Franco für die Ohren!

Zum Vormerken:

OST-Cover

Wie ich bei Robert Monell lesen durfte, erscheint am 30.01.2009 “The Erotic and Painful Obsessions of Jess Franco”. Die CD enthält 3 Soundtracks von Gerhard Heinz, welche da wären: “Lolita am Scheideweg”, “Bloody Moon – die Säge des Todes” und “Die Nackten Superhexen vom Rio Amore” aka “The Story of Linda”

Klingt funky, meint der Kommissar. Schnell vorbestellen!

Jess räumt ab!

Das war lange überfällig. Obwohl damit allerdings wohl niemand gerechnet hätte…

Nachdem Jess Franco in 2008 bereits eine ausufernde Retrospektive in der Cinematheque Francaise gewidmet wurde, erhielt er in seiner Heimat nun für sein Lebenswerk den spanischen Goya-Award!

Ich freu mich für den großen alten Mann des Flutsch-Films! 🙂

Mehr zu dem Thema hier und hier.

DIE RESIDENZ DER REITENDEN LEICHEN (OT: La mansión de los muertos vivientes aka: Mansion of the living dead), Spanien 1983

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay (aufgeführt als Candy Coster), Robert Foster, Mabel Escaño, Albino Graziani, Mamie Kaplan, Jasmina Bell, Eva Leon

Länge: 93 Minuten

Ok, diesen Film habe ich als hübsch aufgemachte Doppel-DVD im Schuber auf einer dieser einschlägigen Filmbörsen für sagenhafte 3 Eiserne Männchen erstanden. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich zwar das Gefühl, dass da unbedingt jemand einen Ladenhüter loswerten wollte, aber, hey, ein Film von Onkel Jess…. wer würde da einfach weitergehen?

Zur Handlung: Vier Mädels, die zu blöd zum Kacken sind, verschlägts….
Oh, hatten wir schon mal? Ok, dann anders….
Vier deutsche Kellnerinnen (gespielt von Lina Romay – mit blonder Perücke – und ein paar spanischen Landpomeranzen, die keiner kennt) verlassen die Heimat, um auf Gran Canaria mal so richtig auf den Pudding zu hauen. Die örtliche Hotel-Anlage macht allerdings einen ziemlich menschenleeren Eindruck (Running Gag des Films: „Die sind sicher alle am Strand“). Nur ein grenzdebiler Gärtner und der nicht minder seltsame Manager scheinen sich dort herumzutreiben. Wen wunderts da noch, dass die Mädels erst mal ausgiebig an sich selbst herumspielen? Damit ist dann schon mal ein guter Teil der Laufzeit gefüllt. Aber da es in diesem Film schließlich um lebende Leichen geht, gesellen sich schon bald ein paar untote Mönche zum frivolen Treiben…

Mönche

Was kommt wohl dabei heraus, wenn Flutsch-Meister Jess Franco einen inoffiziellen Nachklapper zur legendären Saga um die „Reitenden Leichen“ aufs Zelluloid kotzt? Erfahrene Leser dieses Blogs ahnen die Antwort bereits. Aber für die Novizen machen wir es wie immer etwas ausführlicher.

Niemand, der reinen Herzens ist, würde von Sénor Franco eine ernsthafte Fortsetzung zu Amando de Ossorios Grusel-Klassikern um die untoten Templer erwarten. Beabsichtigt hatte er selbst eine solche wohl auch nie, da er laut Interviews mit solchen Untoten nicht viel am Hut hat.

Der Film fängt mit der Ankunft der Mädels auf Gran Canaria ziemlich betulich an. Wer nun allerdings auf eine Steigerung des Tempos wartet – nun, der wartet vergebens.

Nach diversen mysteriösen Vorzeichen und unheilvollem Geraune verschwindet ein Mädchen nach dem anderen unter höchst seltsamen Umständen. Sie werden aufgrund ihrer Sündhaftigkeit nämlich von untoten Mönchen, den titelgebenden Leichen, geraubt. Der skurrile Nebenplot um den Manager, der seine ob dieser Behandlung mittlerweile etwas durchgeknallte Gespielin gerne ankettet, ist da nur das Sahnehäubchen.

Als die wandelnden Leichen endlich persönlich auf den Plan treten (da sind dann auch schon gut 40 Minuten des Films vorbei), erweisen sich auch diese sich nicht als so blutrünstig, wie man es denn aus anderen Filmen kennt. Die Untoten bezeichnen sich selbst als Katharer (öh?) und nennen sich das Tribunal der Männer mit der weißen Kutte und dem schwarzen Herzen. Hossa!

„Sie soll den Tod erleiden, während sie sündigt“, verkündigt der Ober-Leichi, während man eines der entführten Mädels in der Mangel hat. Flugs werden dem Opfer die Knöchel auseinandergezogen und nacheinander wuchten sich all die wackeren Mönche auf die junge Dame. „Vergib uns die Sünde, die wir aus Freundlichkeit begehen müssen, damit wir sie (das Opfer) vom Pfad der Perversion abbringen können“, bittet man dabei vorsorglich und weiter: „Man muss den verfluchten Samen in sie einspritzen“
Das tun sie dann auch alle.

Natürlich, als es zu doll wird, wird die entsprechende Maid dann hastig totgemacht. Schließlich ist man ja immer noch Mönch! Und so geht das dann lustig weiter bis zur herzerweichend-absurden Auflösung! Worte reichen nicht aus, um es zu beschreiben!

