»Der Planet Erde riecht wie ein lauter Eistropfen, wenn man ihn vom Hyperspace aus denkt. Wenn die Zeit einfriert, fängst du Photonen mit der Hand.« ––– W. K. Giesa, irgendwo da draußen, nahe der Wahrheit (?!) und schneller als das Licht (?!) ...

Hundertmeterschreibroboter, gemalt von ??Johnny Bruck??
Schmetterling (im Bauch?) -- nicht nur beim SF-Schreiben; Zeichnung: WKG


Im Jahr 1986 suchte der neugegründete »Merkur-Verlag« in Essen Autoren für eine neue SF-Serie mit dem Namen STAR GATE – Tor zu den Sternen. Logischerweise war ich so frech, mich sofort zu melden. Meine Textproben fanden Gnade in den Augen des Verleger-Teams Volker Krämer und Werner A. Wilbert, und bevor ich begriff, wie mir geschah, gehörte ich zum vierköpfigen Autorenteam in bester Gesellschaft von Uwe Anton alias Carsten Meurer, Wilfried Antonius Hary und dem damaligen Newcomer Frank Rehfeld. (Die als Insider-Gag von BASTEI-Redakteur Michael Schönenbröcher aufgebrachte und zu Franks Leidwesen für etliche Jahre zum geflügelten Wort mutierte Frage »Wer zum Teufel ist Frank Rehfeld?« stellte sich damals noch nicht, sondern erst, als er schon wesentlich bekannter war; zu STAR GATE-Zeiten stand er noch am Anfang seiner Karriere.)
     Zur ersten Konferenz trudelte ich als erster der Autoren beim Verlag ein
(einem riesigen roten Ziegelgebäude, das augenscheinlich vorwiegend völlig anderen Zwecken diente als einen Verlag zu beherbergen, aber immerhin einem gewaltigen Hof auswies, auf dem Giesas recht umfangreiches Auto ausnahmsweise mal genügend Parkraum fand – damals reichten die Honorare noch für einen 450 SEL 6.9, heute gerade noch für das BMW-Flaggschiff, ähem …). Meinem energischen Türklingeln öffnete ein schwarzvollbärtiges, rotkariertbehemdetes Individuum, das sich als einer der beiden Verleger entpuppte – Volker Krämer, mit dem mich heute noch eine herzliche Freundschaft verbindet – die vielleicht beste überhaupt.
     Danach tauchten die drei Kollegen auf, während ich bereits am großen Konferenztisch thronte
(O-Ton des als zweitem erscheinenden Frank Rehfeld bei meinem Anblick: »Du? Na, das hätte ich mir ja denken können!!!« – Damals wie heute hatte und habe ich ja in vielen Sachen immer irgendwie meine Fingerchen drin.). Krämer und Wilbert erwiesen sich als Schulfreunde, die eine Recycling-Firma betrieben und nun nebenher den Verlag gegründet hatten, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen: eine eigene SF-Serie auf die Beine zu stellen.
Star Gate: Logo !      Natürlich hatten wir – inkl. der Verleger – jeder unsere eigene Serie im Kopf, wie die beiden durchaus richtig vermuteten. Meine eigene Grundidee war, was Mitte bis Ende der 90er Jahre in der TV-Serie »Babylon 5« produziert wurde; allerdings gab ich meinem eigenen Konzept damals keine große Chance, weil ich nicht sah, was man aus einer Raumstation auf lange Sicht und lange Serie hätte machen können. Auch heute, nach dem grandiosen »Babylon 5«-Erfolg, sehe ich diese Chance noch nicht; das Konzept mag gut für 100-150 Folgen sein und läuft sich dann irgendwann tot. STAR GATE dagegen sollte doch ein bißchen länger laufen und eine schöne, runde und sichere Sache werden.
     Also stellte ich diese Idee erst gar nicht zur Disposition.
