Teufels Großmütterchen – Zeichnung: WKG

Als Der Magier »starb«, kam der DämonenKiller, die von Ernst Vlcek alias »Paul Wolf« und Kurt Luif alias »Neal Davenport« konzipierte Kult-Serie, die noch heute gültige Maßstäbe in der Grusel- und Horror-Literatur setzte.
     Und zwar seine 2. Auflage!
     Die erste erschien in den 70er Jahren und wurde mit Band 143 zwangseingestellt, weil die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zwei oder drei Romane auf den »Index der jugendgefährdende Schriften« gesetzt hatte. Wenn innerhalb eines Jahres drei Publikationen indiziert werden, bedeutet das, daß das gesamte »Periodikum«, also die ganze Serie, ein ganzes weiteres Jahr lang nicht mehr öffentlich angeboten, angepriesen, verkauft werden darf. Höchstens noch unter dem Ladentisch auf spezielle Nachfrage des seinen Altersnachweis erbringenden Käufers.
(Bisweilen sind Indizierungsentscheidungen indessen dermaßen haarsträubend, daß ich mich zuweilen frage, warum noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, die Jugend vor den Jugendschützern zu schützen …) Für eine Heftromanserie, die auf den Kioskverkauf angewiesen ist, ist so etwas natürlich absolut tödlich – kein Verlag kann es sich leisten, ein Jahr lang für Null zu produzieren; die wenigsten Käufer werden ihren Händler tatsächlich bedrängen, die ausgelieferten und unter dem Ladentisch liegenden Hefte herauszurücken. Weil fast alle »nach Sicht« kaufen; was sie nicht direkt vor sich sehen, ist eben nicht da, und die wenigsten Käufer fragen nach. Und nach einem ganzen Jahr der Abwesenheit sind diese Käufer längst abgewandert – die einen, weil sie die Hefte nicht präsentiert sehen, die anderen, weil ihnen das ständige Nachfragen zu lästig ist, sie aber auch nicht auf die Idee kommen, zu abonnieren … Logische Konsequenz: die ganze Serie wird dichtgemacht.
     Wenn ich mich recht entsinne, waren im letzten Erscheinungsjahr zwei Hefte indiziert worden; eine 2. Auflage sollte kommen, aber gleich einer der ersten Romane war ebenfalls indiziert – mithin die Nr. 3 desselben Jahres, und damit das Aus für das gesamte Objekt.
     Etwa 1983 kam die 2. Auflage dann doch, allerdings überarbeitet und »entschärft«; der seinerzeit indizierte Roman aus den ersten 10 Heften wurde weggelassen und viele Hefte später dafür ein anderer, von Neal Davenport neu geschriebener eingefügt. Auch die beiden späteren indizierten Werke wurden – in »entschärfter« Form – neu geschrieben.
     Aber dann kam der Tag, an dem die Fantasy-Serie Mythor eingestellt wurde. Die für Mythor schreibenden Autoren mußten irgendwie »versorgt« werden.
     Da paßte es, daß gerade ein jugendschützerisch etwas umstrittener Zyklus bevorstand, an dem wohl einiges hätte umgearbeitet werden müssen. Also wurde entschieden, daß ab Band 131 die Serie mit komplett neuen Romanen, geschrieben von den Mythor-Autoren, weitergeführt wurde. Ernst Vlcek faßte, sicher ziemlich zähneknirschend, den in der 1. Auflage angefangenen, durch die Indizierung aber nie vollendeten Zyklus in zwei neuen Romanen (131 und 132) zusammen. Dann kam der Neubeginn – in einer zunächst recht chaotischen Form.
     Keiner der jetzigen Autoren – außer Kurt Luif und Hanns »Hivar Kelasker« Kneifel – kam aus dem ursprünglichen Team. Und: es gab keine zentrale Exposé-Steuerung mehr, sondern jeder Autor wurschtelte nach eigenem Mini-Exposé vor sich hin. Was auf Dauer nicht gut gehen konnte; Leser, die an eine Fortsetzungshandlung gewöhnt sind, finden sich mit abgeschlossenen Einzelromanen nicht ab. Daran änderte auch nichts, daß nach meiner Empfehlung auch Walter Appel alias Earl Warren »reaktiviert« wurde – an den seltsamerweise anfangs niemand gedacht zu haben schien, obgleich er eine enorme Menge an Romanen für die Serie geschrieben hatte.
     Beim legendären DämonenKiller hatte ich schon immer mitarbeiten wollen; nach dem Mythor-Ende bekam ich die Gelegenheit dazu. Meinen ersten Beitrag schrieb ich unter dem Pseudonym Merlyn G. Hastur, das gefiel dem Verlag aber
(als »zu bastei-haft«) nicht so sehr, und ab dem zweiten Roman wurde deshalb ein schlichtes G. Hastur daraus.
Nr. 135  Der schreckliche Pakt
Nr. 136  Zigeunerspuk
Nr. 139  Das Schwarze Schloß
Nr. 144  Condano, der Magier
Nr. 145  Jagd auf den Zeitkristall
Nr. 153  Angelina, die Teufelin
Nr. 154  Die Kralle des Todes
Nr. 157  Der Tod von Baikonur
Nr. 158  Amoklauf der Werwölfe
Nr. 163  Der Flaschenteufel
Nr. 166  Das dämonische Duell
Nr. 171  Teufelstango
Nr. 172  Der Erzdämon schlägt zu
Als immer mehr Leser sich negativ zu der Einzelroman-Praxis äußerten und die Verkaufszahlen sanken, schloß ich mich mit Kurt Luif und dem DäKi-Experten Uwe
»Januskopf« Schnabel kurz und forderte die Rückkehr zum Exposé. Da der Verlag kein Exposé-Honorar mehr investieren wollte – deshalb war ja die Umstellung auf Einzelromane überhaupt erst erfolgt –, erklärte ich mich bereit, diesen Job für Gotteslohn zu machen, um die Serie zu retten. Der Verlag stimmte zu, und mit Uwes Hilfe entwickelte ich einen Kurzzyklus. Über wieviele oder wiewenige Bände er ging, weiß ich heute nicht mehr. Im Anschluß entwickelte Walter Appel einen weiteren Kurzzyklus.
     Dieses »back to the roots« kam an – aber leider zu spät. Bereits verlorene Leser konnten nicht mehr zurückgeholt werden, und so war mit Nr. 175 wieder Schluß.
     Damit endete auch meine DäKi-Ära.
     Als Randnotiz wäre nur noch zu erwähnen, daß ich mit »Condano, der Magier« und »Jagd auf den Zeitkristall« eines meiner berüchtigten Zeitreise-Abenteuer vorlegte, die ich ja auch in der Professor ZAMORRA-Serie hin und wieder kultiviere. Oder daß ich auf den Rußland-Kasachstan-Zweiteiler Nr. 157/158 nicht besonders stolz sein kann, weil ich aus Zeitmangel viel zu schlecht recherchiert und zu viele Klischees verbraten habe. Oder daß das Titelbild für »Die Kralle des Todes« ursprünglich für Professor ZAMORRA auf meinem Schreibtisch lag, es aber scheinbar mehreren Verlagen zugleich angeboten wurde, der Pabel-Verlag schneller zugriff und ich es plötzlich für einen DäKi vorgelegt bekam.