Dies ist definitiv kein Franco für Neulinge. Das ganze Geschehen bleibt geradezu grenzwertig surreal und die Darsteller agieren wie Schlafwandler. Man merkt immer noch die Klasse, zu der Jess Franco in seinen Hochzeiten fähig war, aber in diesem Film hat er sich schon ein gutes Stück von Klassikern wie „Vampyros Lesbos“ entfernt (ein ziemlich gutes Stück, um genau zu sein). Auch die sehr hübsche Dietrich-Ära liegt nun hinter ihm. Böswillige würden sagen: „Das ist ein schnell heruntergekurbelter alter Stinkkäse!“

Aber so böse sind wir natürlich nicht 😉 Die untoten Mönche sehen zwar aus, als hätten sie einen mittelschweren Fall von Akne plus einem ins Gesicht geklatschten Mozzarella und von tollen Effekten ist, abgesehen von einem dann und wann mal in die Kamera grinsenden Knochenmann, weit und breit nichts zu sein, aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) erkennt man die typische Handschrift des Meisters. Wenns wirklich mal zu betulich wird, macht der König der Wackel-Kamera halt mal einen beherzten Zoom in den Schritt einer der Protagonistinnen und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

Lina Romay

Die besagte DVD dieses Films stammt übrigens aus dem bekannten Hause Laser Paradise und verfügt über eine einigermaßen matschige Bildqualität. Allerdings vermute ich stark, dass man diesen nicht ganz so bekannten Franco-Streifen hierzulande kaum einmal in besserer Qualität erblicken werden wird.

Raki-o-Meter: Vier Buddeln gebe ich für Franco-erfahrene Cineasten. Ungeübte Zuschauer sollten sich diesem Film nicht unter fünf Flaschen Raki und einer Flasche Grasovka nähern.

FRAUENGEFÄNGNIS (US: BARBED WIRE DOLLS), Schweiz 1975

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Paul Müller, Monika Swinn, Erik Falk, Jess Franco u. a.

Länge: 77 Minuten

Für die persönlichen Notizen: Das ist der Film mit der unglaublichsten Zeitlupen-Sequenz der Filmgeschichte. Matrix und Max-Payne-mäßige Bullet-Time-Effekte sind ein Dreck dagegen!

Zurück zum Wesentlichen. Nachdem wir mit dem ersten Sasori-Film einen wirklich künstlerischen Beitrag zum WIP-Genre ausgesucht haben, kommen wir nun zu einem ausgesucht schmierigen Klassiker seiner Art… nur um mal den Gegensatz zu dokumentieren…

Ein Blick auf Cast & Crew macht einem sofort klar, dass wir es hier mit einem typischen Franco-Film zu tun haben. Die üblichen Verdächtigen sind alle am Start. Das bürgt natürlich schon einmal für gepflegte Unterhaltung mit Chips und Bier und der besten Freundin im Arm… immer vorausgesetzt, sie hat ein Herz für B – Z-Filme und den nötigen Humor, um das ganze Geraffel nicht allzu ernst zu nehmen.
„Frauengefängnis“ ist nämlich ein ziemlich programmatischer Titel. Hier wird aufs wesentliche reduziert und es geht gleich an die prall gefüllten Fleischtöpfe der niederen Instinkte.

Vorspann. Zu den Credits eine Panorama-Fahrt über den titelgebenden Frauenknast. Chicas mit dicken Wummen stehen auf den Mauern der Gefängnisinsel. „Hoho“, denkt sich der unvoreingenommene Betrachter, „mit denen ist sicher nicht gut Kirschen essen.“ Das Knast-Gemäuer scheine ich übrigens aus diversen anderen Filmen dieses Genres zu kennen, aber vielleicht schaue ich ja auch einfach nur zuviel von diesem Zeug 😉

Frauengefängnis1

„Drehbuch und Regie: Jess Franco“ flimmert es in blutroten Lettern über den Schirm…. und dann hören wir auch schon infernalisches Geschrei aus einer weiblichen Kehle.
Die nackig angekettete und ob der Zustände in der im Zuchthaus schon etwas grenzdebile Rosaria bettelt den gorillahaften Wärter (Erik Falk in einer seiner Paraderollen) an, ihr mit dem Fuß den außerhalb ihrer Reichweite hingestellten Napf mit Nudeln herüberzuschieben. „Hah, auf Staatskosten fressen!“, fällt diesem dazu nur ein und sogleich schwingt er wieder die Gerte, „Die anderen können krepieren – für dich zählt doch nur der eigene Nabel!“
Unnötig zu sagen, das Rosaria ob dieser ruppigen Behandlung endgültig die Sicherungen durchbrennen…
Die Direktorin (Monika Swinn – mit Monokel und äußerst knappen Shorts) sowie der Anstaltsarzt (Paul Müller – schön schmierig) sehen mit unbewegter Miene zu.

Am nächsten Tag wird eine neue Insassin eingeliefert: Maria (Lina Romay). Ihr Schicksal wird uns in der eingangs erwähnten unglaublichen Rückblende erklärt. Maria wurde von ihrem eigenen Vater (Jess Franco persönlich) sexuell angegangen. Naturgemäß zeigte sie sich darüber wenig erfreut und es kam zu einem wilden Gerangel, in dessen Verlauf sich Väterchen ganz unvorteilhaft die blöde Rübe anstieß. Für seinen finalen Exitus ist freilich eine ganz andere Person verantwortlich, das erfahren wir jedoch erst viel später im Film.
Die ganze geschilderte Sequenz wird in Zeitlupe dargestellt, ist dabei jedoch nicht in Slow Motion gefilmt, sondern Romay und Franco bewegen sich einfach nur unglaublich langsam, was absolut zum Schreien aussieht. Man erkennt dies auch wunderbar an einer Deckenlampe, die im Getümmel angestoßen wird und daraufhin in völlig normaler Geschwindigkeit an der Decke hin- und herpendelt. Das ist, mit Verlaub gesagt, der totale Hirnfick.

