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Teufels Großmütterchen -- Zeichnung: WKG

Bedauerlicherweise wird das, was ich vorwiegend schreibe, zumeist ebenso populär wie falsch als »Horror« apostrophiert. Trotzdem schreibe ich keinen »Horror«; ich mag ihn nicht. »Horror« ist Entsetzen, Blut, Panik, Ekel und zu nahe dem Splatter, was nun absolut nicht meine Welt ist. Ich ziehe den Begriff »Grusel« vor, das Unheimliche, Geheimnisvolle, Mysteriöse – das »leise« Grauen … Der Begriff »Mystery«, der bei uns eigentlich erst durch die TV-Serie Akte X und ihre Epigonen populär wurde, trifft's noch am ehesten; vorher bezeichnete ich meine Werke gern als »Abenteuer mit magisch-mystischem Einschlag«. Ich schrieb also schon »Mystery«, lange bevor Chris Carter überhaupt erst auf die Idee kam …
     Aber warum eigentlich?

Eigentlich wollte ich damals, in den 70er Jahren, nur Science Fiction schreiben. Aber die Chancen waren ähnlich schlecht wie heute, vielleicht sogar noch schlechter – es wurde zwar SF von deutschen Autoren veröffentlicht, z.B. in den Terra Astra-Heften des Pabel-Verlags oder in der SF-Reihe des Zauberkreis-Verlags. Aber für Newcomer sah es trotzdem mager aus, und der Taschenbuch- oder Buchmarkt – gar nicht dran zu denken. Übersetzungen englischer und amerikanischer Autoren waren gefragt …
     Nicht, daß sich daran bis heute sehr viel geändert hat … aber mittlerweile gibt es eine Reihe kleinerer Verlage, die auch Newcomern eine Chance geben. Wenn auch nur mit marginalen Auflagen und daher zwangsläufig recht niedrigen Honoraren.
     Mitte und Ende der 70er dagegen sah es schlecht aus. Immerhin war ich mit dem niederländischen Literaturagenten Robert A. J. Zielschot in geschäftlichem und freundschaftlichen Kontakt, der ein paar meiner Stories im Land der Tulpen, des Käses und der Fußballer publizierte. Er brachte mich dann auch mit der in der Nähe von Frankfurt ansässigen Romanagentur Grasmück in Kontakt. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf …

Auch Jürgen Grasmück, der bereits unter diversen Pseudonymen SF-Romane geschrieben hatte, aber als Dan Shocker, Erfinder des Grusel-Krimis und mithin der »Vater« des modernen Gruselromans wesentlich bekannter und erfolgreicher, sah in Sachen Science Fiction keine reelle Chance. Stattdessen schlug er mir vor, erst einmal Gruselromane zu schreiben.
     Das behagte mir zwar zunächst nicht sonderlich, aber um überhaupt erst einmal einen Fuß in die Tür zu bekommen, sagte ich zu. Ich hatte schon früher einige Dark Fantasy-Stories verfaßt, und einen Roman über Vampire, Magie und dergleichen zu schreiben, sollte doch nicht so schwer sein.
Gespenster-Krimi 270: Die Burg des Unheils      War es auch nicht. Redakteur Michael Kubiak kaufte den 1977 fertiggestellten Roman an und brachte ihn 1978 als Band 270 in der legendären Reihe Gespenster-Krimi des Bastei-Verlags (im Jahr 2000 neu aufgelegt als Grusel-Schocker Nr. 21).
     Aber noch vor dem Ankauf rief Jürgen Grasmück an: »Kennen Sie die Serie Professor ZAMORRA
     Natürlich kannte ich sie, und sie gefiel mir überhaupt nicht: ein unter dem Sammelpseudonym Robert Lamont von mehreren Autoren geschriebenes Chaotikum von Abenteuern eines Parapsychologen und seiner perücken- und modesüchtigen Sekretärin, deren Aufgabe es war, dekorativ in der Gegend herumzulaufen und sich vom Helden retten zu lassen. Ein übergreifendes Konzept gab es wohl nicht, nur ein zweiseitiges Rahmenexposé für die gesamte Serie (
das ich übrigens erst vor kurzem zu Gesicht bekam), und jeder Autor schrieb im stillen Kämmerlein vor sich hin und ließ den Dämonenjäger in jedem Roman mindestens die gesamte Hölle massakrieren. »Schreiben Sie trotzdem mal einen Roman«, verlangte mein Agent.
PZ 111: Lockruf aus dem Jenseits      WKG also ein weiterer unter vielen Robert Lamonts, der im stillen Kämmerlein … usw.?
     Ich machte mich an die Arbeit und schrieb einen PZ, wie ich ihn lesen wollte, und frech wie ich war, brachte ich auch gleich SF-Elemente darin unter! Da ich damals noch nicht vom Schreiben leben mußte, sondern es neben dem Studium betrieb, war es mir relativ egal, ob der Redakteur »Das Dämonen-Raumschiff« ankaufte oder nicht. Zu meiner Überraschung tat er es – und ich durfte auch gleich einen weiteren Roman anfangen. Selbiger wurde der »Lockruf aus dem Jenseits«. Aber noch während ich daran arbeitete, wurde mir klar, daß das Dämonen-Raumschiff nach einer Fortsetzung schrie – »Verschollen in der Jenseitswelt«. Ich holte mir via Agentur die Genehmigung des Redakteurs Helmut Rellergerd, und da dieser nun wußte, daß ein Zweiteiler kam, zog er den »Lockruf«, eigentlich meinen zweiten PZ, vor, der als Nr. 111 erschien, während »Raumschiff« und »Jenseitswelt« zu 113/114 wurden.
     In der Folge schrieb ich immer mehr PZ-Romane und begann dabei still und heimlich ein übergreifendes Konzept zu entwickeln. Neu entwickelte Nebenfiguren tauchten immer wieder mal auf, ebenso wie Gegner, die nun nicht mehr immer zum Ende des Romans vernichtet wurden, sondern auch mal davon kamen, um sich die Wunden zu lecken und auf Rache zu sinnen.
     Alsbald erhielt ich den Auftrag, eine Trilogie über das Entstehen von Zamorras wichtigster Waffe, des zauberkräftigen Amuletts, zu verfassen. In meinem jugendlichen Leichtsinn tat ich das – wobei es zu Widersprüchen gegenüber Aussagen in früheren Romanen anderer Autoren kam, die mir damals aber nicht bekannt waren – da mir die Serie ja als Leser nicht gefallen hatte, hatte ich natürlich auch nicht jeden Roman gelesen.
(Mit Widersprüchen ist es bei PZ ohnehin seit jeher eine ganz besondere Sache: es gibt sie – leider! – auch heute noch, weil man als Autor immer glaubt, sich natürlich an alles genau zu erinnern und auf's Nachschlagen in alten Heften oder der Fakt-Datei verzichtet; die Überraschungen bereiten einem dann die Briefe der verärgerten oder verblüfften Leser, worauf das verzweifelte Suchen nach möglichst glaubwürdigen Ausreden beginnt smilie) Damals aber traf ich Aussagen, die fundamental für den späteren Verlauf der Serie wurden; aus dem »Amulett des Leonardo deMontagne« wurde »Merlins Stern«, weil der alte Zauberer Merlin einen Stern vom Himmel holte und aus diesem, aus der Kraft einer entarteten Sonne, eben jenes Amulett mit all seinen bis heute noch nicht völlig erforschten magischen Kräften formte.
Asmodis bei der Arbeit -- Zeichnung: Sebastean Boada & WKG      Dieser Merlin war lange vorher in einem Roman schon einmal erwähnt worden; nun machte ich ihn endgültig zu einer zentralen Figur und gab ihm einen Hintergrund: Er lebte nicht erst zur Zeit des Königs Artus in Britannien, sondern ist sehr, sehr viel älter. Zugleich mit diesem Gedanken entstand das Modell der drei Tafelrunden. Vor der von König Artus gab es schon einmal eine, in der Merlin versuchte, zwölf Ritter um einen König zu scharen – aber der Verräter Judas machte diesen Versuch zunichte, und der »König« starb am Kreuz. Artus war der zweite Versuch; auch hier kam es wieder zu Verrat und Tod. Zamorra und seine Mitstreiter sind Merlins dritter und letzter Versuch; mißlingt auch dieser, gewinnt das Böse endgültig und für alle Zeiten die Herrschaft über die Welt.
     Das alles wird in den Romanen selbst allerdings nur vage angedeutet; speziell im Heftroman ist es recht riskant, religiöse Themen zu verarbeiten, weil man damit zu vielen Menschen gewaltig auf die Füße treten kann, die es nicht mögen, wenn Gestalten ihres religiösen Glaubens vielleicht ein wenig anders gedeutet werden, als es die Religion lehrt, und gar in die Gesellschaft von Action-Helden gedrängt werden. In diesem Punkt unterscheiden sich christliche Fanatiker wenig von islamischen oder sonstigen.
     Des weiteren wurde Merlin zu einem »Wächter« über die Erde und die Menschheit, aber auch über andere Welten, die er zuweilen aufsuchen muß und deshalb auf der Erde nicht zur Verfügung steht; ich gab ihm die unsichtbare Burg »Caermardhin« in Wales und stellte ihm die »Silbermond-Druiden« Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken als Helfer zur Seite, die ich wie Inspektor Kerr und den Geisterreporter Ted Ewigk aus dem allmählich untergehenden Gespenster-Krimi herüber »rettete«. Das alles veränderte die Serie inhaltlich so stark, daß mein 1991 verstorbener Freund und Kollege Kurt Brand einmal kopfschüttelnd sagte: »Werner, was hast Du bloß aus dem Zamorra gemacht? Den kennt ja keiner wieder!« Ich sah und sehe das als ein Kompliment, und ich bin sicher, ohne diese Veränderungen, ohne den großen Hintergrund, den ich einführte, gäbe es die Serie längst nicht mehr. Sie wäre, wie so viele andere, in den 80er Jahren sang- und klanglos vom Markt verschwunden.
     Kurt Brand selbst schrieb mit »Luzifers Bücher« (Nr. 91) einen PZ-Roman, er half mir enorm bei der Hintergrundarbeit zu meiner Nr. 395 (»Luzifers Paradies«), und nach seinem Exposé schrieb ich, Jahre nach seinem Tod, »Satans treue Diener« (Nr. 560).
     Die Arbeit an PZ intensivierte sich, da die früheren Autoren mehr und mehr ausstiegen. Für ein paar wenige Hefte gesellten sich Andreas Brandhorst, Wilfried Antonius Hary und Wolfgang E. Hohlbein hinzu, auch der heutige Perry Rhodan-Autor Uwe Anton gab mit Nr. 170 ein kurzes Gastspiel.
Brandhorst legte mir dabei ein Kuckucksei ins Nest, indem er »seinen« Dämon fröhlich in Zamorras Château Montagne einmarschieren ließ, obgleich ich das schon viele Romane vorher mit Weißer Magie gegen derlei Attacken hatte absichern lassen, und ich konnte mir ein paar höchst verdrehte Erklärungen dafür aus den Gehirnwindungen wringen, warum die Abschirmung in diesem Fall nicht funktionierte …
PZ 184: Der Kraken-Götze      Da ich mittlerweile längst den Löwenanteil aller Romane schrieb und auch auf diversen anderen Hochzeiten tanzte, holte ich mir einen verläßlichen Co-Autor in die Serie, mit dem ich mich in Zweifelsfällen kurzfristig absprechen und mit dem zusammen ich auch den künftigen Handlungsverlauf besser planen konnte als mit Kollegen, von denen ich über die Redaktion meist erst hinterher erfuhr, daß sie diesen oder jenen Roman geschrieben hatten. Da sich längst ein immer dicker werdender roter Faden durch die Serie zog, war solche Kontaktarmut Gift für die Arbeit. So gab mit Band 184 (»Der Krakengötze«) mein Freund Rolf W. Michael, auch bekannt unter dem Pseudonym Erlik von Twerne, seinen Einstand. Rolf führte mit eigenen Figuren eigene Handlungsstränge ein, und als Experte für antike Geschichte begründete er die Tradition der zamorra'schen Vergangenheitsabenteuer, bei denen die Helden per Zeitreise an die Brennpunkte menschlicher Geschichte gelangen und live miterleben, wie sich die Dinge abgespielt haben, von denen man sonst nur im trockenen Geschichtsunterricht erfährt.
     Auch in anderer Hinsicht erweiterte und vertiefte Rolf das »Zammyversum«. Er prägte den Zungenbrecher »Stern von Myrrian-ey-Llyrana« für Zamorras Amulett, er schuf Pater Aurelian mit dem »Schild von Saro-esh-dyn«, und er entwickelte das Heldenteam Carsten Möbius/Michael Ullich und die drei Zauberschwerter »Gwaiyur«, »Gorgran« und »Salonar«, die in der Lage sind, gleichzeitig benutzt, den Schwarzzauberer Amun-Re zu töten. Gemeinsam entwickelten wir später auch die »DYNASTIE DER EWIGEN«.
     
