DAS GEHEIMNIS DES WACHSFIGURENKABINETTS (OT: MYSTERY OF THE WAX MUSEUM), USA 1933

Regie: Michael Curtiz

Lionel Atwill (Ivan Igor), Fay Wray (Charlotte Duncan), Glenda Farrell (Florence Dempsey), Allen Vincent (Ralph Burton), Edwin Maxwell (Joe Worth), Arthur Edmund Carewe (Prof. Darcy), Matthew Betz (Hugo)

Länge: 77 Minuten

Achtung: Klassiker-Alarm!
Man sieht es schon an der Liste der Darsteller. Wir reden hier weder über die „House of Wax“-Version mit Vincent Price aus den 50ern, noch über die Variante von 2005 mit… öh… Paris Hilton. Hier geht es um das unübertroffene Original aus dem Jahr 1933.

London 1921: Ivan Igor (was für ein Name!) ist ein meisterhafter Schöpfer von Wachsfiguren. Die Umsätze in seinem Museum sind jedoch ziemlich mau, da Igor vorzugsweise ruhige historische Szenen darstellt, während die Konkurrenz eher auf Schock und Nervenkitzel setzt. Es kommt zum Streit mit seinem Geschäftspartner Worth, der das Museum kurzerhand anzündet, um wenigstens noch die Brandschutzprämie der Versicherung abgreifen zu können. So ein Lump!
New York 1933: Igor hat den Brand schwerverletzt überlebt, sitzt aber nun im Rollstuhl und seine Hände sind verkrüppelt. In New York möchte er ein neues Wachsfigurenkabinett eröffnen. Seine Schüler sind ihm beim Modellieren der Figuren behilflich, da er selbst nicht mehr dazu in der Lage ist.
Die Reporterin Florence Dempsey findet derweil heraus, dass Igors Werke eine frappante Ähnlichkeit mit diversen, kurz zuvor verstorbenen Prominenten aufweisen, deren Leichen jeweils kurz nach ihrem Tod auf mysteriöse Weise gestohlen wurden. Dempsey wittert eine heiße Story und beginnt, das Wachsfigurenkabinett genauer unter die Lupe zu nehmen…

Lionel Atwill

Auf das Konto von Michael Curtiz gehen einige zeitlos schöne Filme wie zum Beispiel das Bogey-Vehikel „Casablanca“ oder der Errol-Flynn-Knaller „Die Abenteuer des Robin Hood“. Auch dieser Streifen hier ist ein kleiner Klassiker und dem schnarchig-bieder inszenierten Remake mit Vincent Price klar überlegen.
Letzterer Film ließ das Geschehen um die Jahrhundertwende stattfinden. Pferdekutschen und Gaslicht dominierten den Streifen. Das Original hingegen versetzte die Handlung in die damalige Gegenwart von 1933 ins quirlige New York, mitten rein ins pralle Leben. Hier gibt es kein nebelverhangene Schauer-Romantik, sondern einen – für die damalige Zeit- modernen Horror-Film.
Die Story verfolgt hierbei mehrere Handlungsstränge. So gibt es die rasende Reporterin mit ihrem stressigen Redaktionsalltag, die alles daran setzt, ihren Job nicht zu verlieren. Außerdem begegnen wir einem reichen Playboy, der als Mordverdächtiger eingebuchtet worden ist. Ferner bedient sich der Film Motive des klassischen Cop-Krimis inklusive des Verhörs eines Junkies auf Entzug.
Das ist natürlich `ne ganze Menge Stoff und mitunter verzettelt sich der Film auch ein wenig. Allerdings hält er, auch aufgrund der kurzen Laufzeit durchweg, bei Laune.
Hierzu tragen vor allem die gut aufgelegten Schauspieler bei. Lionel Atwill ist ein guter, alter Bekannter. Fans des Klassik-Kinos kennen ihn von seinen töfte Auftritten in beispielsweise „Frankensteins Sohn“ oder „Unter Piratenflagge“ Seine Rolle als wahnsinniger Ivan Igor spielt er völlig straight, ohne dabei die Tragik der Figur unberücksichtigt zu lassen. Fay Wray ist ebenfalls keine Unbekannte. Hier ist sie unmittelbar vor ihrem legendären Auftritt in „King Kong“ zu bewundern und beweist, dass sie auch damals schon ziemlich gut panisch schreien konnte. Hier trägt sie allerdings keine blonde Perücke – wie in Kong – sondern man darf ihr rotes Naturhaar bewundern. Aber auch zum Beispiel Glenda Farrell als quirlige Reporterin macht eine ziemlich gute Figur und tut einiges dazu, den Film auf Touren zu halten.

Fay Wray

„Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ wurde als einer der letzten Filme Hollywoods im sogenannten Zwei-Farb-Technicolor gedreht. Der Film galt jahrzehntelang als verschollen und der wiederaufgefundene Print wirkt leider nicht mehr so knallig. Die wunderschönen Pastell-Töne, die der Film wohl einmal besessen haben muss, kann man nur noch erahnen, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.
Dieser hübsche kleine Klassiker ist als Bonus-Material auf der DVD der Neuverfilmung mit Vincent Price (DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI aka HOUSE OF WAX) zu finden. Leider nur im O-Ton mit deutschen Untertiteln… obwohl ich völlig sicher bin, ihn vor Urzeiten schon einmal in synchronisierter Form im deutschen TV gesehen zu haben. Trotzdem fein, die DVD kriegt man ziemlich günstig und man erhält gleich zwei Mal Spaß fürs selbe Geld.

Mein Fazit: Für Gore-Hounds und Flutsch-Freunde ist das eigentlich nichts, dennoch möchte ich den Film dem geneigten Leser dieser Seiten unbedingt ans Herz legen, sofern man klassisches Grusel-Kino mag!