Wer will da wen warum am Ohr ziehen? - Foto: M. Schönenbröcher
Optimistischer »DämonenKiller«-Verleger Thomas Born (Zaubermond-Verlag) und seelengierig zugreifender  Erzdämon  Ex-»DämonenKiller«-Autor G. Hastur alias W. K. Giesa beim Buchmesse-Convent 2000
Der DäKi war allerdings noch nicht ganz so tot, wie er zunächst schien. Ein gewisser Thomas Born, Mitbegründer und mittlerweile alleiniger Eigner des Zaubermond-Verlags, nahm sich seiner liebevoll an. Zunächst wurden die alten, nicht mehr erschienenen Hefte der Erstauflage nachgedruckt, aber noch vor der endgültigen Trennung vom Compagnon Bernd Götz erfolgte die Umstellung auf Hardcover.
     Walter Appel beendete seinen Zyklus, danach wurde im Sinne der Erstauflage weitergearbeitet und damit die »neuen Romane«, die im Anschluß an die Zweitauflage geschrieben wurden, handlungstechnisch ignoriert – ein konsequenter Schritt in die richtige Richtung. Denn was wir in jenen neuen Heften geschrieben hatten, war teilweise großer Käse, teils, weil sich keiner der neuen Autoren in das spezielle DäKi-Feeling fand, teils, weil wir von anderen Serien beeinflußt waren … wie auch immer.
     Allerdings: Walter sei Dank überlebte meine Figur »Angelina« aus den neuen Heften – zumindest für ein paar Bücher – auch in der Hardcover-Fortführung (wenn auch nicht ganz so, wie ich es ihr gewünscht hätte, aber ein bisschen Horror muß es ja auch für Dämon/innen geben!), die alsbald in das wesentlich seriösere Edition DK umgetauft wurde. Hier schreibt jetzt eine junge Generation von neuen Autoren, welche die Serie schon als Fans verfolgten und sich besser hineinfinden konnten als wir »alten Knochen«. Auch ein Comeback von Ernst Vlcek ist geplant, worauf ich mich als alter DäKi-Fan besonders freue ...
     Möge der Edition DK (und ihren Ablegern Dorian Hunter – dem Hardcover-Reprint der ersten DäKi-Hefte – und Coco Zamis – dem Nachdruck der DäKi-Taschenbücher) ein langes Leben beschieden sein!