     Stattdessen wurde es eine Geschichte um Materie-Transmitter und Sternen-Straßen, wesentlich ausbaufähiger. Wir diskutierten, planten und verteilten die Aufgaben; mein Vorschlag, Frank Rehfeld zum Exposé-Autor zu machen, weil wir drei anderen uns längst einen Namen gemacht hatten und ich Frank die Serie als eine mögliche große Chance zur Profilierung gönnte, fand ebensowenig Widerstand wie mein Vordrängeln, den ungeliebten Band 1 zu schreiben. Stets bei einer Serie eine nicht gerade einfache Aufgabe: Man kann zu leicht alles versauen.
     Frank Rehfeld machte also die Ergebnisse unseres Brainstormings zu brauchbaren Handlungs-Exposés, W. A. Hary erarbeitete den (pseudo-)wissenschaftlichen Hintergrund, Uwe Anton soziale Strukturen und das Wirtschaftssystem, und ich war für Personen & Charaktere zuständig.
     Damals hegte ich nebenher den Ehrgeiz, auch irgendwie bei Perry Rhodan ins Geschäft zu kommen – in der Heftserie, nicht nur bei den Taschenbüchern. Um da nicht gleich wegen der Arbeit für die Konkurrenz in Ungnade zu fallen (damals war das Konkurrenzdenken der Verlage weitaus stärker als heute), schrieb ich für STAR GATE unter dem Pseudonym Kurt Carstens, und als Band 1 erschien, schlossen zwei Kollegen bei der Konkurrenz eine Wette ab, ob dieser Roman von mir oder von Kurt Brand (†) sei, da ich mich von meinem Faible für Kurts Schreibstil hatte mitreißen lassen und ihn täuschend ähnlich imitierte. Und ein paar Leuten war immerhin bekannt, daß ich Kurts teilweise recht umstrittenen Stil kopieren konnte und heute noch kann – wenn ich will …
STAR GATE-Aufkleber anno 1986      By the way: Uwe Anton ist heute längst Perry Rhodan-Autor ...
     Bei der nächsten Konferenz wuselte Wilbert mit dem Fotoapparat herum, um die ganze Sache dokumentarisch festzuhalten und Fotos zu schießen, die man notfalls auch für Autogrammkarten verwenden konnte. Dabei war dann der gute »Kurt Carstens« zu allerlei körperlichen Verrenkungen gezwungen, um nicht mit aufs Bild zu kommen, was für allgemeine Heiterkeit im Team sorgte.
Immerhin gelang es mir geraume Zeit, geheimzuhalten, wer tatsächlich hinter dem Pseudonym steckte – was wiederum bei den Fans der Serie zu geistigen Verrenkungen führte; immerhin kannten sie ja den Grund für meine vornehme Zurückhaltung nicht, und einer spekulierte gar, der Autor Carstens sei mit dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens verwandt, und ein weiterer, der Autor sei möglicherweise ein Krimineller, der den Schritt an die Öffentlichkeit scheue. Dies war übrigens das erste Mal, daß ich, wie schon bei den TERRANAUTEN kurz erwähnt, freiwillig ein Pseudonym für meine SF-Romane verwendete.
     Bei jener Konferenz wurde auch schon recht mutig über begleitendes Marketing gesprochen, um die Romanserie zu unterstützen
(und für den Transfer noch unbezifferter, aber möglichst großer Geldmengen aus den Geldbörsen hartgesottener Fans auf das Konto des Verlags sowie der beteiligten Autoren zu sorgen J ) – über Modelle von Transmittern, Raumschiffen, Figuren …
     Aber daraus wurde nie etwas; das Ende der Serie kam viel schneller als erwartet. Honorare mußten angemahnt werden, wurden nicht mehr ausgezahlt oder von der Hausbank des Verlags storniert bzw. zurückgebucht, und mit Band 12, der zwar noch gedruckt wurde, aber nicht einmal mehr in den Handel kam, war dann alles vorbei. Der Grund: künstlich erzeugte Vertriebsprobleme. Die Hefte wurden von den Großhändlern entweder nicht ausgeliefert und die noch plastikverschweißten Paletten komplett remittiert, oder wo ausgeliefert wurde, wurde nicht bezahlt.
