente Stiefmutter vorfindet. Immer noch wird sie von Botschaften aus dem Jenseits heimgesucht. Es dauert nicht lange, bis Moira auf „Goddess“ (Michelle Bauer) stößt – ein von ihrem Vater geschaffenes, zweigeschlechtliches Geschöpf. Sie verlieben sich ineinander. Die traute Zweisamkeit wird jedoch bald getrübt und es kommt zu ersten Todesfällen…

Ahhh, schon wieder der wundervolle Jess Franco… Unter den rund 200 Filmen des spanischen Regisseurs finden sowohl eigenartig atmosphärische Kult-Streifen wie der allseits bekannte VAMPYROS LESBOS als auch Trash-Granaten allererster Güte. LUST FÜR FRANKENSTEIN zählt zu den Spät-Werken Francos und kann neben ANDY WARHOLS FRANKENSTEIN von Paul Morrisey getrost zu den eigenwilligsten Interpretationen des Themas gezählt werden.

LUST FÜR FRANKENSTEIN wurde im Jahr 1998 mit billigsten Mitteln heruntergekurbelt, was man dem Bild des Films auch durchaus ansieht. Den Franco-Fan an sich dürfte dies freilich weniger stören.

Jünger des Altmeisters sowie auch dessen Kritiker bekommen mit diesem Film wieder einmal all das geliefert, was man von Franco gemeinhin erwarten darf. Auffallend ist besonders der häufige Einsatz digitaler Verfremdungseffekte (siehe auch Screenshots), die LUST FÜR FRANKENSTEIN eine ganz eigene Optik geben und es mitunter schwer machen, Traum und Realität zu unterscheiden. Der experimentelle Look verleiht dem Streifen einen kräftigen Schuss Delirium und auch die Darsteller scheinen sich teilweise zeitweise wie Schlafwandler durch die Kulissen zu bewegen.

Das ist in diesem Fall nicht einmal negativ gemeint, passt es doch durchaus zu der abgedrehten Story. Lina Romay liefert eine ansprechende Leistung als Tochter des verblichenen Dr. Frankenstein. Ob es gefällt, dass sie in ihrem Alter noch hüllenlos auftritt (die knackigen Tage von FEMALE VAMPIRE liegen schon ein ganzes Weilchen zurück), liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Ein Gegensatz zu den heutigen so gängigen Silikon-Nackedeis ist es allemal. Auch die 80er Scream-Queen Michelle Bauer (HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKER) – mittlerweile ebenfalls schon in ihren 40ern – gibt als gequälte Goddess eine solide Performance.

Natürlich ist für den Durchschnitts-Filmkonsumenten LUST FÜR FRANKENSTEIN meilenweit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Zu eigenwillig ist die Geschichte in Szene gesetzt, zu deutlich sind die typischen Merkmale eines Franco-Streifens. Auch unter Fans des Meisters wird er jedoch zwangsläufig auf ein gespaltenes Echo stoßen, da die eigenwillige Optik und der häufige Einsatz der Digital-Effekte sehr gewöhnungsbedürftig sind. Der Soundtrack mit seinen metallastigen Klängen der Band The Ubangis, an dem auch Franco selbst mitgestrickt hat, kommt allerdings durchaus passend herüber und trägt durchaus zur angenehm-eigenartigen Atmosphäre des Films bei.

Striptease

Fazit: Wie schon weiter oben geschrieben – auch für Franco-Fans ein zwiespältiges Werk. Entweder man mag ihn, oder man hasst ihn. Eine echte Empfehlung kann man von daher nicht wirklich aussprechen, obwohl mir persönlich LUST FÜR FRANKENSTEIN durchaus gefallen hat.

Über jeden Zweifel erhaben ist allerdings die deutsche DVD des Films aus dem Hause X-Rated, die in der auf 1000 Stück limitierten Hartbox mit einer schicken Bonus-DVD aufwartet und insgesamt 145 Minuten (!) Zusatzmaterial bietet, darunter mehrere Interviews mit Franco, Lina Romay und Michelle Bauer, Schnittberichte, Trailer, ein Musik-Video und vieles mehr.

Raki-o-Meter: Wie bei vielen Filmen Jess Francos würde ich drei Flaschen Raki empfehlen, um den Film in seiner ganzen Pracht wahrnehmen zu können. Alles darüber hinaus könnte dem Filmgenuss allerdings nur förderlich sein :-))

JASON X (USA, 2001)

Regie: James Isaac

Darsteller: Kane Hodder, Lexa Doig, Chuck Campbell, Lisa Ryder, Peter Mensah, Melyssa Ade u. a.

Länge: 88 Min.