Frauengefängnis2

Maria landet jedenfalls in der Zelle von Rosaria und deren Mitgefangenen. Überflüssig zu sagen, dass die Mädels schon bald einen ausgelassenen Ausbruchsversuch starten. Gemeinsam wollen sie sich auf den Weg zum Gouverneur der Insel machen, um diesen über die menschenverachtenden Zustände in der Strafanstalt aufzuklären…

Soweit der Inhalt dieses epochalen Films, bei dem es sich um die erste Zusammenarbeit zwischen Jess Franco und dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich handelt. FRAUENGEFÄNGNIS bedient so ziemlich alle Klischees, die man von einem gepflegten WIP-Film erwartet. Insgesamt macht der Film mit all seinen misogynen Späßchen und dem rohen Look einen recht ruppigen Eindruck. Sorgfältige, ausgefeilte Kameraarbeit gibt es hier nicht. Der Tenor des Films ist grundsätzlich bierernst. Lediglich Sequenzen wie die Zeitlupen-Szene oder Figuren wie die gnadenlos überzeichnete Direktorin (die sich als Bettlektüre gerne mal Bücher über das Dritte Reich reinpfeift, bevor man ihr die nächste neue Gefangene als Betthupferl zuführt) sorgen für das ein oder andere entspannte Grinsen. Immer vorausgesetzt, man bringt den nötigen Humor für diese Sorte Film mit. Birkenstocktragende Gutmenschen werden sich ob der zahlreichen frauenfeindlichen Entgleisungen freilich mit Grausen abwenden.

Raki-o-Meter: Vier von fünf Rakis werden dringend empfohlen. FRAUENGEFÄNGNIS besitzt weder die Klasse von VAMPYROS LESBOS oder SIE TÖTETE IN EKSTASE. Und auch im WIP-Genre selbst gibt es zweifelsfrei bessere Filme, siehe hierzu auch SASORI. FRAUENGEFÄNGNIS ist, offen gesagt, ganz einfach ein schnell heruntergekurbelter, schmieriger Trash-Film, der seinerzeit ein bestimmtes Publikum bedienen und dabei möglichst viel Cash einfahren sollte. Spaß macht er dennoch, sogar eine ganze Menge. Aber Hallo!!!

ROSSA VENEZIA – AUS DEM TAGEBUCH EINER TRIEBTÄTERIN, Italien/Deutschland 2003

Regie: Andreas Bethmann

Darsteller: Sabine Ironheart, Marianna Bertucci, Romana, Jess Franco, Lina Romay u. v. a.

Länge: 155 Minuten (Full Uncut Export Version) / 103 Minuten (Directors Cut) / 107 Minuten (German Giallo Version) / 61 Minuten (Hardcore Version)

Venedig.
Nathalie Baldassari ertappt ihren forschen Ehemann beim Fremdgehen mit einer Prostituierten im heimischen Schlafzimmer und verarbeitet das Pärchen an Ort und Stelle auf drastische Weise zu Hackepeter.
Im Gefängnis hat sie dafür nichts zu lachen, denn Romana, die dominante Leiterin, führt ein ziemlich strenges Regiment.
Nach 10 harten Jahren wird Nathalie entlassen – wegen guter Führung! Mittlerweile hat sich ihr Frauenhass allerdings ins Unermessliche gesteigert.
Sie mietet ihr altes Haus und startet von dort aus eine Reihe blutiger Morde an knackigen, jungen Frauen, an denen sie sich freilich zunächst ausgiebigst verlustiert, was wiederum Anlass zu viel nackter Haut gibt.
Lange Zeit tappt die Polizei im Dunkeln, doch dann kommt man ihr endlich auf die Spur….

Baldassari im Knast

Die Inhaltsangabe spricht für sich. Wer Andreas Bethmanns Filme nicht mag, kann den Rest des Textes also getrost überspringen.

Bethmann, fleißiger Filmer aus deutschen Landen und Betreiber des exzellenten DVD-Labels X-RATED, hat uns schon mit vielem hübschen Streifen beglückt: ANGEL OF DEATH – FUCK OR DIE, GEHEIME SPIELE JUNGER MÄDCHEN, DÄMONENBRUT, SCHULMÄDCHEN-REPORT 2000 – FEUCHTE MÖSEN NACH SCHULSCHLUSS und nicht zuletzt dem abgefahrenen VEGETARIERINNEN ZUR FLEISCHESLUST GEZWUNGEN – PART 2.

In ROSSA VENEZIA hat Bethmann seine Lieblings-Themen in einem Film zusammengepackt. So verkündet der Klappentext dann auch vollmundig: “THE FIRST HORROR SPLATTER HARDCORE WOMEN-IN-PRISON GIALLO EVER MADE”

Klingt nach einer derben Mischung – und kommt auch genauso daher! Kein Wunder also, dass sich Bethmann entschlossen hat, den Film nicht bei seinem eigenen Label zu veröffentlichen, sondern stattdessen bei den Italienern vorstellig geworden ist.

Eine kluge Entscheidung, denn in Deutschland hätte der Film aufgrund seiner permanenten Verbindung von Hardcore-Sex und brutaler Gewalt zweifellos gehörig eins auf die Mütze bekommen.

ROSSA VENEZIA kommt in einer überdimensionierten Edel-Box daher. Darin enthalten sind ein großes Poster mit dem Cover-Motiv, ein leider zu klein ausgefallenes T-Shirt sowie der Hauptfilm in den 3 oben erwähnten Fassungen inklusive reichlich Bonus-Material und einer Soundtrack-CD.

Aber kommen wir zu der wichtigen Frage: Ist ROSSA VENEZIA ein guter Film?

Das lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller reichen von gut bis grausig, das Gleiche gilt die gezeigten Spezialeffekte. Mit diesen Punkten kann man jedoch durchaus leben. Sehr positiv hervorzuheben sind die poetischen inneren Monologe und Tagebuch-Aufzeichnungen der Killerin sowie der atmosphärische Soundtrack.