Nachtrag 1: Auch die Vincent-Price-Verfilmung hat natürlich ihre Reize, allein schon wegen Vincent… Aber auch der Auftritt eines gewissen Charles Bronson (damals noch Charles Buchinsky und ohne seinen Trademark-Schnauzer) als debiler Diener des Wachsfiguren-Machers ist ein echter Hingucker.

Nachtrag 2: Das Re-Remake mit Paris Hilton fand ich jetzt, trotz Frau Hilton, gar nicht einmal soooo übel. Da gibts dann übrigens auch ein bisschen Blut und Hupen 😉

SO FINSTER DIE NACHT (AT: Let the right one in, Låt den rätte komma in), Schweden 2008

Seid gegrüßt, Freunde des Flutschfilms. Ich hab mich heute entschieden, Kleidung überzuwerfen und ma wieder ein Kino zu besuchen. Wie ich noch letztens erfahren habe, läuft ein neuer Vampirfilm im Kino und ein Schwedischer noch dazu, das musste ich mir doch ma genauer anschaun. Wie ich jetzt grade herausgefunden habe, lief selbiger Film auch schon im Sommer auf dem FFF, wär bestimmt interessanter gewesen, den Film im O-ton zu sehn, anderseits hab ich mir beim Eintittt jetzt ein paar Euronen eingespart.

Unser Protagonist, Oscar, ist eine 12-jährige Rotznase im wahrsten Sinne des Wortes. Läuft der ganze Film eher einschläfernd langsam, dürfen wir auch noch eine ganze Menge der Zeit damit verbringen, in extrem nahen close ups von Oscar die Rotze die Nase runterlaufen zu sehn. Hinzu kommt noch, das er täglich in der Schule geärgert wird und wir haben unseren tragischen Helden. Er freundet sich mit dem neuen Nachbarmädchen Eli an. Doch is Eli natürlich keine normale 12-jährige, sondern ein Vampir und natürlich fangen die Leichen bald an, sich zu stapeln.

So viel zur Handlung. Eigentlich eine recht interessante Idee, wärn die Kinder nur nich so verdammt jung. Denn vorpupertäre Kindergarten-Mafia is nun wirklich keine gute Unterhaltung; hinzu kommt noch die nur im Schneckentempo sich bewegende Handlung. Zugegeben, die Opfer werden doch alle recht flott ermordet, dennoch sind die endlosen Zwischenszenen, wo oben genannte Rotznase beobachtet werden darf, recht ermüdend.

Fazit: Mein Kinopartner war begeistert, ich bin eher unentschlossen. Fans des Vampirfilms sollten auf jedenfall ma reinschauen, denn sowas hat es sicherlich noch nich gegeben.

Abt.: Fehlkäufe

Da hab ich gestern doch mal wieder gepflegt daneben gegriffelt. Beim Einkaufen mit Fräulein Atali fiel mir nämlich der folgende Film in die Finger:

Tomb Raper

“Tjahaa”, hab ich mir gedacht, “vielversprechender Titel und kostet nur ‘nen Heiermann, den nimmste einfach mal mit!”

Die große Ernüchterung folgte zu Hause. Bei Tomb Raper handelt es sich um die deutsche Ausgabe des US-Hardcore-Filmches “Jewel Raider” (eine Porno-Veräppelung von Tomb Raider – dieser Hinweis war für die Dummen).
Vom Hardcore ist allerdings nichts mehr übrig geblieben und so dauert der nette Streifen auch nur noch ein knappes Stündchen.
Das die DVD trotzdem das Siegel “Keine Jugendfreigabe” trägt, dürfte eindeutig den enthaltenen Trailern zu verdanken sein. Den Hauptfilm bzw. was davon übrig geblieben ist, kann man locker mit FSK16 durchwinken.

Mal schauen, ob ich mir dieses Meisterwerk in seiner gekürzten Fassung tatsächlich mal ansehe. Meine Lust darauf ist eher gering. Besser als der thematisch ähnliche “Womb Raider”, wo eine alte Frau mit dicker Nase (Namen hab ich vergessen) die Hauptrolle spielte, scheint der Streifen allerdings schon zu sein…

Mein Urteil: Flutschfilme ohne Flutsch? Braucht kein Mensch 🙁

MAREBITO (Japan, 2004)

Regie: Takashi Shimizu

Shinya Tsukamoto (Masuoka), Tomomi Miyashita, Kazuhiro Nakahara, Miho Ninagawa, Shun Sugata

Laufzeit: 92 Minuten

Heute, am besinnlichen zweiten Weihnachtstag, geht’s mal wieder in den Fernen Osten. Zur Abwechslung widmen wir uns heute nicht dem gepflegten Flutsch-Film, sondern wenden uns dem Thema „Horror“ zu.

Masuoka, der von Beruf Kameramann ist, wird Zeuge eines bizarren Selbstmordes. Ein Mann sticht sich in einer U-Bahn-Station die Augen aus. Masuoka, ohnehin schon ein ziemlich eigenartiger Vogel, verschanzt sich daraufhin in seiner mit Video-Equipment vollgestopften Wohnung, um sich immer wieder die Aufzeichnung der Bluttat anzusehen. Er ist überzeugt, dass der Mann sich die Augen ausgestochen hat, weil er etwas absolut furchtbares gesehen hat und nun keinen anderen Weg mehr sah, seiner Angst zu entkommen.
„Ich will sehen, was er gesehen hat“, denkt sich Masuoka natürlich prompt und macht sich mit seiner Videokamera auf den Weg.
In der U-Bahnstation stößt er auf eine geheime Tür, die in noch tiefer gelegenere Bereiche hinabführt. In einem gewaltigen, unterirdischen Labyrinth findet Matsuoka dann schließlich ein angekettetes, nacktes Mädchen, welches er befreit und folgerichtig gleich mit nach Hause nimmt. Wie sich herausstellt, hat es ziemlich spitze Zähne und mag den Geschmack von frischem Blut…

Marebito 1

Ja, das ist doch wieder mal ein typischer Vertreter seiner Art.