Das Jahr 2010: Endlich ist es gelungen, den unkaputtbaren Serien-Killer Jason Voorhees (Vorgeschichte: siehe Freitag der 13. 1 – 8 sowie Jason goes to Hell – The Final Friday) dingfest zu machen. Im Crystal Lake Forschungszentrum wartet er darauf, in den Cryo-Schlaf versetzt zu werden. Leider hat man da die Rechnung ohne unsere freundlichen Freunde vom Militär gemacht. Dort hat man nämlich reges Interesse an seinen Regenerations-Fähigkeiten. Der Versuch, sich den wohl beliebtesten Masken-Träger aller Zeiten (von Alaska Saedelaere mal abgesehen) unter den Nagel zu reißen, geht jedoch – wie zu erwarten – grandios in die Hose…

Das Jahr 2455: Auf einem Trip zur mittlerweile unbewohnbaren Erde entdeckt ein Trupp von Archäologie-Studenten den letztlich doch eingefrorenen Körper von Jason und der Frau, der es 2010 mit letzter Kraft gelang, ihn doch noch tiefzukühlen. Man nimmt die Beiden an Bord und beschließt, sie wieder aufzutauen. Bei beiden Personen hat man Erfolg und schon bald herrscht an Bord ausgelassene Partystimmung….

Die Freitag der 13.-Reihe wird – wie Sam Raimis Evil Dead, Romeros Zombie-Trilogie und ähnliche Streifen – von den Horror-Fans hoch geschätzt und von sandalenbewehrten Aushilfs-Pädagogen zutiefst verteufelt. Daran hat sich seit dem ersten Film der Serie, der 1980 das Licht der Welt erblickte, kaum etwas geändert.

Seit damals ist geraume Zeit ins Land gezogen und auch die Reihe selbst hat sich gehörig gewandelt. Stellten die ersten 4 Filme (von denen 2 dann hierzulande auch umgehend auf dem Index landeten und selbst heutzutage kurioserweise nur als Import-DVD erhältlich sind) noch bierernste Backwood-Slasher ohne den heute so üblichen Schuß Humor dar, wandelte sich das Bild mit Teil 5 langsam aber sicher. Nachdem das Handlungsmuster der ersten Folgen ohne große Variationen immer wieder durchgespielt worden war, fügte man dem Rezept nun einen ordentlichen Schuß Selbstironie hinzu.

Dennoch war 1989 erst einmal das Ende der Serie gekommen. Paramount brachte die Serie um das ungeliebte Stiefkind Jason (obgleich man bis dato schon Millionen mit der Figur gescheffelt hatte) mit „Freitag der 13. – Teil 8: TODESFALLE MANHATTAN“ zum Abschluss.

Die Rechte an der Serie wanderten zu „New Line Cinema“ ab, die uns schon mit der „Nightmare on Elm Street“-Reihe um Freddy Krueger beglückt hat und so erblickte 1993 JASON GOES TO HELL – THE FINAL FRIDAY das Licht der Welt (natürlich nicht, ohne einen Cameo-Auftritt von Freddy einzubauen – dies um das Crossover der beiden Horror-Serien vorzubereiten, das erst gute 10 Jahre später in den US-Kinos anlaufen sollte). Das Ende des vorherigen Films wurde ignoriert und der Hauptfigur aus offensichtlichen Gründen ein freddy-kompatibler mystischer Background aufgepropft, der sich natürlich eher störend auswirkte.

Der vorliegende Film lässt den vorangegangenen Streifen abermals außer Acht. Jason ist gefangengenommen worden und soll nach diversen Hinrichtungsversuchen nun tiefgefroren werden. Serienkontinuität? Ach was, aber interessiert auch niemanden mehr wirklich.

Jason Vorhees

JASON X ist auch weit davon entfernt, ein ernstgemeinter Horror-Streifen zu sein. Hier geht es vor allem um eins: Mehr oder weniger spektakulär in Szene gesetzte Meuchelmorde. Grusel-Spannung kommt eher selten auf – nachdem man mit der Jason-Figur nahezu alle möglichen Szenarios (außer vielleicht Jason vs. Godzilla) durchgespielt hat, ist das allerdings auch schlecht möglich.

Stattdessen kommt der Streifen mit seinen durchaus selbstironischen Momenten richtig spaßig daher, wozu auch die gut aufgelegten Darsteller (die natürlich getreu der Serie allesamt Charaktere verkörpern, die – freundlich gesagt – dumm wie Brot sind) ihren Teil beitragen.