Man merkt dem Film an, dass Bethmann versucht, hier ambitionierter als früher zu Werke zu gehen. ROSSA VENEZIA hat deshalb einige starke Bilder zu bieten, so die ein oder andere Hommage an Lucio Fulci, auf dessen Kerbholz so schöne Filme gehen wie “NEW YORK RIPPER” und “EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL”. Die Cameo-Auftritte von Jess Franco, dem spanischen Meister des Flutsch-Films, sowie seiner Muse Lina Romay tragen ihren Teil zum Gelingen des Films bei.

Lina Romay und Jess Franco

Der Schauplatz Venedig ist allerdings leider fast völlig verschenkt worden. Der Film spielt sich – von einigen sehr hübschen Lagunen-Fahrten abgesehen – zumeist im Haus der Killerin ab.

Dazu kommt, dass die Full Uncut Export-Fassung mit ihren strammen 155 Minuten arg lang geworden ist. So nett der Anblick der leckeren jungen Damen, die alle aus dem bekannten ungarischen Dorf Fötzelek zu stammen scheinen, auch ist, zu einem geregelten Spannungsfluss tragen sie wenig bei. Zu oft verliert sich die Ultra-Lang-Fassung in langgezogenen Neben-Plots.

Straffer kommt da schon die German Giallo Version daher. Diese ist um einen Großteil der Hardcore-Sex-Szenen erleichtert und auch die Gewalt-Exzesse sind abgemildert, was den Film um einiges flüssiger macht. Die sehr hübsche 16mm-Filmsimulation ist ebenfalls sehr angenehm anzuschauen.

Persönlich bevorzuge ich den im Jahr 2007 erschienenen Directors Cut des Films. In dieser Version hält der Streifen durchweg bei Laune, ohne dass sich Ermüdungserscheinungen irgendwelcher Art einstellen.

Die Hardcore-Version des Streifens beschränkt sich darauf, die Rahmenhandlung ganz wegfallen zu lassen und stattdessen ausschließlich die saftigen Szenen des Films aneinanderzureihen. Muss man nicht wirklich gesehen haben – es sei denn, man will sich mal wieder gepflegt die Fleischpeitsche polieren.

Lekker Bondage :P

Zum Fazit: Das oben Geschilderte mag negativ klingen, aber ROSSA VENEZIA ist ein durchaus beachtlicher Streifen, dem lediglich ein strafferes Drehbuch und der ein oder andere professionellere Schauspieler gutgetan hätten. Der Directors Cut ist auf jeden Fall der Ultra-Lang-Fassung vorzuziehen.
Was Bethmann hier abliefert, hat man – trotz diverser Abstriche, die man nun einmal machen muss – so noch nicht auf der Leinwand gesehen. Für Freunde von großen Hupen und des roten Saftes ein unbedingtes Muss!

Raki-o-Meter: Diesen Film sollte man mit der besten Freundin im Arm und sehr, sehr vielen bunten Getränken genießen. Ist wie “Herr der Ringe”: Ein guter Film, ein sehr langer Film – nur mit mehr Titten. Viel mehr Titten…

JACK THE RIPPER – DER DIRNENMÖRDER VON LONDON

Deutschland/Schweiz 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Klaus Kinski, Josephine Chaplin, Andreas Mannkopff, Herbert Fux, Lina Romay

Länge: 92 Minuten

Dr. Orloff (Kinski) ist ein Arzt mit einer kleinen Praxis in London, wo er aufopferungsvoll die Armen der Stadt behandelt. Leider hat der gute Mann aber ordentlich einen an der Waffel, denn nächtens begibt er sich auf die Jagd nach leichten Mädchen, um diese kunstfertig in ihre Bestandteile zu zerlegen. Wie so oft hat dies seine Ursache in einem Kindheitstrauma. Inspektor Selby ist dem brutalen Prostituierten-Mörder jedoch dicht auf den Fersen. Unterstützt wird er dabei von seiner balletttanzenden Freundin, die sich heimlich als Hure verkleidet, um so in einschlägigen Bars den Ripper anzulocken…

JACK THE RIPPER unterscheidet sich gleich in doppelter Weise von den übrigen Jess-Franco-Filmen, die auf diesen Seiten bisher gewürdigt wurden. Zum einen wird die oben geschilderte Geschichte vergleichsweise konsequent heruntererzählt, ohne zwischendurch in ein filmisches Delirium zu verfallen, zum anderen hatte Franco hier etwas mehr Geld zur Verwirklichung seiner filmischen Vision zur Verfügung.

Hier arbeitete er nämlich mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich zusammen, der uns so nette Filme beschert hat wie: DIE WILDGÄNSE KOMMEN, ROLLS ROYCE BABY oder BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN. JACK THE RIPPER war nicht die einzige Co-Produktion der Beiden und macht für die Verhältnisse eines Jess Francos einen recht professionellen Eindruck.

Eine ernsthafte Aufarbeitung des Jack-the-Ripper-Themas sollte allerdings niemand erwarten, der halbwegs bei klarem Verstand ist. Franco schert sich nicht groß um die historischen Fakten und liefert stattdessen eine klassische Schauer-Mär, gewürzt mit Blut und etwas nackter Haut.

Mitfiebern, wer denn nun letztendlich der brutale Mörder ist, kann man nicht, denn schon nach dem Vorspann ist klar, dass es sich bei dem Ripper um den bei Tageslicht so menschenfreundlichen Dr. Orloff handelt. Dafür wird dieser jedoch von unser aller Klaus Kinski bravourös verkörpert. Wenig Schauspieler waren so gut geeignet, den Zwiespalt zwischen Genie und Wahnsinn auf der Leinwand darstellen zu können.