Takashi Shimizu, dem Regisseur, haben wir schon die „Ju On – The Grudge“-Serie in all ihren Variationen zu verdanken, das bürgt ja schon einmal für Qualität und den ein oder anderen Schauer des Unwohlseins. Wie immer sollte man eine Ader für den fernöstlichen Gruselfilm mitbringen, sonst könnte es passieren, dass man sich furchtbar langweilt, denn mit konventionellem US-Teenie-Splatter-Horror hat das alles natürlich nichts zu tun.

„Marebito“ hat nur wenige blutige Effekte zu bieten. Dialoge gibt es auch kaum. Hinzu kommt die eigenwillige Optik. Der Protagonist ist ständig mit seiner Kamera unterwegs, was das Geschehen prägt und oft genug erleben wir den Film durch seine Linse. Das drückt dem Streifen einen deutlichen Stempel auf. Gedanken und Gefühle erfahren wir hauptsächlich durch die Off-Stimme Masuokas. Da dieser, wie dem unvoreingenommenen Betrachter sehr schnell klar wird, aber gehörig einen an der Waffel hat, fühlt man sich nicht unbedingt wohler in seiner Haut. Realität, Illusion und gepflegter Wahnsinn verschwimmen relativ schnell in diesem Film.

Auch dezente Bezüge zu H. P. Lovecraft werden einem in diesem Werk um die Ohren gehauen. „Dies sind die Berge des Wahnsinns“, flüstert Masuoka, als er unterhalb der U-Bahn-Schächte die unterirdische Stadt und das gewaltige Labyrinth durchstreift. Man ist geneigt, ihm recht zu geben. Masuokas Reise in die unterirdischen Labyrinthe wird zu einem kreiselförmigen Abstieg in seine persönliche Hölle. Immer tiefer in den Wahnsinn hinein.

Marebito 2

Dabei fängt der gehirnalberne Teil des Films nach dem Fund des Mädchens in den Katakomben allerdings erst richtig an. Der Film wird noch einmal unbehaglicher.
Freilich, der Home-Made-Look von Marebito ist ein Ding für sich, ebenso wie der spärliche Dialog und der quasi nicht vorhandene Soundtrack. Die Atmosphäre wird hier durch die inneren Gedanken des Protagonisten und die Soundeffekte erzeugt. Das Geschehen konzentriert sich ganz auf Masuokas ambivalente und bizarre Beziehung zu dem aufgefundenen Mädchen, welches er in Ermangeleung eines anderen Namens einfach “F” nennt. Mehr sollte man freilich nicht verraten…

Für mich war Marebito eine sehr angenehme Grusel-Überraschung. Unbedingt nüchtern ansehen, sonst vermag man dem Geschehen zwischen Realität und Wahnsinn nämlich nicht mehr zu folgen 😉

HOSTEL II (USA, 2007)

Vorhin gesehen, deshalb nur ein kleiner Abriss:

Story: Drei Mädels, die zu blöd zum Kacken sind, verschlägts in die Slowakei. Dort geraten sie natürlich in die schwitzigen Finger zwielichtiger Gestalten, die sie an reiche Geschäftsmänner verhökern, die ihren Kick daraus ziehen, andere Leute zu Tode zu foltern.

Hostel 2

Ok, den hatte ich schon hierzulande im Kino gesehen, freilich in extrem verstümmelter Form. An den Kinobesuch denke ich – allerdings aus anderen Gründen – immer noch sehr gerne zurück.
Da dem Film hierzulande auf DVD dann auch keine vollständig ungekürzte Auswertung zuteil wurde, musste ich ihn mir halt aus den freundlichen Niederlanden besorgen. Dort ist “Hostel 2” laut Hülle ulkigerweise ab 16 Jahren freigegeben.
Das der Film ein paar durchaus unangenehm ausschauende Effekte zu bieten hat, steht außer Frage, aber soo schlimm, dass man ihn selbst mündigen Bürgern nur in gekürzter Form zugänglich machen darf, ist er ja nun beileibe nicht… Aber sich darüber aufzuregen, ist müßig. Das bringt eh nur graue Haare und von denen habe ich schon genug.
Der Film selbst bietet im Großen und Ganzen die selbe Story wie sein Vorgänger, nur diesmal eben aus weiblicher Perspektive, das ganze schön garniert mit ein paar Splatter-Einlagen. Meine Freundin Aleks würde sagen: “Ein echter Gorno”. Über Sinn und Unsinn des Begriff “Gorno” könnten wir jetzt auch vortrefflich ein Weilchen diskutieren, aber vielleicht nicht gerade heute 😉

Mein lautmalerisches Fazit: Schlitz-Krach-Schplötz!!! Brunz-blöder und dabei schwer-unterhaltsamer Folter-Horror von Eli Roth. Wer den ersten Teil mochte, liegt mit diesem hier nicht verkehrt. “Spaßig aber fröhlich”, meint der Kommissar 🙂

Nachtrag: Habe ich schon erwähnt, dass es mir auf die Eier geht, dass neuerdings auf jeder dritten DVD irgendein Quentin-Tarantino-Quatsch draufstehen muss? Ok, “Hostel 2” hat der Knabe ja nun produziert, da geht das ja in Ordnung, aber ansonsten…

Zur absurden Veröffentlichungsgeschichte von Hostel 2 gibt es hier noch einige geschmackige Details.

FRAUENGEFÄNGNIS (US: BARBED WIRE DOLLS), Schweiz 1975

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Paul Müller, Monika Swinn, Erik Falk, Jess Franco u. a.

Länge: 77 Minuten

Für die persönlichen Notizen: Das ist der Film mit der unglaublichsten Zeitlupen-Sequenz der Filmgeschichte. Matrix und Max-Payne-mäßige Bullet-Time-Effekte sind ein Dreck dagegen!

