SIE TÖTETE IN EKSTASE (OT: SHE KILLED IN ECSTASY / MRS. HYDE), BRD/Spanien, 1970

Regie: Jess Franco

Darsteller: Soledad Miranda, Fred Williams, Howard Vernon, Ewa Stroemberg, Dennis Price, Jess Franco u. a.

Länge: 86 Minuten

Dr. Johnson führt – natürlich zum Wohle der Menschheit – abartige Gen-Experimente an menschlichen Embryonen durch. Unnötig zu sagen, das die Ärztekammer ihn zunächst in hohem Bogen hinauswirft, um ihn letztendlich in den Selbstmord zu treiben. Seine hübsche junge Witwe begibt sich daraufhin auf einen blutigen Rachefeldzug. Sie lockt die für den Tod ihres Mannes verantwortlichen Mediziner einen nach dem anderen in ihr Bett, um sie dann grausam zu töten…

SIE TÖTETE IN EKSTASE wurde zeitnah zu VAMPYROS LESBOS gedreht, was man auch daran merkt, dass Franco hier fast dieselbe Crew einsetzt. Selbst die Helden der Hammond-Orgel – Manfred Hübler und Siegfried Schwab – sind wieder dabei und unterlegen die Bilder des Films abermals mit aberwitziger Musik. Unterstützt werden sie diesmal jedoch von Bruno Nicolai.

Trotz der zeitlichen Nähe zu VAMPYROS LESBOS haben wir hier doch einen völlig anders gearteten Film vor uns. War VAMPYROS LESBOS ein psychedelisches Gruselmärchen mit einem sehr ruhigen Erzählfluss, geht SIE TÖTETE IN EKSTASE gleich in die Vollen.

Die gradlinige und eher dem Realismus verhaftete Sex & Crime-Story wird dem Zuschauer relativ schnörkellos erzählt und lässt keine Fragen offen. Von den auf diesen Seiten vorgestellten Filmen Francos ist SIE TÖTETE IN EKSTASE sicher der am leichtesten zu konsumierende Streifen.

Interessant anzusehen ist dabei, dass Johnson mit seinen obskuren Experimenten als tragische Figur gezeichnet wird, während seine Kollegen, die zu Recht seinen Rauswurf aus der Ärztekammer betreiben, allesamt als abstoßende Gestalten dargestellt werden, die nicht besser verdienen, was ihnen im Laufe des Films widerfährt.

Unbestrittenes Highlight ist hier der Mord an Dr. Crawford (Ewa Stroemberg), die nach einem kleinen lesbischen Intermezzo von Johnsons Witwe mit einem halbdurchsichtigen Plastikkissen erstickt wird, durch das wir ihr panikverzerrtes Gesicht sehen.

Die schauspielerischen Leistungen sind so solide, wie man sie in einem Franco-Film erwarten kann, haben sich also seit VAMPYROS LESBOS nicht wesentlich verbessert. Herausstechend ist auch hier allerdings Soledad Miranda, deren Darstellung vor allem in jener Szene unter die Haut geht, als sie gegen Ende des Films – begleitet zu klassischer Musik von Bruno Nicolai – endgültig in den Wahnsinn abdriftet.

Soledad

In einer kleinen Nebenrolle tritt übrigens Horst „Derrick“ Tappert als wackerer Inspektor auf, der allerdings nichts besonders zu tun hat und sich bei seinen Ermittlungen reichlich dämlich anstellt.

Insgesamt handelt es sich um einen konventionellen Kriminalfilm mit leichten Soft-Sex-Einlagen, der auch für Genre-Fremde gut zu konsumieren ist, aber immer noch alle Elemente bietet, die man an Jess-Franco-Filmen liebt oder hasst – je nach Standpunkt.

Fazit: Besonders für Franco-Einsteiger empfehlenswert. Für Soledad-Miranda-Fans sowieso…

Die deutsche DVD des Films stammt von CMV und weist leider keinen O-Ton auf. Als Bonus gibt es den Original-Trailer, eine Biografie Soledad Mirandas in Texttafeln und Alternativ-Szenen aus der amerikanischen Fassung des Films. Im deutschsprachigen Raum durchaus eine Kaufempfehlung wert.