  • Vampir 393 »Die Drachenpest« Zwischenzeitlich hatte ich auch einen Vorstoß in die Reihe Vampir – Horror-Romane des Pabel-Verlags gewagt, unter dem Agentur-Pseudonym Olsh Trenton, unter dem aber vorwiegend andere Autoren schrieben und ich mit 1,5 Romanen nur ein Außenseiter blieb, zumal die Reihe gerade, als ich richtig loslegen wollte, eingestellt wurde. So entstanden die Bände 393 »Drachenpest« und 425 »Aufbruch der Werwölfe«, letzterer eine Gemeinschaftsarbeit mit Manfred Weinland, bei der mir einer seiner Sätze bis heute eindrucksvoll in Erinnerung blieb, irgendwo mitten im Roman: Da fiel der Werwolf von der Eiche. Einfach stark, sowas!
         Beide Romane wurden in der Reihe Dämonen-Land nachgedruckt.
    Vampir 425 »Aufbruch der Werwölfe« mit Manfred Weinland

    Im Herbst 1989 startete der Bastei-Verlag die Reihe Dämonen-Land, in der vorwiegend Nachdrucke und später wenige neue Romane erschienen. Redakteur Michael Schönenbröchers Konzept lautete, den jeweils ersten Band jeder bisherigen Grusel- oder Horror-Serie oder -Reihe zu bringen, dazu die besten Einzelromane.
         Da ich selbst eher Serien-Autor bin, hatte ich leider nur wenige Einzelromane anzubieten. Immerhin, einige Romane kamen dann doch, ehe die Reihe wieder eingestellt werden mußte, als erster jener Gespenster-Krimi Nr. 438 (»Eine Welt für Vampire«), den ich aus ganz privaten Gründen immer noch für meinen besten halte und mich, weil auch ein wenig Persönliches darin mitschwingt, darüber ärgere, daß der damalige Redakteur ein von mir benanntes Musikstück einer bestimmten Musikgruppe, das die Hintergrundstimmung des Romans untermauern sollte, in einen Titel änderte, der damals gerade bei den Teenies trendy war – und er wohl den von mir gewählten Song nicht kannte. Dafür hätte ich ihn am liebsten gepfählt. Aber das ist ja leider strafbar, also blieb mir nur Zähneknirschen.
         Beim Nachdruck fertigte ich auch die Innen-Illustrationen an.
    Dämonen-Land 38: »Eine Welt für Vampire« Nr.   38  Eine Welt für Vampire
    Nr.   56  Die Drachenpest
    Nr. 118  Magirons Todes-Show (Band 1 der Serie Der Magier)
    Nr. 124  Aufbruch der Werwölfe (mit Manfred Weinland)