Zurück zum Wesentlichen. Nachdem wir mit dem ersten Sasori-Film einen wirklich künstlerischen Beitrag zum WIP-Genre ausgesucht haben, kommen wir nun zu einem ausgesucht schmierigen Klassiker seiner Art… nur um mal den Gegensatz zu dokumentieren…

Ein Blick auf Cast & Crew macht einem sofort klar, dass wir es hier mit einem typischen Franco-Film zu tun haben. Die üblichen Verdächtigen sind alle am Start. Das bürgt natürlich schon einmal für gepflegte Unterhaltung mit Chips und Bier und der besten Freundin im Arm… immer vorausgesetzt, sie hat ein Herz für B – Z-Filme und den nötigen Humor, um das ganze Geraffel nicht allzu ernst zu nehmen.
„Frauengefängnis“ ist nämlich ein ziemlich programmatischer Titel. Hier wird aufs wesentliche reduziert und es geht gleich an die prall gefüllten Fleischtöpfe der niederen Instinkte.

Vorspann. Zu den Credits eine Panorama-Fahrt über den titelgebenden Frauenknast. Chicas mit dicken Wummen stehen auf den Mauern der Gefängnisinsel. „Hoho“, denkt sich der unvoreingenommene Betrachter, „mit denen ist sicher nicht gut Kirschen essen.“ Das Knast-Gemäuer scheine ich übrigens aus diversen anderen Filmen dieses Genres zu kennen, aber vielleicht schaue ich ja auch einfach nur zuviel von diesem Zeug 😉

Frauengefängnis1

„Drehbuch und Regie: Jess Franco“ flimmert es in blutroten Lettern über den Schirm…. und dann hören wir auch schon infernalisches Geschrei aus einer weiblichen Kehle.
Die nackig angekettete und ob der Zustände in der im Zuchthaus schon etwas grenzdebile Rosaria bettelt den gorillahaften Wärter (Erik Falk in einer seiner Paraderollen) an, ihr mit dem Fuß den außerhalb ihrer Reichweite hingestellten Napf mit Nudeln herüberzuschieben. „Hah, auf Staatskosten fressen!“, fällt diesem dazu nur ein und sogleich schwingt er wieder die Gerte, „Die anderen können krepieren – für dich zählt doch nur der eigene Nabel!“
Unnötig zu sagen, das Rosaria ob dieser ruppigen Behandlung endgültig die Sicherungen durchbrennen…
Die Direktorin (Monika Swinn – mit Monokel und äußerst knappen Shorts) sowie der Anstaltsarzt (Paul Müller – schön schmierig) sehen mit unbewegter Miene zu.

Am nächsten Tag wird eine neue Insassin eingeliefert: Maria (Lina Romay). Ihr Schicksal wird uns in der eingangs erwähnten unglaublichen Rückblende erklärt. Maria wurde von ihrem eigenen Vater (Jess Franco persönlich) sexuell angegangen. Naturgemäß zeigte sie sich darüber wenig erfreut und es kam zu einem wilden Gerangel, in dessen Verlauf sich Väterchen ganz unvorteilhaft die blöde Rübe anstieß. Für seinen finalen Exitus ist freilich eine ganz andere Person verantwortlich, das erfahren wir jedoch erst viel später im Film.
Die ganze geschilderte Sequenz wird in Zeitlupe dargestellt, ist dabei jedoch nicht in Slow Motion gefilmt, sondern Romay und Franco bewegen sich einfach nur unglaublich langsam, was absolut zum Schreien aussieht. Man erkennt dies auch wunderbar an einer Deckenlampe, die im Getümmel angestoßen wird und daraufhin in völlig normaler Geschwindigkeit an der Decke hin- und herpendelt. Das ist, mit Verlaub gesagt, der totale Hirnfick.

Frauengefängnis2

Maria landet jedenfalls in der Zelle von Rosaria und deren Mitgefangenen. Überflüssig zu sagen, dass die Mädels schon bald einen ausgelassenen Ausbruchsversuch starten. Gemeinsam wollen sie sich auf den Weg zum Gouverneur der Insel machen, um diesen über die menschenverachtenden Zustände in der Strafanstalt aufzuklären…

Soweit der Inhalt dieses epochalen Films, bei dem es sich um die erste Zusammenarbeit zwischen Jess Franco und dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich handelt. FRAUENGEFÄNGNIS bedient so ziemlich alle Klischees, die man von einem gepflegten WIP-Film erwartet. Insgesamt macht der Film mit all seinen misogynen Späßchen und dem rohen Look einen recht ruppigen Eindruck. Sorgfältige, ausgefeilte Kameraarbeit gibt es hier nicht. Der Tenor des Films ist grundsätzlich bierernst. Lediglich Sequenzen wie die Zeitlupen-Szene oder Figuren wie die gnadenlos überzeichnete Direktorin (die sich als Bettlektüre gerne mal Bücher über das Dritte Reich reinpfeift, bevor man ihr die nächste neue Gefangene als Betthupferl zuführt) sorgen für das ein oder andere entspannte Grinsen. Immer vorausgesetzt, man bringt den nötigen Humor für diese Sorte Film mit. Birkenstocktragende Gutmenschen werden sich ob der zahlreichen frauenfeindlichen Entgleisungen freilich mit Grausen abwenden.

Raki-o-Meter: Vier von fünf Rakis werden dringend empfohlen. FRAUENGEFÄNGNIS besitzt weder die Klasse von VAMPYROS LESBOS oder SIE TÖTETE IN EKSTASE. Und auch im WIP-Genre selbst gibt es zweifelsfrei bessere Filme, siehe hierzu auch SASORI. FRAUENGEFÄNGNIS ist, offen gesagt, ganz einfach ein schnell heruntergekurbelter, schmieriger Trash-Film, der seinerzeit ein bestimmtes Publikum bedienen und dabei möglichst viel Cash einfahren sollte. Spaß macht er dennoch, sogar eine ganze Menge. Aber Hallo!!!