Raki-o-Meter: Mit einer Buddel Raki sieht die Welt gleich bunter aus. Der Rest kommt von alleine…

Aus aktuellem Anlass: Horst Tappert ist, wie man heute erfahren durfte, unlängst verstorben. Das ist doch ein Grund, noch mal einen auf das Wohl des ewigen Kommissars zu zuppeln. Natürlich Rotwein. Ganz stilecht aus dem Tetrapack direkt in den Hals. Prost 😛

VAMPYROS LESBOS – ERBIN DES DRACULA (OT: LAS VAMPIRAS), BRD/Spanien, 1970

Regie: Jess Franco

Darsteller: Soledad Miranda, Ewa Stroemberg, Dennis Price, Heidrun Kussin, Jess Franco u. a.

Länge: 86 Minuten

Gräfin Nadine von Carody (Soledad Miranda) ist dem weiblichen Geschlecht zugeneigt – und so ganz nebenbei die Witwe des verblichenen Grafen Dracula. Linda Westinghouse (bei deren Namen man nicht von ungefähr an Lucy Westenra denken muss – ein Dr. Seward taucht übrigens auch auf) arbeitet in einer Anwaltskanzlei und ist mit der Vollstreckung des Testaments beauftragt. Sie reist nach Istanbul, wo sie schon bald in den erotischen Bann der Gräfin gerät. Es dauert nicht lange, bis erstes Blut fließt…

VAMPYROS LESBOS gehört sicherlich zu jenen Filmen, die auch dem Nicht-Franco-Fan vom Titel her geläufig sind – zumindest jedenfalls seit sich im Zug der Easy-Listening-Welle der neu aufgelegte Soundtrack in den einschlägigen Charts platzieren konnte.

„Eine gewagte und harte Verfilmung des alten Dracula-Themas“ trompetet der alte deutsche Werbe-Trailer vollmundig. So hart ist der Film indessen nicht. Vielleicht mag VAMPYROS LESBOS im Jahr 1970 schockierend gewesen sein. Heute stellt sich der Film als surreal inszeniertes, eher zahmes Gruselmärchen dar. Die Reize von VAMPYROS LESBOS liegen woanders – nämlich in seiner Atmosphäre.

Schon die einleitende Nachtclub-Sequenz, in welcher der geneigte Zuschauer eine schwül-erotische Darbietung der umwerfenden Soledad Miranda verfolgen darf, macht unmissverständlich klar, dass man sich nicht in einem traditionellen Vampirfilm, sondern in einem Werk aus der Jess-Franco-Werkstatt befindet.

Nachtclub

Im weiteren Verlauf des Streifens schaut man fasziniert auf ein buntes Kaleidoskop aus obskurem 70er-Jahre-Look, symboltriefenden Bildern vor der Kulisse Istanbuls und der franco-typischen Dosis nackter Haut – stets untermalt von dem zutiefst eigenwilligen Soundtrack aus der Feder von Manfred Hübler und Siegfried Schwab (hinter denen Roland M. Hahn und Volker Jansen in ihrem peinlich schlechten LEXIKON DES HORROR-FILMS gar einen „orgelspielenden Tonband-Amateur“ vermuteten), die Francos Vampirdrama mit psychedelischem Jazz-Geschwurmel untermalen, was einerseits für einen Grusel-Film geradezu grotesk unpassend ist, andererseits aber absolut funky daherkommt und klar zum Kultstatus des Films beigetragen hat. Die Story ist dabei, wie in so manchem Franco-Film absolute Nebensache und quasi nicht vorhanden. Aber, ehrlich gesagt, interessiert das jemand bei einem solchen Meisterwerk?