(In einem Fall wurden gerade mal sage und schreibe DM 5,00 überwiesen – und der berechtigten Frage des Verlegers, was das denn nun solle, folgte die arrogante Antwort: »Seien Sie froh, daß wir Ihnen überhaupt etwas überweisen.«) Da nur Ausgaben entstanden, aber praktisch keine Einahmen erfolgten, wollte die Bank das Projekt nicht weiter finanzieren. Wir Autoren durften mit dem Teleskop nach unseren Honoraren für bereits geschriebene Romane suchen, und die beiden Verleger standen mit einigen -zigtausend Mark Schulden da.
     Überhaupt war 1986 (sicher auch für viele Kollegen) ein böses Jahr; eine Menge Romanserien wurden gecancelt, vor allem solche, an denen ich mitarbeitete (oder mitarbeiten sollte und dafür schon zeitliche Kapazitäten geschaffen hatte), und nicht nur Merkur, sondern auch die deutsche Abteilung des Wolfgang Marken Verlags machte die Tore gleich ganz zu. Plötzlich hatte ich sehr viel Zeit …
     Etwa ein Jahr später schrieb mich Volker Krämer wieder an. Er hatte die verrückte Idee, wir könnten STAR GATE doch auf anderer Basis fortzusetzen versuchen. Wir stellten fest, daß wir alle ein wenig verrückt waren und die Idee dieser Serie nicht sterben lassen wollten. Also trafen wir – Werner Wilbert, meine Frau Heike (†), die mich bei meiner Arbeit stets mit fantastischen Ideen und durch ihr Lektorat unterstützte, und ich uns in Volkers Privatwohnung in Gelsenkirchen, wo wir ein Fortsetzungskonzept für die nächsten 12 Hefte ab Band 13 ausknobelten. Es unterschied sich von dem, was bei der letzten Verlagskonferenz bis Band 20 und darüber hinaus bereits festgelegt worden war, und ging einen teilweise ganz anderen Weg.
EDFC-Sonderausgabe      Auch in Sachen Vertrieb: der sollte und konnte nur übers SF-Fandom laufen. Die selbstgedruckte und postvertriebene Serie startete mit einer Auflage von 1000 Stück pro nicht mehr wöchentlich, sondern monatlich erscheinendem Heft, und bei einem Verkauf von etwa 800 Stück wäre sie aus den roten Zahlen gekommen.
     Effektiv verkauft wurde allerdings erheblich weniger. Es fehlte uns die Möglichkeit der Werbung; viele der einstigen Leser bekamen nicht einmal mit, daß STAR GATE einen Neustart hingelegt hatte.
(Vielleicht wäre es heute, im Zeitalter des Internet, leichter gewesen, diesen Neustart einem größeren Publikum bekannt zu machen …?) So war auch dieses Projekt zum Scheitern verurteilt. Trotz der lächerlich niedrigen Dumping-Honorare, zu denen ich mich – eben ein wenig verrückt – hatte überreden lassen und die eher Alibi denn wirklicher Verdienst waren. Ich schrieb zwar alle 12 neuen Hefte, aber erschienen sind nur 9, und auf die letzten Honorare warte ich auch immer noch.
     Schön blöd, der Giesa?
     Vielleicht. Aber manchmal muß man auch mal etwas Verrücktes tun, das einfach nur Spaß macht, so wie es eben bei STAR GATE der Fall war.
     Ich schrieb diese Romane wieder als Kurt Carstens, aber immer nur diesen einen Autorennamen im Bestellverzeichnis zu sehen, wirkt irgendwie eintönig. Also wählte ich für Band 21, den letzterschienenen, das Pseudonym Ted Ewigk. Dies war das zweite und letzte Mal, daß ich für einen meiner SF-Romane unter selbstgewolltem Pseudonym schrieb. Nebenbei handelt es sich bei jenem Ted Ewigk um eine Romanfigur aus der Mystery-Serie Professor ZAMORRA des BASTEI-VERLAGs.
     Die drei nicht mehr erschienenen Romane 22–24 wurden dann Jahre später, zusammen mit den von den Kollegen schon geschriebenen, aber nie veröffentlichten Bänden des Merkur-Verlags in einer Sonderpublikation des EDFC e.V. vorgestellt.