Da wir ohnehin ständig zusammenhockten – die Distanz zwischen dem westfälischen Lippstadt und dem hessischen Kassel betrug gerade mal lächerliche 110 km –, intensivierte sich unsere Zusammenarbeit soweit, daß wir auch schon mal Rücken an Rücken in Rolfs Büro an unseren Schreibmaschinen saßen und unsere Romane zu Papier brachten, während Rolfs Rabe Wotan auf der Fensterbank hockte und unsere Bemühungen mit hämischem »Krawaah« kommentierte. Wotan pflegte dann auch die an Rolf gerichteten, beantworteten Leserbriefe zu verwerten; bei mir in Lippstadt hingegen bemühten sich zwei schwarze Bonsai-Panther, mit ihren Krallen Korrekturzeichen in die Manuskriptseiten zu schlagen, sobald sie es schafften, unerlaubt ins Arbeitszimmer einzudringen – Papier raschelt ja so schön und zieht die schnurrenden Mäusemörder geradezu magisch an …
PZ 182: Die Seelenfresser      Schon zwei Hefte vor Rolf tauchte mit »Die Seelenfresser« Manfred Weinland in der Serie auf, allerdings zunächst als Co-Autor bei mit mir zusammen geschriebenen Romanen. Wir hatten vorher schon im Gespenster-Krimi und bei Damona King gemeinsame Romane verfaßt, und damals wie heute muß ich in den Originalmanuskripten nachschauen, wo die Wechsel zwischen unseren Parts sind – immer 20 Skriptseiten der eine, 20 Skriptseiten der andere Autor, wobei jeder versuchte, den Kollegen mit einem »Cliffhanger« zu ärgern und den Helden in eine möglichst ausweglose Situation zu bringen: Tja, Kollege, nun sieh mal zu, wie du ihn da wieder 'rausmanövrierst … Solche kleinen Gemeinheiten würzen das Leben und erhöhen das Vergnügen an der Arbeit – was in diesem Fall nicht einmal ironisch gemeint ist!
     Seinen ersten »alleinigen« PZ schrieb Manfred als Band 233; indessen handelte es sich um einen Zweiteiler, dessen Folgeband 234 wiederum ich verfaßte; erst danach bis zu seinem Ausstieg mit dem Doppelband 309/310 schrieb er komplett allein; dazwischen lag nur noch ein anderer Zweiteiler, dessen beide Romane wir wieder gemeinsam verfaßten.
PZ 186: Das Zauberschwert      Damals, als Rolf und Manfred hinzukamen und ein paar Jahre lang mit mir zusammen das »Dreigestirn der Hölle« darstellten, war es auch erstmals im Gespräch, PZ auf wöchentliches Erscheinen umzustellen – daraus wurde dann aber, wie auch immer wieder bei späteren Gelegenheiten, nichts. Dennoch weckte das in mir die verrückte Idee: Wenn bei 14täglichem Erscheinen Dreiteiler machbar sind, könnte man bei wöchentlichem doch mal einen Sechsteiler präsentieren. Also führte ich mit den Bänden 186–191 die mittlerweile legendäre »Straße der Götter« ein, eine kleine Fantasy-Welt, die ich schon Anfang der 70er Jahre in meinen Fan-Zeiten entwickelt hatte und jetzt für PZ nur ein wenig zu modifizieren brauchte. Der Zyklus erschien dann doch nur 14täglich und wurde schließlich 1994, zum 20jährigen Jubiläum der Serie, als Versuchsballon in überarbeiteter und »geglätteter« Form noch einmal als PZ-Taschenbuch in der »13er-Reihe« (Nr. 13607) unter dem Titel »Der Kristall der Macht« neu aufgelegt.
(Allerdings ist auch die 2. Auflage des Taschenbuchs längst vergriffen, und an weitere PZ-Taschenbücher ist derzeit leider nicht zu denken …)
PZ-Taschenbuch: Der Kristall der Macht      Bei 6-Teilern blieb es nicht. Mit Nr. 300–307 lieferten Rolf und ich einen 8-Teiler um die »Dynastie der Ewigen«, der aber ein wenig danebenging, weil ich zu der Zeit überraschend stärker als geplant in der Fantasy-Serie Mythor eingespannt wurde; Romane, die eigentlich ich hätte schreiben sollen, mußte Rolf übernehmen, wofür ich dann seine Themen abzuhandeln hatte … was dem Zyklus ganz sicher nicht gut getan hat. Aber es ließ sich damals einfach nicht anders machen. – Einen weiteren 8-Teiler lieferte ich später mit dem 400er-Zyklus um den »Silbermond« ab; danach bemühte ich mich, auch Jubiläumsband-Zyklen nicht mehr über 5 oder 6 Bände hinausgehen zu lassen. Das Erscheinen eines 6-Teilers zieht sich immerhin schon über ein Vierteljahr …
     Es kam das böse »Katastrophenjahr« 1986, in dem bis auf PZ praktisch alles eingestellt wurde, woran ich bis dahin mitgearbeitet hatte. Der Wolfgang Marken Verlag machte seine deutschen Tore gleich ganz zu und zog sich auf die niederländischen und französischen Abteilungen zurück. Geplante Projekte bei anderen Verlagen wurden nicht mehr verwirklicht, und es sah verdammt düster aus. Rolf Michael, hauptberuflich Beamter auf Lebenszeit der Stadt Kassel und somit einigermaßen abgesichert, zog sich mit Nr. 330 aus PZ zurück, um mir, hauptberuflich Schriftsteller, genug Spielraum zu geben, daß ich als künftig alleiniger PZ-Autor von den Honoraren leben konnte. Allerdings wurde es auch für ihn eine böse Zeit, hatte er sich doch gerade vorher für ein ganzes Jahr vom Dienst freistellen lassen, weil alles nach »größer, höher, weiter« ausgesehen hatte und der Zusammenbruch selbst für absolute Insider überraschend kam. So hatten wir beide in jenem Jahr sehr viel Freizeit – und sehr wenig Geld … aber Rolf hatte wenigstens die Sicherheit, nach Ablauf des Jahres wieder seinen regulären Dienst aufnehmen zu können, während ich mich nach neuen Objekten umsehen mußte. Rolf schrieb dann noch PZ Nr. 361, um einen Handlungsfaden abzuschließen; eigentlich war das Thema für einen Zweiteiler konzipiert, mußte aber notgedrungen auf einen einzigen Roman komprimiert werden, worüber niemand so recht glücklich sein konnte.