Soledad

Fazit: „Sehen ist Glauben“ heißt das Motto bei VAMPYROS LESBOS. Wer einen knalligen Horror-Film sehen will, ist hier fehl am Platz. Stattdessen gibt es einen durch eine eher nebensächliche Hintergrundgeschichte verbundenen Bilderrausch, der sich weniger durch Logik als durch seine abgefahrene Atmosphäre auszeichnet.

VAMPYROS LESBOS ist für mich einer der stimmungsvollsten Franco-Filme meiner Sammlung und bietet einige wunderschön atmosphärische Momente. Für den aufgeschlossenen Zuschauer ist Anschauen Pflicht!

Die deutsche DVD des Films stammt aus dem bewährten Hause CMV und bietet ein ordentliches Bild – dafür allerdings keinen O-Ton und bis auf den Trailer und eine Filmografie der unsterblichen Soledad Miranda in Texttafeln keine Extras. Dennoch im deutschsprachigen Raum die Kaufempfehlung schlechthin.

Raki-o-Meter: Ab einer Buddel Raki aufwärts…. Der psychedelische Effekt stellt sich hier von ganz alleine ein… Einfach schön!

DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA (THE DEVIL CAME FROM AKASAVA), BRD/Spain 1971

Regie: Jess Franco

Fred Williams as Rex Forrester
Soledad Miranda as Agentin Jane
Horst Tappert as Dr. Thorrsen
Ewa Strömberg as Mrs. Thorrsen

DVD-Covertext:
Professor Forrester und sein Assistent finden im Dschungel einen geheimnisvollen Stein, dessen tödliche Elementarkräfte sie zu Beherrschern der Welt machen könnten. Doch der Stein bringt Unglück. Beide Männer verschwinden. Forresters einflußreicher Freund, Lord Kingsley, setzt den Geheimdienst von Scotland Yard auf die Spur. Die Agentin Jane fahndet nach unheimlichen Verbrechen und Anschlägen zwischen Nachtbars, eleganten Hotelzimmern und unwegsamem Dschungel. Mehrere Interessenten scheinen sich für den Stein zu interessieren und einige schrecken auch vor Mord nicht zurück…Soledad MirandaMeine bescheidene Meinung:
Achja, die guten alten Edgar-Wallace-Filme. Man kennt die Dinger ja: „Der Hexer“, „Der Zinker“, „Der Frosch mit der Maske“ usw. Damals gabs schätzungsweise eine Zillion Wallace-Verfilmungen, auch der spanische Meister des Flutsch-Films, Jess Franco, hat bei einem solchen Werk Regie führen dürfen.Mit den bekannteren, eher betulichen Wallace-Filmen hat Francos Streifen allerdings wenig gemeinsam. Man kennt ihn ja, den alten Schelm… 😛
Was der Spanier hier abgeliefert hat, ist nämlich – wie auch kaum anders zu erwarten – schlichtweg der quietschende, grellbunte Wahnsinn. Francos Agenten-Story ist völlig wirr inszeniert, um nicht zu sagen: bescheuert, und wer dem himmelschreienden Plot nach 20 Minuten noch zu folgen vermag, muss ein Genie sein!
Aber man muss „Akasava“ ja auch gar nicht verstehen, um eine Menge Spaß an ihm zu haben. Immerhin ist hier nahezu die komplette Mannschaft aus „Vampyros Lesbos“ und „Sie tötete in Ekstase“ versammelt. Die leckere und auch gerade in diesem Film wirklich wunderhübsche Soledad spielt eine toughe Agentin, macht sich diverse Male nackig und hat, wie auch schon in „Vampyros Lesbos“, einige bezaubernde Nachtclub-Auftritte. Daneben dürfen wir Horst „Derrick“ Tappert bewundern (der ungefähr so gut schauspielert wie mein Wohnzimmertisch) und über allem liegen die wunderschönen Easy-Listening-Klänge der beiden wahnsinnigen Orgelmeister Hübler und Schwab.

Fazit: Wer will noch James Bond, wenn er dafür Agentin Jane haben kann? Ansehen! Dringend! Kult!