     Und das wäre es dann wohl endgültig gewesen, wenn nicht …
SG Heft 12: »Planet der Götter«  

SG Heft 1: »Das Transmitter-Experiment«  

Merkur-Verlag:
Nr.   1   Das Transmitter-Experiment
Nr. 11   Das Transmitter-Inferno
Nr. 12   Planet der Götter
Nr. 13   Zeitsprung
Nr. 14   Station im Nichts
Nr. 15   Die Rebellen von Terra
Nr. 16   Testflug der EXCALIBUR
Nr. 17   Welt der bunten Drachen
Nr. 18   Die kyphorischen Jäger
Nr. 19   Vorstoß zur Erde
Nr. 20   Flucht in die Galaxis
Nr. 21   Planet der Cheekah
Blitz-Verlag:
Nr.   1   Das Transmitter-Experiment
(mit Frank Rehfeld)
Nr.   3   Botschafter von den Sternen
(mit Frank Rehfeld)
Nr.   4   Zeitsprung
Nr.   5   Vorstoß zur Erde
Nr.   6   Die 2. Basis
Hary-Productions:
Nr.   1   Das Transmitter-Experiment
Nr. 11   Das Transmitter-Inferno
Nr. 14   Planet der Götter
  SG Buch 1: »Das Transmitter-Experiment«

  SG Heft 12 bzw. 14: »Planet der Götter«

     … wenn nicht Jörg Kaegelmann, Eigentümer einer Druckerei und einer nicht gerade kleinen Videotheken-Kette, auf die recht nützliche Idee gekommen wäre, im Jahr 1996 einen Verlag zu gründen. (Mittlerweile ist sein Blitz-Verlag der größte Fantastik-Fachverlag Deutschlands.)
Mutabor     Jörg hatte mich gebeten, einen Mystery-Roman für seine allgemeine Buchreihe zu schreiben, der 1997 als Hardcover unter dem Titel »Mutabor« veröffentlicht wurde, und ich kam mit ihm auch in Sachen Raumschiff PROMET ins Geschäft. Irgendwann machte ich ihn auf STAR GATE aufmerksam, er überlegte, kalkulierte – und legte die Serie als Paperback neu auf, mit jeweils mehreren der alten Hefte in einem Buch. Für diese Publikationsform neu be- und überarbeitet und zusammengefaßt von – ja, von wem sonst als Volker Krämer
     Im Herbst 1998 startete diese Neuauflage mit durchschlagendem Erfolg; Band 1 erreichte schon recht bald seine 3. Auflage. Eine Art »Mitnahme-Effekt« durch die erfolgreiche TV-Serie ist dabei zwar nicht auszuschließen, aber dennoch durchaus willkommen …
    A propos TV-Serie …
     Wer unbedingt Ähnlichkeiten zwischen Roland Emmerichs Film ›Stargate‹ und unserer Serie sehen will, mag sie durchaus finden. Okay, die Form der Transmitter unterscheidet sich leicht von »unseren« Pyramiden (und war stattdessen vielleicht auch von denen in der REN DHARK-Serie inspiriert), aber Pyramidenraumschiffe gibt's hier wie da, und Colonel O'Neill und sein Team aus Film und TV-Serie erinnern stark an die Survival-Experten um Ken Randall. Nur die welt- und wirtschaftspolitischen Hintergründe sind doch unterschiedlich; in den Romanen üben Konzerne die Macht aus, in den Filmen steht das Militär hinter dem Projekt. Und ansonsten … hm … Zufälle gibt's immer … z. B. den Zufall, daß Emmerich zu unseren SG-Zeiten zufällig in Deutschland weilte und die Serie zufälligerweise lesen konnte … Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

     Bei der Bearbeitung für die Blitz-Paperbacks stellte sich allerdings heraus, daß eines der Hefte, geschrieben von W. A. Hary, entfallen konnte – es war ein für die Handlung eher entbehrlicher »Lückenfüller«, den Krämer in einem Kapiteleinschub zusammenfaßte. So konnten die vier Romane von Uwe Anton als ein Block in einem einzigen Buch erscheinen. Das wurde dadurch zwar etwas dicker und deshalb teurer, aber die folgenden Bände kehrten wieder zum vorherigen Umfang zurück.