Meine Empfehlung: Kumpels einladen, für ausreichend geistige Getränke sorgen und Spaß haben. Ein Party-Film erster Kajüte, oder, wie Onkel Hondo sagen würde: ein echter Klopper! 🙂

Die DVD: Der deutsche Silberling von WARNER ist – bezogen auf den Film selbst – ungekürzt und kann bedenkenlos empfohlen werden. Im Gegensatz zu den bei Paramount erschienenen DVDS der Teile 1 – 8 ist sogar Bonus-Material enthalten – man kann es kaum glauben. Zwei Dokus befinden sich auf der Scheibe. Zum einen THE MANY LIVES OF JASON VORHEES und zum anderen BY ANY MEANS NECESSARY: THE MAKING OF JASON X. Das ulkige „Jump-to-a-Death-Feature“, mit dem man per Fernbedienung direkt zu den saftigen Stellen des Films skippen konnte, hat man dem deutschen Zuschauer erspart. Bedauerlich, aber zu verschmerzen. Immerhin muss man ja schon froh sein, wenn derlei Streifen überhaupt hierzulande erscheinen. Auf jeden Fall empfehlenswert.

Raki-o-Meter: Handwerklich gutgemacht, von daher ist harter Alkohol nicht unbedingt vonnöten, um das Gesehene zu überstehen. Der Party-Stimmung ist das ein oder andere Schlückchen in Ehren aber auf jeden Fall zuträglich.

Wer ist dieser Kommissar Lehmann überhaupt?

Der schwer gebeutelte Kriminalhauptkommissar Lehmann ist – gemeinsam mit seinem Kumpel, dem Reporter-Ass Martin Faust – eine der Hauptfiguren einer Serie vornehmlich in Kòln angesiedelter Grusel-Romane aus meiner bescheidenen Feder. Arbeitstitel dieser kleinen Reihe ist “DER PARA-BULLE”. Der erste Band der aufregenden Abenteuer erschien im Februar 2008 im Romantruhe-Verlag als Geister-Schocker Band 61 unter dem Titel DÄMONEN IN KÖLN.

Geister-Schocker 61

Teil 2 und 3 mit den Arbeitstiteln “SCHREIE AUS DEM HEXENTURM” und “DIE LEICHEN-KLINIK” wurden soeben abgeschlossen. Weiteres hierzu demnächst… 😛

Eine genaue Aufstellung meines bescheidenen literarischen Schaffens und sonstiger absurder Aktivitäten findet sich unter www.elefantenmike.de.

DORIANA GREY / DAS BILDNIS DER DORIANA GRAY / DIE MARQUISE VON SADE (Weitere Titel: DIRTY DRACULA, EJACULATIONS), Deutschland/Schweiz, 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Monica Swinn, Martine Stedil u. a.

Länge: 76 Minuten (Directors Cut)


Die reiche und einsame Doriana Grey lebt allein mit ihrem Diener Ziros auf einem Schloß und wird von einer Reporterin aufgesucht, die Licht in Dorianas mysteriöse Vergangenheit bringen möchte. In einer psychiatrischen Anstalt – geleitet von dem seltsamen Dr. Orloff – wird nämlich eine junge Frau behandelt, die Doriana aufs Haar gleicht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Dorianas siamesische Zwillingsschwester, von der sie kurz nach der Geburt getrennt wurde.
Das ist jedoch nicht die einzige Überraschung. Bei der frigiden Doriana handelt es sich um eine Art Sex-Vampir (die überdies mit ihrer Zwillingsschwester telepathisch verbunden ist) und die ihren Opfern über die primären Geschlechtsorgane die Lebensenergie aussaugt…

Doriana

Wie auch JACK THE RIPPER wurde dieser Jess-Franco-Streifen von dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich produziert, der selbst auch bei z. B. ROLLS ROYCE BABY (ebenfalls mit Lina Romay) Regie geführt hat.

Man sieht sofort, dass der spanische Meister des Flutsch-Films hier etwas mehr Geld zur Verfügung hatte und der Film macht dementsprechend einen etwas professionelleren Eindruck als manche seiner anderen Streifen.

Wie der Titel des Films schon erahnen lässt, handelt es sich um eine – freilich mehr als freie – Variation der Geschichte von Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Gray“, was sich allerdings im groben auf das Motiv der Dualität der Zwillingsschwestern und den Wunsch nach ewiger Jugend beschränkt.

Viel eher handelt es sich bei DORIANA GREY um eine logische Fortführung der Thematik, die Jess Franco 1970 mit VAMPYROS LESBOS begonnen hat und 1973 mit FEMALE VAMPIRE / EROTIKILL fortgeführt hat. Auch hier geht es um eine dem Meer verhaftete melancholische Sex-Vampirin mit gleichgeschlechtlichen Neigungen.