Die sonstigen schauspielerischen Leistungen in JACK THE RIPPER sind freilich nicht ganz so atemberaubend, so zeichnet sich Andreas Mannkoppf als wackerer Inspektor vor allem dadurch aus, dass er den ganzen Film über nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Schau trägt. Josephine Chaplin agiert nicht ganz so fulminant wie ihr berühmter Vater, dafür liefert jedoch Herbert Fux als versoffener Fischer Charlie ein kleines Kabinettstückchen ab und sorgt für eine Prise Humor in dem düsteren Grusel-Streifen. Lina Romay, seit den 70ern eine von Francos bevorzugten Darstellerinnen und spätere Ehefrau, liefert ebenfalls eine solide Leistung und darf überdies ein frivoles Liedchen trällern, bei dem sie ihre nackige Kehrseite herzeigt, bevor sie dann vom Ripper zu Hackepeter verarbeitet wird.

Lina Romay und Klaus Kinski

Drastische Effekte sieht man eher wenige, am ehesten vielleicht bei dem Mord an Lina Romay. Dafür muss man jedoch anerkennen, dass Franco eine klassische Grusel-Film-Atmosphäre auf Zelluloid gebannt hat, die einen in ihren besten Momenten unwillkürlich an alte Hammerproduktionen denken lässt. Anzumerken ist, dass der Film komplett in Zürich gedreht wurde – abgesehen von einer kurzen Aufnahme von Big Ben im Vorspann des Films. In Anbetracht dieser Umstände ist es Franco erstaunlich gut gelungen, die typische nebelverhangene Szenerie einzufangen, die für einen Film mit solcher Thematik nötig ist. Freilich, das Gewässer, das dem geneigten Zuschauer hier als Themse verkauft wird, sorgt unweigerlich für dezentes Kichern. Letzten Endes sieht man jedoch großzügig darüber hinweg, da ansonsten der positive Gesamteindruck überwiegt.

Insgesamt ist JACK THE RIPPER kein wirklich spannender Thriller, dazu ist der Aufbau des Films zu gradlinig und die Identität des Mörders zu schnell klar. Trotzdem ist Franco hier ein sehr schöner, atmosphärischer Film gelungen, der durch die schönen Aufnahmen des nebelverhangenen London/Zürich lebt und durch seinen über jeden Zweifel erhabenen Hauptdarsteller lebt.

Die DVD: Die JACK THE RIPPER-DVD bildet den Auftakt von Erwin C. Dietrichs höchst empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION, von der zum Zeitpunkt dieses Reviews schon einige weitere Titel erschienen sind. Das Bild ist für einen Nischenfilm dieser Art und diesen Alters von einer Brillanz, die einem glatt den Unterkiefer zu Boden poltern lässt. Eines der interessantesten Features im Bonus-Bereich der DVD bildet denn auch die Dokumentation über die Restaurierung des Films. Daneben gibt es noch einen hörenswerten Audiokommentar von Erwin C. Dietrich, eine geschnittene Szene, Infos über den historischen Ripper-Fall und weiteres mehr. Bei der Qualität der Scheibe insgesamt fragt man sich ernsthaft, warum dies bei ein solchen Special-Interest-Film möglich ist, man im Gegensatz dazu bei bekannteren Film-Klassikern oft genug mit billigen Spar-Versionen abgefertigt wird. Kaufen!

Raki-o-Meter: Unvorbereitete Gemüter sollten einen leckeren Raki im Gepäck haben, Cineasten können den Film aber durchaus auch nüchtern ansehen.

LUST FÜR FRANKENSTEIN (OT: LUST FOR FRANKENSTEIN), Spanien/USA 1998

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Michelle Bauer, Amber Newman, Carlos Subterfuge, Alex Cox u. a.

Länge: 85 Minuten

Der legendäre Dr. Frankenstein hat längst das Zeitliche gesegnet. Das hindert ihn jedoch nicht daran, als Geist seiner Tochter Moira (Lina Romay) zu erscheinen und sie aufzufordern, seine Arbeit fortzusetzen.

Moira sucht schließlich ihr Geburtshaus auf, wo sie zunächst ihre dekadente Stiefmutter vorfindet. Immer noch wird sie von Botschaften aus dem Jenseits heimgesucht. Es dauert nicht lange, bis Moira auf „Goddess“ (Michelle Bauer) stößt – ein von ihrem Vater geschaffenes, zweigeschlechtliches Geschöpf. Sie verlieben sich ineinander. Die traute Zweisamkeit wird jedoch bald getrübt und es kommt zu ersten Todesfällen…

Ahhh, schon wieder der wundervolle Jess Franco… Unter den rund 200 Filmen des spanischen Regisseurs finden sowohl eigenartig atmosphärische Kult-Streifen wie der allseits bekannte VAMPYROS LESBOS als auch Trash-Granaten allererster Güte. LUST FÜR FRANKENSTEIN zählt zu den Spät-Werken Francos und kann neben ANDY WARHOLS FRANKENSTEIN von Paul Morrisey getrost zu den eigenwilligsten Interpretationen des Themas gezählt werden.

LUST FÜR FRANKENSTEIN wurde im Jahr 1998 mit billigsten Mitteln heruntergekurbelt, was man dem Bild des Films auch durchaus ansieht. Den Franco-Fan an sich dürfte dies freilich weniger stören.

Jünger des Altmeisters sowie auch dessen Kritiker bekommen mit diesem Film wieder einmal all das geliefert, was man von Franco gemeinhin erwarten darf. Auffallend ist besonders der häufige Einsatz digitaler Verfremdungseffekte (siehe auch Screenshots), die LUST FÜR FRANKENSTEIN eine ganz eigene Optik geben und es mitunter schwer machen, Traum und Realität zu unterscheiden. Der experimentelle Look verleiht dem Streifen einen kräftigen Schuss Delirium und auch die Darsteller scheinen sich teilweise zeitweise wie Schlafwandler durch die Kulissen zu bewegen.