SASORI – SCORPION (JOSHUU 701-GOU: SASORI), Japan 1972

Regie: Shunya Ito

Darsteller:
Meiko Kaji
Rie Yokoyama
Isao Natsuyagi
Yayoi Watanabe u. a.

Länge: 87 Minuten

Widmen wir uns heute erstmals fernöstlichen Perlen der Filmkunst sowie dem schönen Genre des WIP-Films. Also quasi gleich das Beste zweier Welten 😛

Oho, geht gleich gut los…. „Das Gefängnis und die dargestellten Personen sind rein fiktional“, klären uns die Untertitel auf. Danach geht’s ohne viel Trara auch gleich in die Vollen.

Wir befinden uns in einem japanischen Frauenknast. Während der Verleihung einer Urkunde an den Direktor büxen zwei Insassinnen aus. „Ich kenn nur eine, der ich so was zutraue“, raunt eine Mit-Gefangene mysteriös. Einen Moment später verfolgt der geneigte Zuschauer die Flucht der beiden Mädels. Lange dauert sie allerdings nicht, denn flott werden die renitenten Damen wieder eingefangen- Natürlich nicht, ohne für ihre Aufsässigkeit vorher noch ordentlich was mit dem Gewehrkolben auf die Mütze zu bekommen…

Und damit sind wir erst beim Vorspann!

Zu den Credits paradiert dann eine Rotte nackiger Gefängnisinsassinnen über den Bildschirm, während der todtraurige Titelsong (gesungen übrigens von der Hauptdarstellerin persönlich) zu hören ist. „Frauen und ihr Herz – dies ist ihr Rachelied“, lautet eine Zeile und darum geht’s dann auch in diesem schönen Film.

Sasori 1

Eine der beiden Damen – Nami Matsushima, genannt Sasori (umwerfend gespielt von Meiko Kaji) – landet nun erst mal in Einzelhaft, wo sie sadistischen Quälereien von Seiten des Wachpersonals ausgesetzt ist. In Rückblenden erfahren wir ihre Geschichte.

Matsu wurde von ihrem Liebhaber, dem Drogenfahnder Sugimi, nämlich verraten und übel aufs Kreuz gelegt. Verletzt und entwürdigt beschließt sie, sich an dem korrupten Kerl zu rächen, aber das geht gründlich in die Hose. Matsus Mordversuch schlägt fehl, weshalb sie für mehrere Jahre eingebuchtet wird.

Zurück in der Gegenwart: Matsu erträgt ihr Los still und nimmt scheinbar jede Demütigung hin, um dann plötzlich blitzartig zurückzuschlagen. Tatsächlich spricht sie wahrscheinlich keine 4 Sätze im ganzen Film, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Sie ist ganz zur entmenschten Rache-Maschine geworden.

Nach einer Kürzung der Lebensmittelrationen kommt es zu einem Gefangenenaufstand und im Zuge dieser Ereignisse gelingt Matsu nun abermals die Flucht. Ganz in Schwarz gekleidet macht sie sich auf den Weg, um sich endlich an Sugimi zu rächen…

Das war mal wieder eine etwas längere Zusammenfassung des Inhalts, aber für Qualität muss man sich eben Zeit nehmen!
Was auf den ersten Blick nach dem typisch sleazig-schmierigen Women-in-Prison-Filmchen klingt, die uns allen so viel Freude bereiten, kommt tatsächlich überaus wirkungsvoll und durchaus arty daher.

Sasori 2

Natürlich finden wir auch hier die genretypischen Zutaten. Die neckische Gemeinschafts-Duschszene der weiblichen Insassinnen fehlt ebenso wenig wie ein lesbisches Intermezzo und die üblichen Demütigungen und Gewaltexzesse.
Der Unterschied zum herkömmlichen WiP-Film besteht darin, wie all diese Zutaten in Szene gesetzt sind. Die Bildsprache in Sasori ist auf einem hohen Niveau angesiedelt und sogar gesellschaftskritische Untertöne werden erstaunlicherweise nicht ausgespart. Die teils recht surrealen Einfälle der Regie (Stichwort: Drehbühne!!!) sind auch heute noch beeindruckend und heben den Film über seine Genre-Kollegen hinaus.

Sasori steht und fällt allerdings natürlich mit seiner Hauptdarstellerin. Meiko Kaji spielt die Skorpionin mit absoluter Hingabe. Zunächst noch das naive Mädchen, welches sich von seinem korrupten Bullenfreund in die Pfanne hauen lässt, wird sie später zur stoischen, schweigsamen Rache-Maschine, die nur noch für ihr einziges Ziel lebt. Und diese Wandlung kauft man ihr zu jeder Zeit ab. „Wenn Blicke töten könnten“, denkt man sich so manches Mal, wenn unsere Heldin wieder einmal eine Demütigung einsteckt und ihre einzige Reaktion nur aus einem klirrend-eisigen Funkeln ihrer Killer-Augen besteht.

„Sasori – Scorpion“ erhielt später noch einige Fortsetzungen, welche sicherlich auch irgendwann den Weg in dieses Blog finden werden. Bei zwei weiteren Filmen führte Shunya Ito Regie. Meiko Kaji sollte die Rolle insgesamt noch drei Mal verkörpern.

Das Original sowie die drei Fortsetzungen mit Meiko Kaji in der Hauptrolle sind in einer sehr stylischen Box von Rapid Eye Movie erschienen, die ich an dieser Stelle klar empfehlen kann. Die ersten beiden Teile verfügen über deutschen Ton, Episode 3 und 4 zumindest über deutsche Untertitel.

Für Freunde des gepflegten Asia-Kinos sowie des WiP-Genres ist dieser Streifen meiner bescheidenen Meinung nach ein absolutes Muss!

ROSSA VENEZIA – AUS DEM TAGEBUCH EINER TRIEBTÄTERIN, Italien/Deutschland 2003

Regie: Andreas Bethmann

Darsteller: Sabine Ironheart, Marianna Bertucci, Romana, Jess Franco, Lina Romay u. v. a.