PZ 500: Die Quelle des Lebens      In der Zwischenzeit hatte ich geheiratet. Meine Frau Heike, Mitglied der »National Geographic Society«, war selbst begeisterte Leserin der Serie Macabros des genialen Dan Shocker, und als diese Grusel-Fantasy-Serie eingestellt wurde, wechselte sie zu PZ … So blieb es nicht aus, daß nunmehr wir zwei zusammen planten, wie der Handlungsverlauf weiterging; sie brachte fantastische Ideen und interessante Figuren, wie z.B. den »Schatten« Yves Cascal, in die Serie ein, und irgendwann ergab es sich, daß sie meine Romane – schon bald alle meine Romane – lektorierte.
Und nicht nur das; als der Blitz-Verlag die beiden Dan Shocker-Serien Macabros und Larry Brent als Paperback wieder neu auflegt, machte sie auch hierfür zeitweilig das Lektorat (auch wenn aus bestimmten Gründen mein Name im Impressum steht). Heike und ich waren bis zu ihrem Tod im Januar 2005 ein Team – wer mich wollte, bekam uns beide. Two for the price of one
PZ 494: Fenrirs Wacht      Mit Nr. 500 begann eine neue Ära besonderer Art – nicht nur wurde an der »Quelle des Lebens« das Geheimnis um Zamorras Unsterblichkeit gelüftet, endlich bekam PZ auch eine Leserseite, auf der ich Leserbriefe präsentiere, Neuigkeiten mitteile, manchmal Diskussionen anrege und hin und wieder auch mal ein wenig aus der Schule plaudere. Eine zusätzliche Mehrarbeit, die eine Menge Zeit kostet, aber auch Spaß macht. Die anfangs vorgesehenen zwei Seiten mußten schon nach kurzer Zeit auf drei aufgestockt werden, und die Flut der Briefe, inzwischen mehr und mehr auch per E-mail, wird immer größer. Vorher schon, ab Nr. 450, gab es Innenillustrationen, die anfangs nur von mir selbst und Fabian Fröhlich, den ich als Titelbildzeichner entdeckte und der mit dem Cover für PZ Nr. 494 sein erstes Profi-Bild ablieferte, gefertigt werden sollten. Aber schon bald wurde ein Forum für Leserzeichnungen daraus.
HK (sterbend) und WKG (meuchelnd) -- Foto: M. Schönenbröcher      Längst schon hatte es Wechsel in der Redaktion gegeben; auf Helmut Rellergerd alias Jason Dark folgten »Monster-Mike« Michael Schönenbröcher und Stefan Bauer, der mittlerweile Cheflektor im Lübbe-Taschenbuch-Bereich ist, danach der sehr engagierte Peter Thannisch (
der auch nach seinem Weggang von BASTEI noch für eine Weile seine Fingerchen im PZ hatte und anfangs die als Liebhaber-Edition getarnte, nicht am Kiosk, sondern nur bei der Romantruhe erhältliche Zweitauflage betreute, bis sie komplett als Lizenz von der Romantruhe übernommen wurde), anschließend der altgediente Joachim Honnef und jetzt Holger Kappel. Mein Verschleiß an Redakteuren ist wahrhaft enorm … wie nebenstehendes Beweisfoto mit dem jäh dahinscheidenden Holger K. zeigt!
PZ-Liebhaber-Edition 1, BASTEI-Verlag      Inzwischen wieder mit erfreulich mehr Aufträgen gesegnet, zeichnete sich bereits 1996 ab, daß ich es hin und wieder nicht mehr schaffte, die Abgabetermine einzuhalten. Mit den Bänden 588, 599 und 603 kam vorübergehend Andreas Kasprzak als Co-Autor hinzu, der sich aber nicht so recht in die längst äußerst kompliziert gewordene Serie finden konnte. Ein etwas glücklicheres Händchen hatte Jerry Cotton-Autor Martin Barkawitz mit Band 647 und seiner Dreiviertel-Arbeit an Band 687 – eigentlich ist es eher so, daß Martin diesen Roman schrieb und ich ihn um ein paar Seiten und Kapitel ergänzte. Von da an war Martin unter dem Pseudonym Roger Clement auch mit weiteren Romanen mit von der Partie …
     Aber als wirklicher Glückstreffer erwies sich dann Claudia Kern, die mit Nr. 642 (Voodoo-Man) debütierte.
PZ-Liebhaber-Edition 8, ROMANTRUHE      Wir hatten vorher bereits gemeinsam für den Heel-Verlag den Science Fiction-Roman »Hagar Qim« geschrieben, und ich war von ihrem Stil und ihrer Art, ein Thema anzupacken, begeistert. Außerdem kannte sie die Serie! Was also lag näher, als sie unverzüglich zu
versklaven bitten, auch für PZ zu schreiben?