Das ist in diesem Fall nicht einmal negativ gemeint, passt es doch durchaus zu der abgedrehten Story. Lina Romay liefert eine ansprechende Leistung als Tochter des verblichenen Dr. Frankenstein. Ob es gefällt, dass sie in ihrem Alter noch hüllenlos auftritt (die knackigen Tage von FEMALE VAMPIRE liegen schon ein ganzes Weilchen zurück), liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Ein Gegensatz zu den heutigen so gängigen Silikon-Nackedeis ist es allemal. Auch die 80er Scream-Queen Michelle Bauer (HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKER) – mittlerweile ebenfalls schon in ihren 40ern – gibt als gequälte Goddess eine solide Performance.

Natürlich ist für den Durchschnitts-Filmkonsumenten LUST FÜR FRANKENSTEIN meilenweit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Zu eigenwillig ist die Geschichte in Szene gesetzt, zu deutlich sind die typischen Merkmale eines Franco-Streifens. Auch unter Fans des Meisters wird er jedoch zwangsläufig auf ein gespaltenes Echo stoßen, da die eigenwillige Optik und der häufige Einsatz der Digital-Effekte sehr gewöhnungsbedürftig sind. Der Soundtrack mit seinen metallastigen Klängen der Band The Ubangis, an dem auch Franco selbst mitgestrickt hat, kommt allerdings durchaus passend herüber und trägt durchaus zur angenehm-eigenartigen Atmosphäre des Films bei.

Striptease

Fazit: Wie schon weiter oben geschrieben – auch für Franco-Fans ein zwiespältiges Werk. Entweder man mag ihn, oder man hasst ihn. Eine echte Empfehlung kann man von daher nicht wirklich aussprechen, obwohl mir persönlich LUST FÜR FRANKENSTEIN durchaus gefallen hat.

Über jeden Zweifel erhaben ist allerdings die deutsche DVD des Films aus dem Hause X-Rated, die in der auf 1000 Stück limitierten Hartbox mit einer schicken Bonus-DVD aufwartet und insgesamt 145 Minuten (!) Zusatzmaterial bietet, darunter mehrere Interviews mit Franco, Lina Romay und Michelle Bauer, Schnittberichte, Trailer, ein Musik-Video und vieles mehr.

Raki-o-Meter: Wie bei vielen Filmen Jess Francos würde ich drei Flaschen Raki empfehlen, um den Film in seiner ganzen Pracht wahrnehmen zu können. Alles darüber hinaus könnte dem Filmgenuss allerdings nur förderlich sein :-))

DORIANA GREY / DAS BILDNIS DER DORIANA GRAY / DIE MARQUISE VON SADE (Weitere Titel: DIRTY DRACULA, EJACULATIONS), Deutschland/Schweiz, 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Monica Swinn, Martine Stedil u. a.

Länge: 76 Minuten (Directors Cut)


Die reiche und einsame Doriana Grey lebt allein mit ihrem Diener Ziros auf einem Schloß und wird von einer Reporterin aufgesucht, die Licht in Dorianas mysteriöse Vergangenheit bringen möchte. In einer psychiatrischen Anstalt – geleitet von dem seltsamen Dr. Orloff – wird nämlich eine junge Frau behandelt, die Doriana aufs Haar gleicht. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Dorianas siamesische Zwillingsschwester, von der sie kurz nach der Geburt getrennt wurde.
Das ist jedoch nicht die einzige Überraschung. Bei der frigiden Doriana handelt es sich um eine Art Sex-Vampir (die überdies mit ihrer Zwillingsschwester telepathisch verbunden ist) und die ihren Opfern über die primären Geschlechtsorgane die Lebensenergie aussaugt…

Doriana

Wie auch JACK THE RIPPER wurde dieser Jess-Franco-Streifen von dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich produziert, der selbst auch bei z. B. ROLLS ROYCE BABY (ebenfalls mit Lina Romay) Regie geführt hat.

Man sieht sofort, dass der spanische Meister des Flutsch-Films hier etwas mehr Geld zur Verfügung hatte und der Film macht dementsprechend einen etwas professionelleren Eindruck als manche seiner anderen Streifen.

Wie der Titel des Films schon erahnen lässt, handelt es sich um eine – freilich mehr als freie – Variation der Geschichte von Oscar Wildes „Bildnis des Dorian Gray“, was sich allerdings im groben auf das Motiv der Dualität der Zwillingsschwestern und den Wunsch nach ewiger Jugend beschränkt.

Viel eher handelt es sich bei DORIANA GREY um eine logische Fortführung der Thematik, die Jess Franco 1970 mit VAMPYROS LESBOS begonnen hat und 1973 mit FEMALE VAMPIRE / EROTIKILL fortgeführt hat. Auch hier geht es um eine dem Meer verhaftete melancholische Sex-Vampirin mit gleichgeschlechtlichen Neigungen.

Für zarte Gemüter ist dieser Film – zumindest im Directors Cut – freilich von den drei Genannten am wenigsten geeignet, bietet Franco hier doch Aufnahmen, an denen ein Hobby-Gynäkologe seine reinste Freude hätte. Immer wieder zoomt die schier wildgewordene Kamera zwischen die weit gespreizten Beine der masturbierenden Lina Romay und hält auch alle sonstigen sexuellen Aktivitäten detailgenau fest.

Die eigentliche Geschichte ist Nebensache und die Dialoge spärlich. Wie auch in einigen anderen seiner Filme zieht Franco es vor, die Bilder für sich sprechen zu lassen.

Nichtsdestotrotz kann man sich dem melancholischen Charme des Films schwer entziehen. Der Soundtrack von Walter Baumgartner, die atmosphärischen Bilder und die sinnliche und gleichzeitig todtraurige Ausstrahlung Romays verbinden sich zu einem äußerst merkwürdigen Film, der in seiner Gesamtheit schwer zu beschreiben ist, aber für Franco-Fans unbedingt sehenswert ist.

Die DVD: Dieser Film ist in der Directors-Cut-Version im Rahmen von Erwin C. Dietrichs empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION erschienen. Unter dem Titel DAS BILDNIS DER DORIANA GRAY ist jedoch auch die 69 Minuten lange Softcore-Version erhältlich. Diese ist beim Label ABCDVD erschienen.