Länge: 155 Minuten (Full Uncut Export Version) / 103 Minuten (Directors Cut) / 107 Minuten (German Giallo Version) / 61 Minuten (Hardcore Version)

Venedig.
Nathalie Baldassari ertappt ihren forschen Ehemann beim Fremdgehen mit einer Prostituierten im heimischen Schlafzimmer und verarbeitet das Pärchen an Ort und Stelle auf drastische Weise zu Hackepeter.
Im Gefängnis hat sie dafür nichts zu lachen, denn Romana, die dominante Leiterin, führt ein ziemlich strenges Regiment.
Nach 10 harten Jahren wird Nathalie entlassen – wegen guter Führung! Mittlerweile hat sich ihr Frauenhass allerdings ins Unermessliche gesteigert.
Sie mietet ihr altes Haus und startet von dort aus eine Reihe blutiger Morde an knackigen, jungen Frauen, an denen sie sich freilich zunächst ausgiebigst verlustiert, was wiederum Anlass zu viel nackter Haut gibt.
Lange Zeit tappt die Polizei im Dunkeln, doch dann kommt man ihr endlich auf die Spur….

Baldassari im Knast

Die Inhaltsangabe spricht für sich. Wer Andreas Bethmanns Filme nicht mag, kann den Rest des Textes also getrost überspringen.

Bethmann, fleißiger Filmer aus deutschen Landen und Betreiber des exzellenten DVD-Labels X-RATED, hat uns schon mit vielem hübschen Streifen beglückt: ANGEL OF DEATH – FUCK OR DIE, GEHEIME SPIELE JUNGER MÄDCHEN, DÄMONENBRUT, SCHULMÄDCHEN-REPORT 2000 – FEUCHTE MÖSEN NACH SCHULSCHLUSS und nicht zuletzt dem abgefahrenen VEGETARIERINNEN ZUR FLEISCHESLUST GEZWUNGEN – PART 2.

In ROSSA VENEZIA hat Bethmann seine Lieblings-Themen in einem Film zusammengepackt. So verkündet der Klappentext dann auch vollmundig: “THE FIRST HORROR SPLATTER HARDCORE WOMEN-IN-PRISON GIALLO EVER MADE”

Klingt nach einer derben Mischung – und kommt auch genauso daher! Kein Wunder also, dass sich Bethmann entschlossen hat, den Film nicht bei seinem eigenen Label zu veröffentlichen, sondern stattdessen bei den Italienern vorstellig geworden ist.

Eine kluge Entscheidung, denn in Deutschland hätte der Film aufgrund seiner permanenten Verbindung von Hardcore-Sex und brutaler Gewalt zweifellos gehörig eins auf die Mütze bekommen.

ROSSA VENEZIA kommt in einer überdimensionierten Edel-Box daher. Darin enthalten sind ein großes Poster mit dem Cover-Motiv, ein leider zu klein ausgefallenes T-Shirt sowie der Hauptfilm in den 3 oben erwähnten Fassungen inklusive reichlich Bonus-Material und einer Soundtrack-CD.

Aber kommen wir zu der wichtigen Frage: Ist ROSSA VENEZIA ein guter Film?

Das lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller reichen von gut bis grausig, das Gleiche gilt die gezeigten Spezialeffekte. Mit diesen Punkten kann man jedoch durchaus leben. Sehr positiv hervorzuheben sind die poetischen inneren Monologe und Tagebuch-Aufzeichnungen der Killerin sowie der atmosphärische Soundtrack.

Man merkt dem Film an, dass Bethmann versucht, hier ambitionierter als früher zu Werke zu gehen. ROSSA VENEZIA hat deshalb einige starke Bilder zu bieten, so die ein oder andere Hommage an Lucio Fulci, auf dessen Kerbholz so schöne Filme gehen wie “NEW YORK RIPPER” und “EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL”. Die Cameo-Auftritte von Jess Franco, dem spanischen Meister des Flutsch-Films, sowie seiner Muse Lina Romay tragen ihren Teil zum Gelingen des Films bei.

Lina Romay und Jess Franco

Der Schauplatz Venedig ist allerdings leider fast völlig verschenkt worden. Der Film spielt sich – von einigen sehr hübschen Lagunen-Fahrten abgesehen – zumeist im Haus der Killerin ab.

Dazu kommt, dass die Full Uncut Export-Fassung mit ihren strammen 155 Minuten arg lang geworden ist. So nett der Anblick der leckeren jungen Damen, die alle aus dem bekannten ungarischen Dorf Fötzelek zu stammen scheinen, auch ist, zu einem geregelten Spannungsfluss tragen sie wenig bei. Zu oft verliert sich die Ultra-Lang-Fassung in langgezogenen Neben-Plots.

Straffer kommt da schon die German Giallo Version daher. Diese ist um einen Großteil der Hardcore-Sex-Szenen erleichtert und auch die Gewalt-Exzesse sind abgemildert, was den Film um einiges flüssiger macht. Die sehr hübsche 16mm-Filmsimulation ist ebenfalls sehr angenehm anzuschauen.

Persönlich bevorzuge ich den im Jahr 2007 erschienenen Directors Cut des Films. In dieser Version hält der Streifen durchweg bei Laune, ohne dass sich Ermüdungserscheinungen irgendwelcher Art einstellen.

Die Hardcore-Version des Streifens beschränkt sich darauf, die Rahmenhandlung ganz wegfallen zu lassen und stattdessen ausschließlich die saftigen Szenen des Films aneinanderzureihen. Muss man nicht wirklich gesehen haben – es sei denn, man will sich mal wieder gepflegt die Fleischpeitsche polieren.