     Die damalige Chefredakteurin des Hochglanz-Magazins Space View des Heel-Verlags, zwischenzeitlich für den TV-Sender Pro 7 tätig und heute freiberufliche Autorin und Übersetzerin, fand sich erstaunlich schnell in diese Arbeit hinein und erntete für ihre Romane, speziell Nr. 660, dermaßen viel Lob, daß es mir selbst peinlich wurde und ich öffentlich outete, wer neuerdings Co-Autorin der Serie war; bis dahin hatte es verlagsseitig geheißen: Robert Lamont ist Robert Lamont ist W. K. Giesa. Aber ich kann und will mich nun mal nicht mit fremden Federn schmücken – weder, wenn es harsche Kritik regnet, weil ein Co-Autor einen Roman total versaut hat, noch wenn dermaßen viel Lob kommt, daß sogar ich noch dezent erröte.
PZ 642: Voodoo-Man      Anfangs schrieben sowohl Martin als auch Claudia noch als Robert Lamont, alsbald aber unter eigenem Pseudonym bzw. unter eigenem Namen, wie Claudia es auch vorher schon in der Bastei-Serie Maddrax tat … und auch aus dem Ober-Robert Lamont wurde endgültig W. K. Giesa. Somit hatten wir auch jetzt wieder ein »Dreigestirn der Hölle«, wenn auch in anderer Besetzung als damals …
PZ-Hardcover Band 1      Mit der Zeit gerieten auch weitere »Gastautoren« in die »Erprobungsphase«, wie Manfred H. Rückert, Volker Krämer und andere, denn durch inzwischen verstärkte anderweitige Auslastung kann ich nicht mehr so viele Romane selbst schreiben, wie ich eigentlich will und müßte – zumal ab Oktober 2002 nun auch noch Zamorra-Hardcover hinzu kamen, die unter der Regie des Zaubermond-Verlags erscheinen.
     Als einen der bisher letzten Höhepunkte der Serie sehe ich Nr. 666 und den damit verbundenen 5-Teiler um die Wiederkehr und Vernichtung des Schwarzzauberers Amun-Re. Diese einst von Rolf Michael entwickelte Figur lag seit ein paar hundert Heften auf Eis – buchstäblich, weil in einer verschütteten Blauen Stadt in der Eishölle Antarktis »begraben«. Diesen Superbösewicht mit der biblischen »Zahl des Teufels« zu verknüpfen, erschien mir als eine brauchbare Idee, zumal in vielen Leserbriefen jahrelang immer wieder nach dem weiteren Schicksal des Zauberers gefragt wurde. Da Amun-Re aber nun Rolfs ureigenste Entwicklung war und Rolfs Figuren von niemandem so perfekt und glaubwürdig beschrieben werden können wie von Rolf selbst, bat ich ihn, die Beschreibungen und die Schilderung des Endkampfs zu übernehmen.
PZ 666: Die Zahl des Tiers      Er sagte zu.
     Was dann kam, überraschte mich doch erheblich. Ich war von einem Dreiteiler für das Thema ausgegangen und hatte Rolf einen Spielraum von etwa drei Vierteln eines Romans eingeräumt, dessen Kapitel ich dann situationsbezogen über die drei Bände verteilen wollte. Stattdessen kam eine Skriptlänge von zwei kompletten Heftromanen.
     Bei drei Romanen konnte es also keinesfalls bleiben, schließlich hatte ich ja auch noch eine eigene Handlung vorgesehen; das Thema Amun-Re sollte ja nur einer von mehreren Aspekten sein. Also – Rolf hatte mir schon angedeutet, daß er wesentlich mehr Text benötigte – mußte ich zwangsläufig 5 Romane daraus machen. Als ich seine komplette Datei endlich bekam, stellte ich fest, daß vermutlich sogar 6 Teile nicht zu wenig gewesen wären, aber das war von der Einplanung her zu jenem Zeitpunkt nicht mehr zu machen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als bei Rolf und mir entsprechend zu kürzen. Was bei mir entfallen mußte, wird irgendwann später wieder aufgegriffen und abgehandelt werden.
PZ 700: »Para-Hölle Spiegelwelt«      In der Produktion kam es dabei zu einem absoluten Kuriosum – die vorgesehenen Titelbilder wurden ärgerlicherweise aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen untereinander vertauscht; außer bei Nr. 666 selbst paßt kein Bild zum Roman. Etwas Ähnliches ist nur einmal, vor vielen Jahren, passiert, als mit den Bänden 170 und 171 nicht nur die Titel, sondern auch die Romane gegeneinander vertauscht wurden … Ups!
     Aber gestorben ist daran wohl niemand.
Geisterjäger Sparks      Nach »Amun-Re« fanden noch vor Band 700 zwei weitere Handlungsstränge ihr Ende: Die Romane um die russische Märchenhexe Baba Yaga, die immerhin schon seit Band 511 in unregelmäßigen und sehr großen Abständen auf ihrem Zauberofen durch die Serie reitet, und die um den damit thematisch verflochtenen »Lachenden Tod«. Entwickelt wurden die beiden Konzepte von … Colonel Christopher Sparks, der als schrulliger Geisterjäger ebenfalls bisweilen – bis zu seinem literarischen Dahinscheiden im Magen einer gar scheußbar schröcklichen Werschnecke – durch die Serie spukte und im privaten, wirklichen Leben mein Freund ist.
Wobei er hin und wieder … hm … häufig … nochmal hm … eigentlich fast immer kaum weniger chaotisch ist als sein Roman-Double. Nur daß er da keine Gespenster und anderes magisches Kroppzeuch hetzt, sondern als mein Sparringspartner beim Schach und als mein juristischer Berater fungiert – mehr dazu sage ich nicht ohne meinen Anwalt Sparks!