Das Bild des Directors Cut macht einen hervorragenden Eindruck. Die Qualität der wieder eingefügten Hardcore-Szenen fällt qualitativ leider ein wenig ab, da hier offenbar anderes Ausgangsmaterial zur Verfügung stand.

Die Dokumentationen auf der DVD sind schon von der JACK THE RIPPER-DVD bekannt, darüber hinaus gibt es jedoch noch ein zusammengeschnittenes Interview mit Dietrich, Franco und Romay sowie ca. 15 Trailer zu weiteren Veröffentlichungen.

Die Softcore-Version des Films kenne ich nicht – die Collection-DVD ist jedoch unbedingt empfehlenswert.

Raki-o-Meter: Zarte Gemüter sollten zur Bewusstseinserweiterung diverse Rakis im Handgepäck haben, bevor sie sich dem Genuss des Films hingeben!

SIE TÖTETE IN EKSTASE (OT: SHE KILLED IN ECSTASY / MRS. HYDE), BRD/Spanien, 1970

Regie: Jess Franco

Darsteller: Soledad Miranda, Fred Williams, Howard Vernon, Ewa Stroemberg, Dennis Price, Jess Franco u. a.

Länge: 86 Minuten

Dr. Johnson führt – natürlich zum Wohle der Menschheit – abartige Gen-Experimente an menschlichen Embryonen durch. Unnötig zu sagen, das die Ärztekammer ihn zunächst in hohem Bogen hinauswirft, um ihn letztendlich in den Selbstmord zu treiben. Seine hübsche junge Witwe begibt sich daraufhin auf einen blutigen Rachefeldzug. Sie lockt die für den Tod ihres Mannes verantwortlichen Mediziner einen nach dem anderen in ihr Bett, um sie dann grausam zu töten…

SIE TÖTETE IN EKSTASE wurde zeitnah zu VAMPYROS LESBOS gedreht, was man auch daran merkt, dass Franco hier fast dieselbe Crew einsetzt. Selbst die Helden der Hammond-Orgel – Manfred Hübler und Siegfried Schwab – sind wieder dabei und unterlegen die Bilder des Films abermals mit aberwitziger Musik. Unterstützt werden sie diesmal jedoch von Bruno Nicolai.

Trotz der zeitlichen Nähe zu VAMPYROS LESBOS haben wir hier doch einen völlig anders gearteten Film vor uns. War VAMPYROS LESBOS ein psychedelisches Gruselmärchen mit einem sehr ruhigen Erzählfluss, geht SIE TÖTETE IN EKSTASE gleich in die Vollen.

Die gradlinige und eher dem Realismus verhaftete Sex & Crime-Story wird dem Zuschauer relativ schnörkellos erzählt und lässt keine Fragen offen. Von den auf diesen Seiten vorgestellten Filmen Francos ist SIE TÖTETE IN EKSTASE sicher der am leichtesten zu konsumierende Streifen.

Interessant anzusehen ist dabei, dass Johnson mit seinen obskuren Experimenten als tragische Figur gezeichnet wird, während seine Kollegen, die zu Recht seinen Rauswurf aus der Ärztekammer betreiben, allesamt als abstoßende Gestalten dargestellt werden, die nicht besser verdienen, was ihnen im Laufe des Films widerfährt.

Unbestrittenes Highlight ist hier der Mord an Dr. Crawford (Ewa Stroemberg), die nach einem kleinen lesbischen Intermezzo von Johnsons Witwe mit einem halbdurchsichtigen Plastikkissen erstickt wird, durch das wir ihr panikverzerrtes Gesicht sehen.

Die schauspielerischen Leistungen sind so solide, wie man sie in einem Franco-Film erwarten kann, haben sich also seit VAMPYROS LESBOS nicht wesentlich verbessert. Herausstechend ist auch hier allerdings Soledad Miranda, deren Darstellung vor allem in jener Szene unter die Haut geht, als sie gegen Ende des Films – begleitet zu klassischer Musik von Bruno Nicolai – endgültig in den Wahnsinn abdriftet.

Soledad

In einer kleinen Nebenrolle tritt übrigens Horst „Derrick“ Tappert als wackerer Inspektor auf, der allerdings nichts besonders zu tun hat und sich bei seinen Ermittlungen reichlich dämlich anstellt.

Insgesamt handelt es sich um einen konventionellen Kriminalfilm mit leichten Soft-Sex-Einlagen, der auch für Genre-Fremde gut zu konsumieren ist, aber immer noch alle Elemente bietet, die man an Jess-Franco-Filmen liebt oder hasst – je nach Standpunkt.

Fazit: Besonders für Franco-Einsteiger empfehlenswert. Für Soledad-Miranda-Fans sowieso…

Die deutsche DVD des Films stammt von CMV und weist leider keinen O-Ton auf. Als Bonus gibt es den Original-Trailer, eine Biografie Soledad Mirandas in Texttafeln und Alternativ-Szenen aus der amerikanischen Fassung des Films. Im deutschsprachigen Raum durchaus eine Kaufempfehlung wert.

Raki-o-Meter: Mit einer Buddel Raki sieht die Welt gleich bunter aus. Der Rest kommt von alleine…

Aus aktuellem Anlass: Horst Tappert ist, wie man heute erfahren durfte, unlängst verstorben. Das ist doch ein Grund, noch mal einen auf das Wohl des ewigen Kommissars zu zuppeln. Natürlich Rotwein. Ganz stilecht aus dem Tetrapack direkt in den Hals. Prost 😛

ENTFESSELTE BEGIERDE (AT: FEMALE VAMPIRE / EROTIKILL u. v. a.), Belgien/Frankreich, 1973

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Jack Taylor, Jess Franco, Monica Swinn, Alice Arno

Länge: zwischen 90 und 105 Minuten, je nach Fassung

Eine melancholisch dreinschauende Frau (Lina Romay) wandert zu den süßlichen Klängen der Titelmusik durch einen nebelverhangenen Wald. Bekleidet ist sie mit einem schwarzen Cape, schwarzen Stiefeln und einem nicht allzu breiten Gürtel. Als sie kurz stehen bleibt, zoomt die Kamera auf ihre dunklen Augen, fährt herunter zu den Brüsten und gönnt sich einen neugierigen Blick auf ihr Schamhaar. Schließlich geht die Frau weiter. Immer näher kommt sie der Kamera ‑ um letzten Endes unübersehbar dagegen zu rumpeln.