Lekker Bondage :P

Zum Fazit: Das oben Geschilderte mag negativ klingen, aber ROSSA VENEZIA ist ein durchaus beachtlicher Streifen, dem lediglich ein strafferes Drehbuch und der ein oder andere professionellere Schauspieler gutgetan hätten. Der Directors Cut ist auf jeden Fall der Ultra-Lang-Fassung vorzuziehen.
Was Bethmann hier abliefert, hat man – trotz diverser Abstriche, die man nun einmal machen muss – so noch nicht auf der Leinwand gesehen. Für Freunde von großen Hupen und des roten Saftes ein unbedingtes Muss!

Raki-o-Meter: Diesen Film sollte man mit der besten Freundin im Arm und sehr, sehr vielen bunten Getränken genießen. Ist wie “Herr der Ringe”: Ein guter Film, ein sehr langer Film – nur mit mehr Titten. Viel mehr Titten…

JACK THE RIPPER – DER DIRNENMÖRDER VON LONDON

Deutschland/Schweiz 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Klaus Kinski, Josephine Chaplin, Andreas Mannkopff, Herbert Fux, Lina Romay

Länge: 92 Minuten

Dr. Orloff (Kinski) ist ein Arzt mit einer kleinen Praxis in London, wo er aufopferungsvoll die Armen der Stadt behandelt. Leider hat der gute Mann aber ordentlich einen an der Waffel, denn nächtens begibt er sich auf die Jagd nach leichten Mädchen, um diese kunstfertig in ihre Bestandteile zu zerlegen. Wie so oft hat dies seine Ursache in einem Kindheitstrauma. Inspektor Selby ist dem brutalen Prostituierten-Mörder jedoch dicht auf den Fersen. Unterstützt wird er dabei von seiner balletttanzenden Freundin, die sich heimlich als Hure verkleidet, um so in einschlägigen Bars den Ripper anzulocken…

JACK THE RIPPER unterscheidet sich gleich in doppelter Weise von den übrigen Jess-Franco-Filmen, die auf diesen Seiten bisher gewürdigt wurden. Zum einen wird die oben geschilderte Geschichte vergleichsweise konsequent heruntererzählt, ohne zwischendurch in ein filmisches Delirium zu verfallen, zum anderen hatte Franco hier etwas mehr Geld zur Verwirklichung seiner filmischen Vision zur Verfügung.

Hier arbeitete er nämlich mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich zusammen, der uns so nette Filme beschert hat wie: DIE WILDGÄNSE KOMMEN, ROLLS ROYCE BABY oder BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN. JACK THE RIPPER war nicht die einzige Co-Produktion der Beiden und macht für die Verhältnisse eines Jess Francos einen recht professionellen Eindruck.

Eine ernsthafte Aufarbeitung des Jack-the-Ripper-Themas sollte allerdings niemand erwarten, der halbwegs bei klarem Verstand ist. Franco schert sich nicht groß um die historischen Fakten und liefert stattdessen eine klassische Schauer-Mär, gewürzt mit Blut und etwas nackter Haut.

Mitfiebern, wer denn nun letztendlich der brutale Mörder ist, kann man nicht, denn schon nach dem Vorspann ist klar, dass es sich bei dem Ripper um den bei Tageslicht so menschenfreundlichen Dr. Orloff handelt. Dafür wird dieser jedoch von unser aller Klaus Kinski bravourös verkörpert. Wenig Schauspieler waren so gut geeignet, den Zwiespalt zwischen Genie und Wahnsinn auf der Leinwand darstellen zu können.

Die sonstigen schauspielerischen Leistungen in JACK THE RIPPER sind freilich nicht ganz so atemberaubend, so zeichnet sich Andreas Mannkoppf als wackerer Inspektor vor allem dadurch aus, dass er den ganzen Film über nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Schau trägt. Josephine Chaplin agiert nicht ganz so fulminant wie ihr berühmter Vater, dafür liefert jedoch Herbert Fux als versoffener Fischer Charlie ein kleines Kabinettstückchen ab und sorgt für eine Prise Humor in dem düsteren Grusel-Streifen. Lina Romay, seit den 70ern eine von Francos bevorzugten Darstellerinnen und spätere Ehefrau, liefert ebenfalls eine solide Leistung und darf überdies ein frivoles Liedchen trällern, bei dem sie ihre nackige Kehrseite herzeigt, bevor sie dann vom Ripper zu Hackepeter verarbeitet wird.

Lina Romay und Klaus Kinski

Drastische Effekte sieht man eher wenige, am ehesten vielleicht bei dem Mord an Lina Romay. Dafür muss man jedoch anerkennen, dass Franco eine klassische Grusel-Film-Atmosphäre auf Zelluloid gebannt hat, die einen in ihren besten Momenten unwillkürlich an alte Hammerproduktionen denken lässt. Anzumerken ist, dass der Film komplett in Zürich gedreht wurde – abgesehen von einer kurzen Aufnahme von Big Ben im Vorspann des Films. In Anbetracht dieser Umstände ist es Franco erstaunlich gut gelungen, die typische nebelverhangene Szenerie einzufangen, die für einen Film mit solcher Thematik nötig ist. Freilich, das Gewässer, das dem geneigten Zuschauer hier als Themse verkauft wird, sorgt unweigerlich für dezentes Kichern. Letzten Endes sieht man jedoch großzügig darüber hinweg, da ansonsten der positive Gesamteindruck überwiegt.

Insgesamt ist JACK THE RIPPER kein wirklich spannender Thriller, dazu ist der Aufbau des Films zu gradlinig und die Identität des Mörders zu schnell klar. Trotzdem ist Franco hier ein sehr schöner, atmosphärischer Film gelungen, der durch die schönen Aufnahmen des nebelverhangenen London/Zürich lebt und durch seinen über jeden Zweifel erhabenen Hauptdarsteller lebt.