     Mit Band 6 war dann der bisher verfaßte Text, einschließlich der damals nicht mehr veröffentlichten Manuskripte, abgeschlossen, und so kam ich für jene drei Romane nach rund anderthalb Jahrzehnten doch noch zu meinem (Nachdruck-)Honorar. Aber der Verkauf hatte mit der Zeit nachgelassen, so daß die Serie für den Verlag trotz des beachtlichen Anfangserfolges unrentabel zu werden begann. Da ich selbst auch keine neuen SG-Romane mehr schreiben wollte und damit der Name W. K. Giesa als »Zugpferd« fehlen würde
(in den Buchausgaben des Blitz-Verlags verzichtete ich auf das Pseudonym und veröffentlichte unter meinem richtigen Namen) – einerseits fehlte mir die Zeit, andererseits hätte ich mich nach all den Jahren wieder komplett neu in die Thematik einarbeiten müssen –, war der gemeinsame Entschluß, STAR GATE einmal mehr einzustellen, die zwangsläufige Folge.
Star Gate 7      Damit hätte die Geschichte dieser Kultserie nun endgültig beendet sein können. Aber inzwischen war Werner Wilbert ebenfalls wieder aus der Versenkung aufgetaucht – und hatte prompt einen neuen Verlag gegründet! In dem produziert er nun im Paperback-Format seine eigenen SF-Serien JOHN COAN – Outer Space und Imperium OMEGA. Zudem plante er einen Reprint des SF-Klassikers aus den 60er Jahren, der einstigen BASTEI-Serie Rex Corda, die damals von H. G. Francis konzipiert, aber leider nur 38 Bände alt wurde. Wilbert wollte STAR GATE nicht ein drittes Mal sterben lassen und übernahm die Serie für seinen Verlag Wilbert. So kehrte die Serie also wieder zu ihren Urvätern zurück, denn abgesehen davon, daß Volker Krämer die Exposés für die Weiterführung durch neue Autoren schrieb, wurde auch die Titelbildgestaltung, wenn auch dezent modernisiert, dem Aussehen der alten Hefte wieder angeglichen.
     Aber irgendwie war das nix Halbes und nix Ganzes: Buch 7 erschien – und dann nichts mehr. Was ganz sicher nicht am Exposé-Autor und den neuen Romanautoren Margret Schwekendieck und Horst Hoffmann liegt, sondern an der immensen ... hm ... Qualität (?) und Erscheinungskontinuität der Verlagsobjekte insgesamt, was schließlich zum »Tod« des Verlags führte (Rex Corda wird mittlerweile vom Mohlberg-Verlag präsentiert, Coan und Omega gibt es nicht mehr). Wie auch immer: STAR GATE wechselte nun wiederum zurück zum Blitz-Verlag! Ob das ständige Hin und Her der Serie gut tat, wage ich nicht zu beurteilen; an sich müßte es mich auch gar nicht mehr betreffen, da ich wegen der oben erwähnten Gründe ohnehin nicht mehr daran mitarbeiten werde. Aber irgendwie ist sie mir doch ans Herz gewachsen, und ich verfolgte ihre Weiterentwicklung mit Interesse.
     Die Verkaufszahlen jedenfalls kamen nicht wieder aus dem Tiefkeller heraus, sanken eher noch weiter, und so kam Jörg Kaegelmann auf die Kateridee, STAR GATE mit Raumschiff TITAN zu vermixen; zwei Serien, zwei Themenkreise, zwei Hintergründe, die nun auch beim besten Willen wirklich nicht zueinander passen. Aufgrund unserer vehementen Proteste ließ Jörg dann von seinem unsinnigen Vorhaben ab – und stellte STAR GATE erneut ein.