Für zarte Gemüter ist dieser Film – zumindest im Directors Cut – freilich von den drei Genannten am wenigsten geeignet, bietet Franco hier doch Aufnahmen, an denen ein Hobby-Gynäkologe seine reinste Freude hätte. Immer wieder zoomt die schier wildgewordene Kamera zwischen die weit gespreizten Beine der masturbierenden Lina Romay und hält auch alle sonstigen sexuellen Aktivitäten detailgenau fest.

Die eigentliche Geschichte ist Nebensache und die Dialoge spärlich. Wie auch in einigen anderen seiner Filme zieht Franco es vor, die Bilder für sich sprechen zu lassen.

Nichtsdestotrotz kann man sich dem melancholischen Charme des Films schwer entziehen. Der Soundtrack von Walter Baumgartner, die atmosphärischen Bilder und die sinnliche und gleichzeitig todtraurige Ausstrahlung Romays verbinden sich zu einem äußerst merkwürdigen Film, der in seiner Gesamtheit schwer zu beschreiben ist, aber für Franco-Fans unbedingt sehenswert ist.

Die DVD: Dieser Film ist in der Directors-Cut-Version im Rahmen von Erwin C. Dietrichs empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION erschienen. Unter dem Titel DAS BILDNIS DER DORIANA GRAY ist jedoch auch die 69 Minuten lange Softcore-Version erhältlich. Diese ist beim Label ABCDVD erschienen.

Das Bild des Directors Cut macht einen hervorragenden Eindruck. Die Qualität der wieder eingefügten Hardcore-Szenen fällt qualitativ leider ein wenig ab, da hier offenbar anderes Ausgangsmaterial zur Verfügung stand.

Die Dokumentationen auf der DVD sind schon von der JACK THE RIPPER-DVD bekannt, darüber hinaus gibt es jedoch noch ein zusammengeschnittenes Interview mit Dietrich, Franco und Romay sowie ca. 15 Trailer zu weiteren Veröffentlichungen.

Die Softcore-Version des Films kenne ich nicht – die Collection-DVD ist jedoch unbedingt empfehlenswert.

Raki-o-Meter: Zarte Gemüter sollten zur Bewusstseinserweiterung diverse Rakis im Handgepäck haben, bevor sie sich dem Genuss des Films hingeben!

SIE TÖTETE IN EKSTASE (OT: SHE KILLED IN ECSTASY / MRS. HYDE), BRD/Spanien, 1970

Regie: Jess Franco

Darsteller: Soledad Miranda, Fred Williams, Howard Vernon, Ewa Stroemberg, Dennis Price, Jess Franco u. a.

Länge: 86 Minuten

Dr. Johnson führt – natürlich zum Wohle der Menschheit – abartige Gen-Experimente an menschlichen Embryonen durch. Unnötig zu sagen, das die Ärztekammer ihn zunächst in hohem Bogen hinauswirft, um ihn letztendlich in den Selbstmord zu treiben. Seine hübsche junge Witwe begibt sich daraufhin auf einen blutigen Rachefeldzug. Sie lockt die für den Tod ihres Mannes verantwortlichen Mediziner einen nach dem anderen in ihr Bett, um sie dann grausam zu töten…

SIE TÖTETE IN EKSTASE wurde zeitnah zu VAMPYROS LESBOS gedreht, was man auch daran merkt, dass Franco hier fast dieselbe Crew einsetzt. Selbst die Helden der Hammond-Orgel – Manfred Hübler und Siegfried Schwab – sind wieder dabei und unterlegen die Bilder des Films abermals mit aberwitziger Musik. Unterstützt werden sie diesmal jedoch von Bruno Nicolai.

Trotz der zeitlichen Nähe zu VAMPYROS LESBOS haben wir hier doch einen völlig anders gearteten Film vor uns. War VAMPYROS LESBOS ein psychedelisches Gruselmärchen mit einem sehr ruhigen Erzählfluss, geht SIE TÖTETE IN EKSTASE gleich in die Vollen.

Die gradlinige und eher dem Realismus verhaftete Sex & Crime-Story wird dem Zuschauer relativ schnörkellos erzählt und lässt keine Fragen offen. Von den auf diesen Seiten vorgestellten Filmen Francos ist SIE TÖTETE IN EKSTASE sicher der am leichtesten zu konsumierende Streifen.

Interessant anzusehen ist dabei, dass Johnson mit seinen obskuren Experimenten als tragische Figur gezeichnet wird, während seine Kollegen, die zu Recht seinen Rauswurf aus der Ärztekammer betreiben, allesamt als abstoßende Gestalten dargestellt werden, die nicht besser verdienen, was ihnen im Laufe des Films widerfährt.