    Vampir-Trilogie (mit Manfred Weinland):

    Nr. 173  Die Vampir-Klinik
    Nr. 174  Draculas Rückkehr
    Nr. 175  Draculas Höllenheer

    Mit den letzten drei Bänden erwachte die legendäre »Vampir-Trilogie« wieder zum Leben. Aber ehe die »Silbermond-Trilogie« auch noch erscheinen konnte, wurden die Grenzübergänge zum Dämonen-Land leider für alle Zeiten geschlossen.
         Zu erwähnen wäre noch, daß die Nachdrucke im Dämonen-Land nicht unter Pseudonym, sondern unter meinem richtigen Namen erschienen.

    Vampira 47: »Lebende Runen« von Robert Lamont Einen Auftritt als Gastautor hatte ich in der BASTEI-Serie Vampira von Adrian Doyle alias Manfred Weinland. Die 1994 gestartete Serie lief 50 Bände lang als Heft, wurde dann auf Taschenheft-Format umgestellt, was sich aber nicht als Erfolg erwies, und erscheint heute als Hardcover-Serie beim Zaubermond-Verlag.
    Autor W. K. Giesa & Redakteur Monster-Mike in trauter Zweisamkeit      Ich hatte das Vergnügen, unter dem Titel »Lebende Runen« Nr. 47 der Heftserie beisteuern zu dürfen. Der Behauptung des Redakteurs Mike Schönenbröcher, die auf dem Titelbild dargestellte Monster-Figur sei nach einem Foto meines athletischen Prachtkörpers entstanden, muss ich allerdings sehr energisch widersprechen. Mit ziemlicher Sicherheit hat er da sich und mich verwechselt, wie nebenstehendes Foto deutlich zeigt … Smilies

    Der Grusel-Schocker war eine Art später Nachfolger der BASTEI-Reihe Dämonen-Land. Allerdings mit verändertem Konzept, hier wurde mehr auf Leserwünsche eingegangen. Es gab zwar jede Menge Nachdrucke, aber auch wesentlich mehr neue Romane, auch von »neuen« Autoren (Nachwuchsförderung!). Aus Zeitmangel kam ich nie dazu, selbst einen neuen Roman beizusteuern, aber immerhin wurden die ersten sechs Bände meines Ted Ewigk-Zyklus nachgedruckt, bis der GS mit Band 73 eingestellt wurde.
    Ted Ewigk 2: »Pandora - Botin des Grauens« Nr. 21  Die Burg des Unheils
    Nr. 36  Pandora – Botin des Grauens
    Nr. 37  Verfluchte des Olymp
    Nr. 45  Der Geisterlord
    Nr. 64  Die Dämonenfalle (OT: In den Straßen der Angst)
    Nr. 68  Der Pharao
    Ted Ewigk 5: »Die Dämonenfalle«