Star Gate Hörbuch 1 – CD 1      Das war nun die Stunde des Wilfried A. Hary! Der rührige Autor hatte schon vor vielen Jahren seinen eigenen Verlag Hary-Productions gegründet. Im Rahmen seiner vielfältigen Produktionen legt er nun, mit monatlichem Erscheinen, STAR GATE wieder auf, und zwar mit dem Untertitel Das Original und im Heftformat – als Nachdrucke der anfänglichen Heftserie. Dabei ist geplant, nach Band 20 – es werden alle einst vom Merkur-Verlag geplanten Romane gebracht – die handlungszeitliche Lücke zu meinem Band 13 mit einer Reihe von neuen Romanen zu schließen. Mein Heft 13 wird also Heft XX, irgendwann einmal. Aber auch vorher gibt es schon neue Romane – die Hefte 12 und 13. Mein ursprüngliches Heft 12 bekommt nun die Nummer 14.
     Vielleicht klappt es diesmal ja wirklich, und es geht weiter und weiter und weiter. Derzeit z. B. (Sommer/Herbst 07) kommen SG-Hörbücher hinzu, je vier CDs für ein Buch und ebenfalls von Hary-Productions produziert und vertrieben.
     Schauen wir mal, was aus STAR GATE noch alles werden mag …

Knight Rider 10: »Zwischen allen Fronten« Zu meiner Mitarbeit an Knight Rider läßt sich weitaus weniger sagen als zu Mythor, STAR GATE und REN DHARK. Frank Rehfeld schrieb unter dem Pseudonym »Frank Garrett« für den Goldmann-Verlag Romane zur TV-Serie und bat mich, an einem der Romane mitzuarbeiten. Allerdings zeigte sich, daß trotz meiner Autobegeisterung ein Typ, der lieber mit seinem Auto statt mit seiner Freundin redet, nicht so ganz mein Fall ist, und Frank dürfte an der Bearbeitung meines Romanparts, den ich als ungenannter Ghostwriter verfaßte, nicht sehr viel Freude gehabt haben. Im November 1991 erschien als Band 10 der Serie besagter Titel »Zwischen allen Fronten« – und das war's dann auch schon …

Während des Buchmesse-Convents 1996 in Frankfurt/M. sprach mich die damalige Chefredakteurin des im HEEL-Verlag erscheinenden Hochglanz-Magazins »SPACE VIEW«, Claudia Kern, bezüglich eines Interviews an, das sie wenig später mit mir führte. Während des Gesprächs eröffnete sie mir, der Verleger plane ein neuartiges Buchprojekt, für das sich Science Fiction bestens eigne, und ob ich Lust hätte, dieses Buch gemeinsam mit ihr zu schreiben.
     Und ob ich hatte!
     Anfang Dezember fuhr ich zum Verlag nach Königswinter. In einer denkwürdigen und von permanentem Handy-Klingeln Tobias J. Richters und des Verlegers Dackel gestörten Konferenz entwickelten wir das Konzept für den Roman, dem im Erfolgsfall eine ganze Buchserie folgen sollte; entsprachend lief die Handlung auf einen Cliffhanger hinaus. Claudia und ich sollten den Roman schreiben und Tobias' Firma »THE LIGHT WORKS«, u.a. durch die Filmtricks der »Raumschiff Highlander«-Mini-Serie (lief damals bei SAT1) bekannt, die Computeranimationen liefern. Denn:
     Es handelte sich um ein »MOTION BOOK«!
     Im Klartext: Man setzt sich mit dem Buch in der Hand vor Fernseher und Videorecorder und kann dann abwechselnd oder gleichzeitig den Roman sehen und die Video-Clips lesen – oder war's umgekehrt?
     Wie auch immer, Buch und Videocassette wurden zusammen im Schuber präsentiert und sind in dieser Form ein Novum, an dessen Markteinführung Anteil zu haben mir vergönnt war.