Unbestrittenes Highlight ist hier der Mord an Dr. Crawford (Ewa Stroemberg), die nach einem kleinen lesbischen Intermezzo von Johnsons Witwe mit einem halbdurchsichtigen Plastikkissen erstickt wird, durch das wir ihr panikverzerrtes Gesicht sehen.

Die schauspielerischen Leistungen sind so solide, wie man sie in einem Franco-Film erwarten kann, haben sich also seit VAMPYROS LESBOS nicht wesentlich verbessert. Herausstechend ist auch hier allerdings Soledad Miranda, deren Darstellung vor allem in jener Szene unter die Haut geht, als sie gegen Ende des Films – begleitet zu klassischer Musik von Bruno Nicolai – endgültig in den Wahnsinn abdriftet.

Soledad

In einer kleinen Nebenrolle tritt übrigens Horst „Derrick“ Tappert als wackerer Inspektor auf, der allerdings nichts besonders zu tun hat und sich bei seinen Ermittlungen reichlich dämlich anstellt.

Insgesamt handelt es sich um einen konventionellen Kriminalfilm mit leichten Soft-Sex-Einlagen, der auch für Genre-Fremde gut zu konsumieren ist, aber immer noch alle Elemente bietet, die man an Jess-Franco-Filmen liebt oder hasst – je nach Standpunkt.

Fazit: Besonders für Franco-Einsteiger empfehlenswert. Für Soledad-Miranda-Fans sowieso…

Die deutsche DVD des Films stammt von CMV und weist leider keinen O-Ton auf. Als Bonus gibt es den Original-Trailer, eine Biografie Soledad Mirandas in Texttafeln und Alternativ-Szenen aus der amerikanischen Fassung des Films. Im deutschsprachigen Raum durchaus eine Kaufempfehlung wert.

Raki-o-Meter: Mit einer Buddel Raki sieht die Welt gleich bunter aus. Der Rest kommt von alleine…

Aus aktuellem Anlass: Horst Tappert ist, wie man heute erfahren durfte, unlängst verstorben. Das ist doch ein Grund, noch mal einen auf das Wohl des ewigen Kommissars zu zuppeln. Natürlich Rotwein. Ganz stilecht aus dem Tetrapack direkt in den Hals. Prost 😛

ENTFESSELTE BEGIERDE (AT: FEMALE VAMPIRE / EROTIKILL u. v. a.), Belgien/Frankreich, 1973

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Jack Taylor, Jess Franco, Monica Swinn, Alice Arno

Länge: zwischen 90 und 105 Minuten, je nach Fassung

Eine melancholisch dreinschauende Frau (Lina Romay) wandert zu den süßlichen Klängen der Titelmusik durch einen nebelverhangenen Wald. Bekleidet ist sie mit einem schwarzen Cape, schwarzen Stiefeln und einem nicht allzu breiten Gürtel. Als sie kurz stehen bleibt, zoomt die Kamera auf ihre dunklen Augen, fährt herunter zu den Brüsten und gönnt sich einen neugierigen Blick auf ihr Schamhaar. Schließlich geht die Frau weiter. Immer näher kommt sie der Kamera ‑ um letzten Endes unübersehbar dagegen zu rumpeln.

Für das unbedarfte Auge des gewöhnlichen Mainstream‑Konsumenten muss die oben geschilderte Einleitung von FEMALE VAMPIRE sicher ein wenig grotesk wirken. Freunde des spanischen Viel‑Filmers Jess Franco hingegen dürften längst gelernt haben, solch offensichtliche Pannen zu übersehen ‑ genauso wie verwackelte, unscharfe Aufnahmen und völlig unmotivierte Zooms, von denen es auch in diesem Werk wieder reichlich zu bewundern gibt.

FEMALE VAMPIRE erzählt die Geschichte der auf Madeira lebenden Irina von Karlstein (Lina Romay), welche zum einen unter dem Fluch des Vampirismus leidet und überdies stumm ist. Irina pflegt jedoch nicht, wie gemeinhin üblich, in den Hals zu beißen, sondern widmet ihre Aufmerksamkeit den primären Geschlechtsorganen ihrer zahlreichen, männlichen wie weiblichen Opfer. Sie hadert jedoch mit ihrem Schicksal. Erst als Irina einen scheuen Poeten kennen lernt, scheint sie Hoffnung zu schöpfen. Letztendlich erweist sich ihr Trieb jedoch als stärker und es kommt, wie es kommen muss…

Wie der geneigte Leser an den Beiß‑Vorlieben Irinas erkannt haben wird, handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Vampir‑Film von der Stange. Tatsächlich existieren von FEMALE VAMPIRE eine Unzahl verschiedener Schnittfassungen (unter ebenso vielen verschiedenen Titeln), die für unterschiedliche Märkte und Länder produziert wurden. Im groben lässt sich zwischen einer horror-lastigen Fassung (in der Irina auch tatsächlich wie gewohnt in den Hals beißt), einer mit massiven Soft‑Sex‑Elementen angereicherten Fassung und einer dritten Version unterscheiden, weiche explizite Hardcore‑Elemente enthält.