    Mitternachts-Roman 65 bzw. 510: »Der Tod singt dir ein Wiegenlied« Der Mitternachts-Roman galt als »Frauen-Gruselroman«, also recht sanfte, unheimliche Effekte, gewürzt mit Liebesaffären, die stets mit einem Happyend abzuschließen haben. Ich frage mich, ob moderne Frauen tatsächlich solch seichte Kost lesen wollen – zumal ich selbst beim weniger sanften Professor ZAMORRA einen sehr großen Anteil weiblicher Leserschaft habe (die sogar die häufigen Szenen mit schulmädchenreport-artig nackt herumlaufenden Mädels goutiert; die Proteste kommen eher von der männlichen Leserschaft). Aber offenbar gibt es für diesen »Softgrusel« tatsächlich einen Markt. (Wie auch für die an vorwiegend weibliches Publikum gerichtete Arzt-Romane und Arzt-TV-Serien – wie masochistisch muß frau eigentlich sein, sich in Roman und Film Dinge 'reinzutun, die im REALEN ALLTAG schon Horror genug sein können? Ich kann mir was besseres vorstellen, als ans Krankenbett gefesselt mich in den feschen Arzt zu verlieben, der mir gerade das Bein amputiert hat …)
    Mitternachts-Roman 585: »Wenn der Totenvogel ruft« von Timothy Stahl & W. K. Giesa      Wie auch immer, es gibt ein Publikum für diese Romane, also sollten sie auch geschrieben werden. Und das habe ich unter dem Pseudonym Tanith Cloud zumindest versucht. Dabei herausgekommen sind Nr. 65 »Der Tod singt dir ein Wiegenlied«, Jahre später in der gleichen Reihe als Nr. 510 nachgedruckt, und die gemeinsam mit dem heute in Las Vegas lebenden US-Amerikaner Timothy M. Stahl verfaßte Nr. 585 »Wenn der Totenvogel ruft«. Bei diesem Roman war es übrigens das erste Mal, daß zwei Autorinnen-Namen auf der Titelseite standen: »Roman von Tanith Cloud und Samantha Steel«. Unter letzterem Pseudonym hatte mein Freund und Kollege Timothy bereits andere »Frauen-Grusels« veröffentlicht.
         Ein weiterer gemeinschaftlicher Roman liegt noch unvollendet, eine weitere eigene Romanidee ist über das Exposé-Stadium nicht hinausgereift. Und wenn auch der Mitternachts-Roman mittlerweile eingestellt wurde – es gibt ja noch genug Frauengruselromanreihen bei der Konkurrenz. Warten wir's also ab …

    Spuklicht 27 Bei eben dieser Konkurrenz, dem Kelter-Verlag, rief besagter Totenvogel ein weiteres Mal, und zwar in der Reihe Spuklicht als Nr. 27. Dafür verantwortlich war Timothy M. Stahl, der unser Gemeinschaftswerk dem Verlag angeboten hatte.
         Timothy hatte dort bereits einige seiner Romane unter seinem Pseudonym Samantha Steel veröffentlicht, und so erschien der Roman unter seinem alleinigen Pseudonym; die gute Tanith Cloud wurde vom Verlag solange in Urlaub geschickt. Oder so.
         Vielleicht sollte ich mich endlich mal aufraffen, Kelter auch das Wiegenlied zu singen bzw. den entsprechenden Roman zum Nachdruck anzubieten. Schließlich muß ich ja schnellstens reich & berühmt werden
         Aber bei meiner angeborenen und bestens gepflegten Faulheit wird das wohl noch ein paar Tage dauern …