Hagar Qim      Leider versäumten wir bei jener Konferenz, auch gleich den Titel mit festzulegen. Das sollte sich rächen. Denn der Verleger ging selbst auf Titelsuche. Als wir bereits am Roman arbeiteten, wurde er fündig. Er war gerade auf Malta gewesen, wo ihn die steinzeitliche Tempelanlage Hagar Qim faszinierte. Somit wählte er diesen Namen ungeachtet unserer doch recht heftigen Proteste und ungeachtet dessen, daß er als Teilnehmer der Konferenz doch wissen mußte, daß diese Tempelanlage überhaupt nicht zur Handlung paßte, als Buchtitel. Und Claudia und ich hatten das zweifelhafte Vergnügen, diese Anlage nachträglich in Konzept und Handlung hineinzulügen, was nebenbei auch noch zusätzliche Recherche-Arbeit bedeutete – beide kannten wir Malta nur von der Landkarte her. Aber da der Titel nun mal »HAGAR QIM« lautete, mußte auch irgendwie ein Titelbezug hergestellt werden.
     Ob der unbedarfte SF-Leser sich darunter etwas vorstellen kann, war ebenso zweitrangig wie, ob er den Titel überhaupt auszusprechen in der Lage ist. Wenn ich mich nicht gewaltig irre, stammt der Name aus dem Arabischen und wird etwa wie ›hadschar khim‹ artikuliert, wobei das ›d‹ nur ganz vorsichtig angehaucht werden darf und fast verschwindet. Nun ja, verkauft hat sich das Anfang 1998 erschienene Teil trotz dieses katastrophalen Titels.
     Und zwar nicht gerade schlecht für ein Hochpreis-Objekt im 40-Mark-Bereich. Und die Leser, von dem netten Cliffhangar provoziert, verlangten nach einer Fortsetzung.
     Jahrelang konnte sich Franz-Christoph Heel nicht für ein klares »Ja« oder »Nein« entscheiden. Eine andere Frage war, ob wir Autoren noch wollten; die unselige »Titel-Geschichte« war nicht der einzige unnötige Streß bei diesem Projekt, und durch das ständige »wir machen wohl weiter« und »ach nein, wir machen lieber nicht weiter« und »doch« und »doch nicht« und »vielleicht unter Umständen möglicherweise eventuell ganz bestimmt oder auch gar nicht« fühlen wir uns mittlerweile doch ziemlich verkaspert. Die Serie hingegen bei einem anderen Verlag fortzuführen – muß ja nicht mal als »MOTION BOOK« sein, sondern durchaus als ganz normales Buch zum Nur-Lesen –, hätte sich der Rechte wegen etwas problematisch gestaltet. Heutzutage nicht mehr, die Rechte sind an uns zurückgefallen, aber wer interessiert sich noch ernsthaft für dieses Romanthema, über das längst nicht nur Gras, sondern ein ganzer Dschungel gewachsen ist?
     Irgendwann Ende 2000 geruhte der Verleger sich dann doch endlich zu einem halbherzigen »Ja« durchzuringen, unter der Voraussetzung, dass genügend Vorbestellungen eingingen. Also wurde das Folgebuch in der »SPACE VIEW« beworben, gleich mit bereits fertiggestelltem Titelbild und somit feststehendem Titel – wenngleich diesmal wenigstens Claudia Kern Einfluß auf den Titel hatte; sie hatte ihn mal locker ins Gespräch einfließen lassen … Heel setzte auch gleich den Erscheinungstermin fest, so kurzfristig, daß es für uns praktisch unmöglich gewesen wäre, den Roman fristgerecht abzuliefern, und brachte ihn auch gleich über den Internet-Buchhandel Amazon.de dem geneigten Publikum als bestellbar nahe. Und das alles, ohne daß vorher ein Vertrag mit uns Autoren oder wenigstens eine Option unterzeichnet worden wäre. Auch wurden wir nicht gefragt, ob wir gerade überhaupt Zeit hätten, diesen Roman zu schreiben. Wir haben nämlich bekanntlich beide überhaupt nichts anderes zu tun! Interessanterweise lief die gesamte Kommunikation ausschließlich über Claudia Kern, die dann als Verlagspapagei (sorry, Claudia!) die göttlichen Beschlüsse und Eingebungen des Verlegers an mich weitergeben durfte – obgleich meine Adresse und auch Telefonnummer dem Verlag bestens bekannt ist, wurde ich als ihr Co-Autor selbst bislang nicht ein einziges Mal kontaktiert.