Die DVD: Die JACK THE RIPPER-DVD bildet den Auftakt von Erwin C. Dietrichs höchst empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION, von der zum Zeitpunkt dieses Reviews schon einige weitere Titel erschienen sind. Das Bild ist für einen Nischenfilm dieser Art und diesen Alters von einer Brillanz, die einem glatt den Unterkiefer zu Boden poltern lässt. Eines der interessantesten Features im Bonus-Bereich der DVD bildet denn auch die Dokumentation über die Restaurierung des Films. Daneben gibt es noch einen hörenswerten Audiokommentar von Erwin C. Dietrich, eine geschnittene Szene, Infos über den historischen Ripper-Fall und weiteres mehr. Bei der Qualität der Scheibe insgesamt fragt man sich ernsthaft, warum dies bei ein solchen Special-Interest-Film möglich ist, man im Gegensatz dazu bei bekannteren Film-Klassikern oft genug mit billigen Spar-Versionen abgefertigt wird. Kaufen!

Raki-o-Meter: Unvorbereitete Gemüter sollten einen leckeren Raki im Gepäck haben, Cineasten können den Film aber durchaus auch nüchtern ansehen.

LUST FÜR FRANKENSTEIN (OT: LUST FOR FRANKENSTEIN), Spanien/USA 1998

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay, Michelle Bauer, Amber Newman, Carlos Subterfuge, Alex Cox u. a.

Länge: 85 Minuten

Der legendäre Dr. Frankenstein hat längst das Zeitliche gesegnet. Das hindert ihn jedoch nicht daran, als Geist seiner Tochter Moira (Lina Romay) zu erscheinen und sie aufzufordern, seine Arbeit fortzusetzen.

Moira sucht schließlich ihr Geburtshaus auf, wo sie zunächst ihre dekadente Stiefmutter vorfindet. Immer noch wird sie von Botschaften aus dem Jenseits heimgesucht. Es dauert nicht lange, bis Moira auf „Goddess“ (Michelle Bauer) stößt – ein von ihrem Vater geschaffenes, zweigeschlechtliches Geschöpf. Sie verlieben sich ineinander. Die traute Zweisamkeit wird jedoch bald getrübt und es kommt zu ersten Todesfällen…

Ahhh, schon wieder der wundervolle Jess Franco… Unter den rund 200 Filmen des spanischen Regisseurs finden sowohl eigenartig atmosphärische Kult-Streifen wie der allseits bekannte VAMPYROS LESBOS als auch Trash-Granaten allererster Güte. LUST FÜR FRANKENSTEIN zählt zu den Spät-Werken Francos und kann neben ANDY WARHOLS FRANKENSTEIN von Paul Morrisey getrost zu den eigenwilligsten Interpretationen des Themas gezählt werden.

LUST FÜR FRANKENSTEIN wurde im Jahr 1998 mit billigsten Mitteln heruntergekurbelt, was man dem Bild des Films auch durchaus ansieht. Den Franco-Fan an sich dürfte dies freilich weniger stören.

Jünger des Altmeisters sowie auch dessen Kritiker bekommen mit diesem Film wieder einmal all das geliefert, was man von Franco gemeinhin erwarten darf. Auffallend ist besonders der häufige Einsatz digitaler Verfremdungseffekte (siehe auch Screenshots), die LUST FÜR FRANKENSTEIN eine ganz eigene Optik geben und es mitunter schwer machen, Traum und Realität zu unterscheiden. Der experimentelle Look verleiht dem Streifen einen kräftigen Schuss Delirium und auch die Darsteller scheinen sich teilweise zeitweise wie Schlafwandler durch die Kulissen zu bewegen.

Das ist in diesem Fall nicht einmal negativ gemeint, passt es doch durchaus zu der abgedrehten Story. Lina Romay liefert eine ansprechende Leistung als Tochter des verblichenen Dr. Frankenstein. Ob es gefällt, dass sie in ihrem Alter noch hüllenlos auftritt (die knackigen Tage von FEMALE VAMPIRE liegen schon ein ganzes Weilchen zurück), liegt im Auge des jeweiligen Betrachters. Ein Gegensatz zu den heutigen so gängigen Silikon-Nackedeis ist es allemal. Auch die 80er Scream-Queen Michelle Bauer (HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKER) – mittlerweile ebenfalls schon in ihren 40ern – gibt als gequälte Goddess eine solide Performance.

Natürlich ist für den Durchschnitts-Filmkonsumenten LUST FÜR FRANKENSTEIN meilenweit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Zu eigenwillig ist die Geschichte in Szene gesetzt, zu deutlich sind die typischen Merkmale eines Franco-Streifens. Auch unter Fans des Meisters wird er jedoch zwangsläufig auf ein gespaltenes Echo stoßen, da die eigenwillige Optik und der häufige Einsatz der Digital-Effekte sehr gewöhnungsbedürftig sind. Der Soundtrack mit seinen metallastigen Klängen der Band The Ubangis, an dem auch Franco selbst mitgestrickt hat, kommt allerdings durchaus passend herüber und trägt durchaus zur angenehm-eigenartigen Atmosphäre des Films bei.

Striptease

Fazit: Wie schon weiter oben geschrieben – auch für Franco-Fans ein zwiespältiges Werk. Entweder man mag ihn, oder man hasst ihn. Eine echte Empfehlung kann man von daher nicht wirklich aussprechen, obwohl mir persönlich LUST FÜR FRANKENSTEIN durchaus gefallen hat.

Über jeden Zweifel erhaben ist allerdings die deutsche DVD des Films aus dem Hause X-Rated, die in der auf 1000 Stück limitierten Hartbox mit einer schicken Bonus-DVD aufwartet und insgesamt 145 Minuten (!) Zusatzmaterial bietet, darunter mehrere Interviews mit Franco, Lina Romay und Michelle Bauer, Schnittberichte, Trailer, ein Musik-Video und vieles mehr.

Raki-o-Meter: Wie bei vielen Filmen Jess Francos würde ich drei Flaschen Raki empfehlen, um den Film in seiner ganzen Pracht wahrnehmen zu können. Alles darüber hinaus könnte dem Filmgenuss allerdings nur förderlich sein :-))