    Irgendwann anno 1996 rief mich ein Freund aus alten Fandom-Tagen an – Jörg Kaegelmann, Besitzer einer Druckerei und einer Videotheken-Kette, hatte einen Verlag gegründet und wollte ein Buchprogramm starten. Ob ich interessiert wäre, einen Horror-Roman für ihn zu schreiben; Science Fiction und Fantasy habe er bereits.
         Der Begriff »Horror« hat mir noch nie gefallen; das, was ich unter »Horror« verstehe, ist nicht das, was ich mag und erst recht nicht das, was ich schreibe. Also sagte ich zu und schrieb einen »Mystery«-Thriller mit Action, Geheimdienst-Agenten und Sex: »Mutabor« ist die Geschichte eines Mannes am Ende seiner Träume, gebeutelt von Schicksalsschlägen. Dieser Mann findet im Carpentaria-Golf vor Australiens Küste ein Meteor-Bruchstück. Durch die Berührung mit diesem Fragment beginnt er sich mehr und mehr zu verändern – seelisch wie körperlich …
    Was braucht man zum Frühstück? Tasse Kaffee und gutes Buch! Und: Nein, dieses Bild von WKG zeigt nicht CARYAD!      Die Künstlerin Michaela CARYAD Sommer, die mir auch zwei Coverbilder für die Professor ZAMORRA-Serie lieferte, schuf zu diesem Buch ein wunderschönes Titelbild, das die Grundstimmung des Romans hervorragend trifft und wiedergibt.
         Ursprünglich hatte ich »Mutabor« für die BASTEI-Reihe Dämonen-Land konzipiert, in der neben den Nachdrucken alter Grusel-Klassiker auch neue Romane geschrieben werden sollten. Aber kurz nachdem ich das Exposé verfaßte, wurde die Reihe eingestellt.
         Nun bot sich mir die Chance, dieses Thema im Hardcover auszuführen – mit wesentlich mehr Platz für Details und Charaktertiefe der handelnden Personen. Was dem Werk absolut entgegenkam; ich bin heute heilfroh, daß ich das Thema nicht in einem recht kurzen Heft verarbeitet habe (
    Womit ich nichts gegen die Romanhefte an sich gesagt haben will; schließlich habe ich Hunderte davon geschrieben, und was die »literarische Qualität« angeht, ist es meistens eher eine Frage der Textlänge, ob ein Roman als 60-Seiten-Heft, als umfangreiches Taschenbuch oder als ein dicker Hardcover-Wälzer erscheint. Mit wenigen Worten eine stimmige Atmosphäre und gut getroffene Charaktere zu schaffen, ist manchmal schwerer, als auf 1000 Seiten mit unendlich viel unnützem Geschwafel den Leser im Unklaren zu lassen, was der Autor eigentlich sagen will. Sicher gibt es auch im Heft-Bereich die hingeschluderten Ausreißer nach unten; es ist zumeist eine schnell geschriebene und schnell konsumierte Lektüre – aber es gibt auch im Buchbereich Texte, die ich von 500 engbedruckten Seiten auf Heftlänge zusammenstreichen könnte, ohne daß wirklich etwas Wichtiges verloren geht … Das Problem ist: je dicker das Buch, um so dicker das Honorar des Autors, und das verleitet zum Zeilenschinden übelster Art ohne Rücksicht auf die Romanqualität. Klar – auch dicke Bücher können gut sein. Aber nicht alle dünnen Hefte sind schlecht. Auch wenn selbsternannte »Literaturkritiker« nicht müde werden, eben dieses Vorurteil »Hefte sind grundsätzlich Schund, Bücher sind grundsätzlich Literatur« ständig vor sich hin zu brabbeln.). Und so erschien »Mutabor« dann im Frühjahr 1997 im BLITZ-Verlag.
         Nebenbei hatte der Roman zum Zeitpunkt seines Erscheinens einen leichten SF-Touch; um ihn über mehrere Jahre aktuell zu halten, hatte ich die Handlungszeit auf den Jahreswechsel 1999/2000 gelegt. Aber schon vorher war die Auflage so gut wie ausverkauft und ist beim Verlag nicht mehr erhältlich; Händler und Versandhändler haben vielleicht noch ein paar Restbestände … Wird wohl Zeit für einen Nachdruck?!