Hagar Qim II, die nicht erscheinende Fortsetzung      Da auch noch das Honorar geringer ausfallen sollte als beim ersten Buch, beschloß ich endgültig, mir diesen Streß nicht noch einmal anzutun und an diesem Buch nicht mehr mitzuarbeiten. Worauf Claudia feststellte, daß sie als Alleinautorin auch kein Interesse daran habe. Bis zu Heel schien sich das indessen lange Zeit nicht herumzusprechen. Denn der Erscheinungstermin wurde im späten Frühjahr auf den Sommer verschoben und im Herbst dann auf den Winter. Und so weiter.
     Doch endlich, Mitte April 2002, die Sensation: Der Verleger hatte anscheinend doch endlich begriffen, daß aus dem Projekt nix mehr wird, und tat dies der bislang munter verarschten Leserschaft nun auch offiziell kund. Uns Autoren in all seiner Wertschätzung natürlich wieder nicht ... Vielleicht möchte er sich ja das Hintertürchen offen halten, voller Entschlußfreude in einigen Dutzend Jahren oder morgen vormittag wieder einmal darauf zu hoffen, daß vielleicht bestimmt unter Umständen sicher möglicherweise garantiert eventuell doch noch ... Und so weiter.
     
Zwischenzeitlich kursierten Gerüchte, daß Claudia Kern und ich uns zerstritten hätten und der Roman deshalb nicht (oder noch immer nicht) erschiene. Aber sicher doch, liebe Leser. Claudia und ich gehen jeden Tag zehn Stunden lang mit Kettensäge und Maschinengewehr aufeinander los, den Rest des Tages brauchen wir, uns wieder zusammenflicken zu lassen, und deshalb haben wir keine Zeit, den Roman zu schreiben …
     »Tri-tru-tralala … seid ihr alle da?« Kasperl, Großmutter, Polizist, Räuber, Teufel und Krokodil warten schon hinter der Bühne!

Bedeutend interessanter und perspektivenreicher erschien da die Heftromanserie, die mein Freund und Kollege Manfred Weinland erdachte und mit seinen fantastischen Exposés steuerte, und die im Frühjahr 2003 beim BASTEI-Verlag gestartet wurde, um die SF-Fans alle 2 Wochen mit einem neuen spannenden und mysteriösen Abenteuer zu erfreuen: BAD EARTH!
     In dieser Serie stellten wir einige Klischees auf den Kopf – so gehört die Menschheit nicht zu den »Guten«, sondern in ferner Zukunft zu den in der Galaxis verhaßten und gefürchteten »Bösen«. Und eine kleine Gruppe »guter« Menschen gerät somit zwischen die Fronten. Immerhin konnte das Konzept die Verlagsleitung überzeugen, nach langer SF-Abstinenz, die den Einstellungen von Rex Corda, Commander Scott und den
TERRANAUTEN folgte, wieder im Bereich der Heft-SF aktiv zu werden.
BE 5: Der Auserwählte   Nr.   5   Der Auserwählte (mit Manfred Weinland)
Nr.   9   Die Grenze zum Nichts
  BE 9: »Die Grenze zum  Nichts«
Schon kurz nach dem Serienstart übernahm der HJB-Verlag die Buchlizenz und bringt viermal im Jahr ein Hardcover auf den Markt, in dem jeweils nach dem Beispiel Ren Dharks mehrere Hefte nachgedruckt werden.
BE 2: »Meister der Materie«   Nr.   2   Meister der Materie
  Nr.   3   Artefakt
  BE 3: Artefakt
Aber auch wenn die Verlagsleitungen sich hatten überzeugen lassen – die Leser zeigten sich da eher unerbittlich, und so kam auch für BAD EARTH das traurige »Aus«. Wenn auch nicht ganz endgültig; HJB druckt weiterhin nach, und die Lizenz zur Fortführung der Serie mit neuen Romanen als Hardcover übernahm der Zaubermond-Verlag.




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