Olaf Hauk, der Zomputer-Zauberer Wo wir gerade bei Personen aus dem wirklichen Leben sind: Da gibt es bei PZ den Computer-Experten Olaf Hawk. Über ihn und seine Bedeutung wurde in Leserbriefen und den Internet-Forum-Seiten des Bastei-Verlags gerätselt und spekuliert. Nicht ganz zu Unrecht, solange es die Romane betrifft, in denen er eine recht geheimnisvolle Persönlichkeit darstellt, und ich habe lange damit gewartet, dieses Geheimnis zu lüften.
     Ebenso wie Sparks gibt es auch ihn im privaten, wirklichen Leben. Und auch da kümmert er sich um Computer, aber nicht um die des Romanhelden, sondern um die des Autors. Ohne Olaf wäre ich immer wieder aufgeschmissen …

Weil viele Leser immer wieder eine Zweitauflage forderten, die zu erwartenden Verkaufszahlen aber wohl nicht ausreichen würden, um diese zu tragen, startete der Bastei-Verlag vor einigen Jahren die »Professor Zamorra-Liebhaberedition« (Die Abbildungen dazu finden sich weiter oben – bitte kurz scrollen und dann wieder hierher zurück …). Mittlerweile wurde diese Reihe vom Romantruhe-Buchversand übernommen, am Konzept änderte sich dadurch aber nichts: jeweils zwei Originalhefte von anno dunnemals werden in einer Paperback-Ausgabe zusammengefaßt präsentiert. Es gibt sie nicht am Kiosk zu kaufen, sondern nur direkt und exklusiv bei der Romantruhe erhältlich.