    Zweimal kam ich auch zu dem Vergnügen, an der vom »Vater des modernen Gruselromans«, dem legendären Dan Shocker alias Jürgen Grasmück, erfundenen Larry Brent-Serie mitarbeiten zu dürfen. Larry ist unter der Code-Bezeichnung »X-RAY-3« ein nach James Bond-Manier mit allerlei technischen Gimmicks bis hin zur Laserpistole ausgestatteter Agent der »Psychoanalytischen Spezial-Abteilung« (PSA), die global mit Polizeibehörden aller Staaten zusammenarbeitet und zusammen mit dem Russen Iwan Kunaritschew und der Schwedin Morna Ulbrandsson gegen Gespenster, okkultes Treiben und bisweilen gar echte Dämonen antritt, wobei allerdings der Krimi-Effekt im Vordergrund steht und nicht alles, was spukt, auch wirklich Geist ist. (»X-RAY« steht dabei für das amerikanische »Röntgenstrahl«, was bedeutet, daß die PSA-Agenten jeden ihrer Fälle genauestens »durchleuchten«, ehe sie handeln.)
         Anfangs erschienen die Romane als Dan Shocker's Grusel-Krimi in der Silber-Krimi-Reihe des Zauberkreis-Verlags, woraus dann der Silber-Grusel-Krimi wurde, in dem auch Gruselromane anderer Autoren veröffentlicht wurden, und schließlich bekam er als Larry Brent seine eigene Serie.
         Als sich abzeichnete, daß mein Freund Jürgen Grasmück aus Krankheitsgründen sein Arbeitspensum nicht mehr schaffen würde, zog er bisweilen ausgesucht wenige andere Autoren hinzu – die selbstverständlich auch unter dem Pseudonym Dan Shocker schrieben – und zu denen schließlich auch ich stieß (
    und feststellen mußte, daß es extreme Schwerstarbeit ist, den Dan Shocker-Schreibstil so zu kopieren, daß der Text sich wenigstens annähernd so liest, als hätte Dan ihn selbst verfaßt.). Ich schrieb also nach Jürgens Exposé den Roman »Der Dämonensohn schickt den Todesboten«.
         Ärgerlicherweise wurde die Serie – es war 1986, das traurige Jahr des großen Seriensterbens bei fast allen Verlagen – eingestellt, ehe der Roman erscheinen konnte. Er wurde dann in fünf Fortsetzungen im Clubmagazin des Dan Shocker's Fantastik-Club veröffentlicht.
    Dan Shocker 1: »Der Dämonensohn schickt den Todesboten«      Jahre später gründeten Bernd Götz und Thomas Born den Zaubermond-Verlag, und während Born sich um die Neuauflage bzw. Weiterführung der Kultserie Dämonenkiller kümmerte, stürzte sich Götz mit Begeisterung auf Larry Brent. Dabei mußte die Serie aus rechtlichen Gründen in Dan Shocker umgetauft werden. Direkt als Band 1 erschien mein »Der Dämonensohn schickt den Todesboten«. Es folgten Nachdrucke älterer Larry-Abenteuer, die noch im Silber-Grusel-Krimi erschienen waren, und als nächsten neuen Roman schrieb ich den »Nachtritt der Mondgeister« (dessen Anfangssequenz von Timothy M. Stahl stammt). Und wieder kam es zu keiner Veröffentlichung, weil der Verlag durch schlechtes kaufmännisches Management ins Kippen geriet und Initiator Götz für einige Jahre völlig in der Versenkung verschwand. Die Dan Shocker-Serie wurde gecancelt, und Thomas Born schaffte es mit erheblichem Geschick, viel Geduld und finanziellen Kraftakten, den Zaubermond-Verlag durch diese schwierige Lage zu balancieren und zu retten; er konzentrierte sich auf den Dämonenkiller in Hardcover-Form und hat inzwischen eine anständige Programmpalette vom »DäKi« über Das Volk der Nacht (ehemals Vampira-Heft bzw. -Taschenheft bei Bastei bis Die Abenteurer (ebenfalls ex-Bastei) auf die Beine gestellt.
         Mittlerweile hat der Blitz-Verlag Larry Brent als Paperback-Reihe übernommen, jeweils vier Originalromane in einem Buch, sachkundig bearbeitet von Uwe Schnabel und zeitweise lektoriert von meiner Frau (auch wenn mein Name als Lektor im Impressum steht), und ergänzt um die Reihe Die geheimen X-Akten der PSA, in denen neue Romane erscheinen, zwar krankheitsbedingt nicht mehr von Dan Shocker selbst, aber nach seinen Motiven von anderen Autoren geschrieben, die diesmal unter eigenem Namen bzw. eigenem Pseudonym firmieren. Auf meinen Vorschlag, den bisher unveröffentlichten »Nachtritt der Mondgeister« vom Umfang her von Heft- auf Taschenbuchlänge zu erweitern und als neuen Roman in dieser Reihe zu veröffentlichen, hat mein alter Freund Jürgen Grasmück bislang leider nicht einmal mit einem »Nein« oder »Ja« reagiert.
         Somit werden wir auf eine Veröffentlichung wohl noch einige Jahrhunderte warten müssen …