Man sieht: FEMALE VAMPIRE ist ein eigenartiges Hybrid zwischen Horror‑ und Sexfilm. Je nachdem, welche Fassung des Streifens man in den Händen hat, dürfte dem Horror‑Fan zuviel Sex und dem geneigten Anhänger visuell unterstützter Masturbation wiederum zuviel Blut enthalten sein.

Erotikill

Die junge Lina Romay ist hier in ihrer ersten großen Hauptrolle zu sehen und quasi mit vollem Körpereinsatz bei der Sache, bietet dabei allerdings noch eine schwankende Leistung. So ist sie in manchen Szenen wirklich sexy und natürlich, um dann wieder hart am absoluten Unvermögen vorbeizuschrammen. Das sie in ihrer Rolle keinen Dialog hat, erleichtert ihre Arbeit ein wenig und trägt durchaus zur eigenartigen Atmosphäre dieses sehr ruhigen Films bei.

So liegt bei allem Matratzengerangel eine beständige Traurigkeit über FEMALE VAMPIRE, die sich vielleicht mit dem damals noch nicht lange zurückliegenden tragischen Unfalltod Soledad Mirandas erklären lässt ‑ Star des thematisch artverwandten VAMPYROS LESBOS und Jess Francos damalige Muse.

Obwohl es sich zweifellos um ein schnell heruntergekurbeltes, teils absurd unzusammenhängendes Machwerk handelt, besitzt der Film in seinen besten Momenten neben seinen hübschen „Schauwerten“ doch atmosphärische Bilder und es gelingt Franco seine Geschichte einer Vampiren, die nach Erfüllung sucht und in einem Netz aus Liebe und Tod gefangen ist, trotz aller handwerklichen Mängel stimmungsvoll herüberzubringen.

Fazit: Wem Jess Francos kultiger VAMPYROS LESBOS zu harmlos war, dürfte hier etwas für seinen Geschmack finden. Für den Durchschnitts-Horror-Konsumenten ist das freilich nichts. Insgesamt bietet FEMALE VAMPIRE (je nach Fassung) wenig Blut, viel nackte Haut und jene wunderbar traurige Atmosphäre, die dem Thema angemessen ist.

Zu den DVDS: Zur Zeit sind auf dem deutschen Markt mehrere Fassungen des Films erhältlich. Zum einen die FEMALE VAMPIRE aus dem Hause Laser Paradise. Diese Scheibe bietet die Softcore-Fassung des Films an, die auch Grundlage dieses Reviews war. Dann kommt eine weitere Fassung aus dem Hause X-Rated und ist unter dem Titel EROTIKILL – LÜSTERNDE VAMPIRE IM SPERMARAUSCH erschienen. Die Fassung enthält Hardcore-Inserts, die offenbar teils Jahre später gedreht wurden. Diese Inserts integrieren sich in keiner Weise in den ursprünglichen Film und zerstören seine eigentliche Atmosphäre. Von daher kann diese Version des Films nur hartnäckigen Franco-Komplettisten empfohlen werden.

Raki-o-Meter: Für die FEMALE VAMPIRE-Fassung sind 2 Buddeln Raki durchaus angemessen – die EROTIKILL-Version würde ich dagegen nicht unter vier Buddeln in den Player legen…

VAMPYROS LESBOS – ERBIN DES DRACULA (OT: LAS VAMPIRAS), BRD/Spanien, 1970

Regie: Jess Franco

Darsteller: Soledad Miranda, Ewa Stroemberg, Dennis Price, Heidrun Kussin, Jess Franco u. a.

Länge: 86 Minuten

Gräfin Nadine von Carody (Soledad Miranda) ist dem weiblichen Geschlecht zugeneigt – und so ganz nebenbei die Witwe des verblichenen Grafen Dracula. Linda Westinghouse (bei deren Namen man nicht von ungefähr an Lucy Westenra denken muss – ein Dr. Seward taucht übrigens auch auf) arbeitet in einer Anwaltskanzlei und ist mit der Vollstreckung des Testaments beauftragt. Sie reist nach Istanbul, wo sie schon bald in den erotischen Bann der Gräfin gerät. Es dauert nicht lange, bis erstes Blut fließt…

VAMPYROS LESBOS gehört sicherlich zu jenen Filmen, die auch dem Nicht-Franco-Fan vom Titel her geläufig sind – zumindest jedenfalls seit sich im Zug der Easy-Listening-Welle der neu aufgelegte Soundtrack in den einschlägigen Charts platzieren konnte.