»Überleben verboten!« – Giesas letztes Buch für den Zaubermord-VerlagWie schon weiter oben erwähnt, gibt es nun auch PZ-Bücher, im Leineneinband mit Schutzumschlag, die fantastische Titelbilder des Künstlers Werner Öckl zeigen. In diesen Büchern werden Themen abgehandelt, die für die Serie zu komplex wären. Man kann sie lesen, ohne die Hefte zu kennen, und man kann die Hefte lesen, ohne die Bücher zu kennen, aber beides zusammen ist natürlich der absolute Genuß.
     In Band 1, »Zeit der Teufel«, schilderte ich das Kennenlernen des Heldenpärchens Zamorra und Nicole. Der Roman spielt vor dem eigentlichen Band 1 der Heftserie, und Vergangenheit und Gegenwart werden auf magisch-mysteriöse Weise miteinander verknüpft. – Die anderen Autoren nahmen sich anderer Themen an, viermal im Jahr erscheint ein neues Buch.
Zamorra und die Silbermonddruidin Teri -- Zeichnung: Sebastean Boada & WKG      Im Frühjahr 2005 trennten sich dann die Wege des Autors W. K. Giesa und des Zaubermond-Verlags voneinander. Band 13, unter dem Titel »Überleben verboten!« gemeinsam mit Volker Krämer geschrieben, ist mein letztes Werk für diesen Verlag. Die Bücher erscheinen natürlich weiter, aber nicht mehr unter meiner redaktionellen Obhut.
Dabei gilt: Sollte es zu Widersprüchen zwischen Heften und Büchern kommen, ist das korrekt, was in den Heften steht.
     Mittlerweile ist auch das Heft-Autorenteam wieder erheblich reduziert worden; es gibt noch Volker Krämer, Christian Montillon und meine Wenigkeit als Stammautoren unter meiner Regie, und Andreas Balzer und Christian Schwarz liefern hin und wieder Gastromane ab. Andererseits konnten wir für die Titelbilder eine Stammzeichnerin gewinnen: Niemand anderes als Candy Kay, die zuvor die SF-Serie »Bad Earth« mit modernen Coverbildern prägte.