    Schattenreich – die Nullnummer! Eine neue Zielgruppe anzusprechen, war die Intention der Reihe »Schattenreich«, die der BASTEI-Verlag im Herbst 2004 nach längerer Vorbereitungszeit startete. Hiermit wollte man vor allem den Gothic-Fans eine neue Lektüre anbieten, und zwar in Form von Kurzromanen. Drei davon gab es in jedem Heft, von unterschiedlichen Autoren und Autorinnen, wobei auch Nachwuchstalente ihre Chance bekamen. Hinzu kam ein von der aus der Gothic-Music-Szene bekannten »Medusa« betreuter Magazinteil, in dem Bands, ihre Werke und – wo möglich – auch Tournee-Daten vorgestellt und Fan-Stories präsentiert wurden.
         Nun bin ich selbst nicht gerade ein Gothic-Fan; Musik und Auftreten dieses munteren und leider vom Großteil der Öffentlichkeit verkannten und in eine eher gruftige Ecke verbannten Völkchens sind nicht unbedingt meine Welt. Dennoch wurde ich eingeladen, eine der drei Geschichten für die »Nullnummer« der neuen Reihe zu schreiben, was ich natürlich mit »Späte Rache« gern tat. Dieses Heft kam nie offiziell in den Handel, sondern wurde, in einer enormen Auflage, als Testheft an Gothic-Fans und -Magazine verteilt, welche die kühnen Objekte der Begierde als Gratisbeilage mitlieferten. Dieses Vorgehen sorgte dafür, daß sich besagte Null-Ausgabe inzwischen eines beachtlichen und steigenden Sammlerwertes erfreut.
         Das Echo der Testleser war offenbar erfreulich, so daß endlich der eigentliche Serienstart erfolgte. In der Praxis erwies es sich aber dann, daß das Schattenreich auf Dauer keinen Bestand hatte; die Verkaufszahlen sanken leider kontinuierlich, und nach einem Jahr war mit Band 26 Schluß.
         Die anvisierte Zielgruppe hört doch lieber Musik, als Hefte zu lesen, und ein weiterer Grund, von mir immer wieder angemahnt, ist wohl auch, daß Deutschland kein Story-Land ist. Weder fürs Heft noch fürs Buch. Uns fehlt, zumindest im Fantastik-Bereich, die »Short-Story-Tradition«, wie es sie im angloamerikanischen Sprachraum gibt.
         Aber immerhin: einen Versuch war es allemal wert.
         – Ach ja, um es noch kurz zu erwähnen: einige Personen aus »Späte Rache« ließ ich später in der bei der Romantruhe erschienenen Fortsetzungs-Nr. 11 Remote Viewing meiner TED EWIGK-Serie wieder auftauchen …





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