Für das unbedarfte Auge des gewöhnlichen Mainstream‑Konsumenten muss die oben geschilderte Einleitung von FEMALE VAMPIRE sicher ein wenig grotesk wirken. Freunde des spanischen Viel‑Filmers Jess Franco hingegen dürften längst gelernt haben, solch offensichtliche Pannen zu übersehen ‑ genauso wie verwackelte, unscharfe Aufnahmen und völlig unmotivierte Zooms, von denen es auch in diesem Werk wieder reichlich zu bewundern gibt.

FEMALE VAMPIRE erzählt die Geschichte der auf Madeira lebenden Irina von Karlstein (Lina Romay), welche zum einen unter dem Fluch des Vampirismus leidet und überdies stumm ist. Irina pflegt jedoch nicht, wie gemeinhin üblich, in den Hals zu beißen, sondern widmet ihre Aufmerksamkeit den primären Geschlechtsorganen ihrer zahlreichen, männlichen wie weiblichen Opfer. Sie hadert jedoch mit ihrem Schicksal. Erst als Irina einen scheuen Poeten kennen lernt, scheint sie Hoffnung zu schöpfen. Letztendlich erweist sich ihr Trieb jedoch als stärker und es kommt, wie es kommen muss…

Wie der geneigte Leser an den Beiß‑Vorlieben Irinas erkannt haben wird, handelt es sich nicht um einen herkömmlichen Vampir‑Film von der Stange. Tatsächlich existieren von FEMALE VAMPIRE eine Unzahl verschiedener Schnittfassungen (unter ebenso vielen verschiedenen Titeln), die für unterschiedliche Märkte und Länder produziert wurden. Im groben lässt sich zwischen einer horror-lastigen Fassung (in der Irina auch tatsächlich wie gewohnt in den Hals beißt), einer mit massiven Soft‑Sex‑Elementen angereicherten Fassung und einer dritten Version unterscheiden, weiche explizite Hardcore‑Elemente enthält.

Man sieht: FEMALE VAMPIRE ist ein eigenartiges Hybrid zwischen Horror‑ und Sexfilm. Je nachdem, welche Fassung des Streifens man in den Händen hat, dürfte dem Horror‑Fan zuviel Sex und dem geneigten Anhänger visuell unterstützter Masturbation wiederum zuviel Blut enthalten sein.

Erotikill

Die junge Lina Romay ist hier in ihrer ersten großen Hauptrolle zu sehen und quasi mit vollem Körpereinsatz bei der Sache, bietet dabei allerdings noch eine schwankende Leistung. So ist sie in manchen Szenen wirklich sexy und natürlich, um dann wieder hart am absoluten Unvermögen vorbeizuschrammen. Das sie in ihrer Rolle keinen Dialog hat, erleichtert ihre Arbeit ein wenig und trägt durchaus zur eigenartigen Atmosphäre dieses sehr ruhigen Films bei.

So liegt bei allem Matratzengerangel eine beständige Traurigkeit über FEMALE VAMPIRE, die sich vielleicht mit dem damals noch nicht lange zurückliegenden tragischen Unfalltod Soledad Mirandas erklären lässt ‑ Star des thematisch artverwandten VAMPYROS LESBOS und Jess Francos damalige Muse.

Obwohl es sich zweifellos um ein schnell heruntergekurbeltes, teils absurd unzusammenhängendes Machwerk handelt, besitzt der Film in seinen besten Momenten neben seinen hübschen „Schauwerten“ doch atmosphärische Bilder und es gelingt Franco seine Geschichte einer Vampiren, die nach Erfüllung sucht und in einem Netz aus Liebe und Tod gefangen ist, trotz aller handwerklichen Mängel stimmungsvoll herüberzubringen.

Fazit: Wem Jess Francos kultiger VAMPYROS LESBOS zu harmlos war, dürfte hier etwas für seinen Geschmack finden. Für den Durchschnitts-Horror-Konsumenten ist das freilich nichts. Insgesamt bietet FEMALE VAMPIRE (je nach Fassung) wenig Blut, viel nackte Haut und jene wunderbar traurige Atmosphäre, die dem Thema angemessen ist.

Zu den DVDS: Zur Zeit sind auf dem deutschen Markt mehrere Fassungen des Films erhältlich. Zum einen die FEMALE VAMPIRE aus dem Hause Laser Paradise. Diese Scheibe bietet die Softcore-Fassung des Films an, die auch Grundlage dieses Reviews war. Dann kommt eine weitere Fassung aus dem Hause X-Rated und ist unter dem Titel EROTIKILL – LÜSTERNDE VAMPIRE IM SPERMARAUSCH erschienen. Die Fassung enthält Hardcore-Inserts, die offenbar teils Jahre später gedreht wurden. Diese Inserts integrieren sich in keiner Weise in den ursprünglichen Film und zerstören seine eigentliche Atmosphäre. Von daher kann diese Version des Films nur hartnäckigen Franco-Komplettisten empfohlen werden.

Raki-o-Meter: Für die FEMALE VAMPIRE-Fassung sind 2 Buddeln Raki durchaus angemessen – die EROTIKILL-Version würde ich dagegen nicht unter vier Buddeln in den Player legen…