„Eine gewagte und harte Verfilmung des alten Dracula-Themas“ trompetet der alte deutsche Werbe-Trailer vollmundig. So hart ist der Film indessen nicht. Vielleicht mag VAMPYROS LESBOS im Jahr 1970 schockierend gewesen sein. Heute stellt sich der Film als surreal inszeniertes, eher zahmes Gruselmärchen dar. Die Reize von VAMPYROS LESBOS liegen woanders – nämlich in seiner Atmosphäre.

Schon die einleitende Nachtclub-Sequenz, in welcher der geneigte Zuschauer eine schwül-erotische Darbietung der umwerfenden Soledad Miranda verfolgen darf, macht unmissverständlich klar, dass man sich nicht in einem traditionellen Vampirfilm, sondern in einem Werk aus der Jess-Franco-Werkstatt befindet.

Nachtclub

Im weiteren Verlauf des Streifens schaut man fasziniert auf ein buntes Kaleidoskop aus obskurem 70er-Jahre-Look, symboltriefenden Bildern vor der Kulisse Istanbuls und der franco-typischen Dosis nackter Haut – stets untermalt von dem zutiefst eigenwilligen Soundtrack aus der Feder von Manfred Hübler und Siegfried Schwab (hinter denen Roland M. Hahn und Volker Jansen in ihrem peinlich schlechten LEXIKON DES HORROR-FILMS gar einen „orgelspielenden Tonband-Amateur“ vermuteten), die Francos Vampirdrama mit psychedelischem Jazz-Geschwurmel untermalen, was einerseits für einen Grusel-Film geradezu grotesk unpassend ist, andererseits aber absolut funky daherkommt und klar zum Kultstatus des Films beigetragen hat. Die Story ist dabei, wie in so manchem Franco-Film absolute Nebensache und quasi nicht vorhanden. Aber, ehrlich gesagt, interessiert das jemand bei einem solchen Meisterwerk?

Soledad

Fazit: „Sehen ist Glauben“ heißt das Motto bei VAMPYROS LESBOS. Wer einen knalligen Horror-Film sehen will, ist hier fehl am Platz. Stattdessen gibt es einen durch eine eher nebensächliche Hintergrundgeschichte verbundenen Bilderrausch, der sich weniger durch Logik als durch seine abgefahrene Atmosphäre auszeichnet.

VAMPYROS LESBOS ist für mich einer der stimmungsvollsten Franco-Filme meiner Sammlung und bietet einige wunderschön atmosphärische Momente. Für den aufgeschlossenen Zuschauer ist Anschauen Pflicht!

Die deutsche DVD des Films stammt aus dem bewährten Hause CMV und bietet ein ordentliches Bild – dafür allerdings keinen O-Ton und bis auf den Trailer und eine Filmografie der unsterblichen Soledad Miranda in Texttafeln keine Extras. Dennoch im deutschsprachigen Raum die Kaufempfehlung schlechthin.

Raki-o-Meter: Ab einer Buddel Raki aufwärts…. Der psychedelische Effekt stellt sich hier von ganz alleine ein… Einfach schön!

EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES (UNA VERGINE TRA I MORTI VIVENTI / CHRISTINE – PRINCESSE DE L’ EROTISME), Frankreich/Italien, 1971

Regie: Jess Franco / Producers Cut (1980): Jean Rollin und Pierre Quérut

Darsteller: Christina von Blanc, Britt Nichols, Paul Müller, Rose Palomar, Howard Vernon, Anne Libert, Jess Franco

Länge: 76 Minuten / Producers Cut: 89 Minuten

Christina reist nach Schloss Monserrat, um dort an der Testamentseröffnung ihres jüngst verstorbenen Vaters teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin versucht man ihr zwar weiszumachen, dass auf selbigen Schloss niemand mehr lebt, aber Christina lässt sich aber davon nicht beirren. Von dem grenzdebilen Diener Basilio (eine Paraderolle für Jess Franco persönlich) wird sie zum Schloss kutschiert Sie kommt gerade rechtzeitig an, um Zeuge zu werden, wie auch die zweite Frau ihres Vaters an einer mysteriösen Krankheit verstirbt. Die übrige Verwandtschaft macht einen etwas absonderlichen Eindruck. Schon bald findet Christina tote Fledermäuse in ihrem Bett und überrascht eine Freundin der Familie bei lesbischen Folterspielchen, aber das schreckt unsere wackere Heldin nicht. Das ihr dann aber auch noch der Geist ihres toten Vaters erscheint, bringt Christina dann doch ein wenig aus der Fassung….