Wer über Professor ZAMORRA diskutieren möchte, für den bietet sich das Forum des Bastei-Verlags an.
     Darüber hinaus gibt es noch die diversen Fan-Seiten; die meiner Ansicht nach besten finden sich auf der Links-Seite. Das sind natürlich noch längst nicht alle, aber viele sind von dort aus über weitere Links erreichbar; wer sich mit seiner PZ-Homepage von mir vernachlässigt fühlt, mag sich mailden, damit ich ihn in die Liste aufnehme.

Die Bibliografie würde, bei der in die Hunderte gehenden Menge an PZ-Romanen, diese Seite geradezu sprengen. Wer sich für eine detaillierte Auflistung interessiert, klicke daher vertrauensvoll auf

Wer mehr über die Serie, ihren Hintergrund und die Figuren wissen möchte, klicke nicht minder vertrauensvoll auf

Wer direkt ins Leseabenteuer einsteigen und PZ online abonnieren will, klicke auf

BASTEI-Verlag:
PZ-Heftserie

Romantruhe:
PZ-Heftserie, PZ-Liebhaber-Edition

Zaubermond-Verlag:
PZ-Bücher

Und für die hartgesottenen Asmodis-Fans gibt's hier ein ganz besonderes Schmankerl:

Ach ja, beinahe hätte ich es völlig vergessen: Natürlich wurde Professor ZAMORRA auch verfilmt – Heft 265 »Satans Todesschwadron« ist der Roman zum Film. Mehr darüber gibt's hier :

Phantastik-Award Und zu guter Letzt: Für das Jahr 1999 erhielt Professor ZAMORRA den Deutschen Phantastik-Preis (früher Phantastik-Award) als »beste Romanserie des Jahres«! Näheres unter:

Foto: M. Schönenbröcher
     Das linke Bild zeigt den Award, das rechte Robert Lamont alias W. K. Giesa und Claudia Kern bei der Preisverleihung im Frankfurter Dominikanerkloster. Der etwas finster dreinblickende Herr links ist Michael Nagula, Weggefährte aus alten terrapress-Zeiten, der die Laudatio hielt.

     Und nun: Viel Vergnügen!





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