Die obige Inhaltsangabe mag nach einem klassischen Gruselfilm-Szenario klingen, aber was Regisseur Jess Franco hier abgeliefert hat, ist ein echter Abschnaller vor dem Herrn! Folgen die anderen Filme des Meisters, die auf diesen Seiten besprochen werden (siehe unten) eher einer klar nachvollziehbaren Handlung, verliert sich Franco hier spätestens nach der Ankunft der Titelheldin auf dem Familienschloss vollends im Surrealen.

„Träume sind wie Schatten vergangener Zeiten.“ philosophiert Christinas Tante an einer Stelle und in der Tat scheint sich das Geschehen zwischen Traum und Realität abzuspielen. Die Konturen der logisch nachvollziehbaren Handlung werden zertrümmert.

So wird bei der Trauerfeier der verstorbenen Stiefmutter diese beispielsweise nicht etwa im Sarg aufgebahrt, sondern aufrecht sitzend der anwesenden Verwandtschaft präsentiert. Der unverwüstliche Howard Vernon klimpert dazu auf der Orgel und spielt heitere Melodeien. Carmencia, die oben erwähnte, offenkundig lesbische Freundin der Familie, lackiert sich währenddessen seelenruhig die Fußnägel. Das ist schrill. „Ihr seid wirklich eine lustige Gesellschaft“ bemerkt Christina dann auch schmunzelnd und geht erst mal zum Nacktbaden. Dabei wird sie heimlich von zwei örtlichen Rentnern beobachtet, denen beim Anblick der leckeren jungen Maid nichts besseres einfällt, als dass man sie gerne beißen würde „bis das Blut spritzt!“

Rentner

Überhaupt wechseln Dialoge und Bilder ständig zwischen filmischer Poesie und absolutem Trash, so dass man sich mitunter fragt, was Franco und seine Crew vor den Dreharbeiten wohl geraucht haben. Begleitet wird das ganze von eigentümlichen Synthesizer-Klängen, die das absurde Filmvergnügen abrunden.

Soweit die ursprüngliche Fassung des Films von 1971. Macht diese noch einen durchaus runden, wenn auch mitunter angenehm gehirnalbernen Eindruck, fällt dem geneigten Zuschauer jedoch beim Betrachten des 1980 erstellten, sogenannten Producers Cut unweigerlich die Kinnlade herunter. Für jene Fassung wurden von Jean Rollin (THE LIVING DEAD GIRL) Szenen mit Untoten gedreht, um auf der damaligen Zombiefilm-Welle mitschwimmen zu können. Diese neuen Szenen fallen sofort ins Auge, da sie sich in keiner Weise in den ursprünglichen Film einfügen und jeden tieferen Sinns entbehren.

Fazit: Der Cover-Text der deutschen DVD „Jeder Dialog wirkt wie ein Gedicht und strotzt voller Poesie“ ist sicherlich etwas übertrieben. Tatsache ist, dass es sich tatsächlich um einen recht poetischen Streifen handelt, den man jedoch kaum mit den Maßstäben eines Standard-Gruselstreifen messen kann. Dazu ist er einfach zu absonderlich. Auch für Franco-Verhältnisse ist dies ein relativ unzugänglicher Streifen, den man im Prinzip nur lieben oder hassen kann. Meines Erachtens ist EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES ein echter Klopper, aber das muss jeder für sich selbst herausfinden.

Zur DVD: Der Silberling zum Film stammt aus dem bewährten Hause X-RATED und ist sowohl als Einzel-DVD als auch als limitierte Doppel-DVD in einer wirklich schicken Hartbox erschienen. Auf letzterer befinden sich der Original-Cut des Films von 1971, der Producers Cut, diverse Trailer, eine Bildergalerie, entfallene Szenen, der französische Original-Anfang des Films sowie die 13 zusätzlichen Filmminuten der Rollin-Fassung als separat anwählbares Feature. Unbedingt empfehlenswert!

Raki-o-Meter: Aufgrund der Eigenwilligkeit des Films würde ich – je nach filmischer Vorbildung – drei Flaschen Raki ansetzen. Für franco-gestählte Cineasten reicht aber durchaus eine.

Anmerkung: Diesen Film habe ich unter anderem beim diesjährigen Wichteln auf www.cinefacts.de verschenkt. Ich hoffe, der Empfänger hat viel Freude mit diesem Epos 🙂