DAS LOCH IN DER TÜR (OT: THE NIGHTCOMERS), UK 1972

Regie: Michael Winner

Stephanie Beacham (Miss Jessel), Marlon Brando (Peter Quint), Christopher Ellis (Miles), Verna Harvey (Flora), Thora Hird (Mrs. Grose)

Laufzeit: 94 Minuten

Ein Film mit explodierenden Fröschen,
hab ich mir gedacht, das ist doch wie gemacht fürs Schatzi. So was zeugt schließlich von höchstem Niveau und sorgt gleichzeitig für jede Menge Spaß.

Okay, vor dem eigentlichen Film ein paar einleitende Worte:
1898 erschien „The Turn of the Screw” (dt.: Die Drehung der Schraube) aus der Feder von Henry James, eine psychologisch brillante Gruselgeschichte, die zu Recht als Klassiker gilt. Wen wundert es da, dass der Stoff bereits einige Male verfilmt worden ist! Bis heute im Gedächtnis geblieben ist hier vor allem die Version von Jack Clayton, welche 1961 unter dem Titel „The Innocents“ (dt.: „Schloss des Schreckens“) erschien.

The Nightcomers 1

In „The Innocents“, der sich sehr nahe an der Original-Novelle bewegt, tritt die schüchterne und religiös erzogene Miss Giddens (von Deborah Kerr gespielt in einer wunderhübschen Mischung aus Anmut und stocksteifer Prüderie), eine Stellung als Gouvernante auf dem einsam gelegenen Landsitz Bly House an. Hier soll sie sich um das Wohl der beiden Waisenkinder Flora und Miles kümmern. Die beiden Kinder entpuppen sich als süße Rangen, doch schon bald zeigen sich erste Brüche in der Idylle. Miss Giddens glaubt immer öfter, mysteriöse Gestalten zu sehen und was man ihr über ihre unter dubiosen Umständen verstorbene Vorgängerin, Miss Jessel, erzählt, ist auch nicht gerade dazu angetan, sie zu beruhigen. Miss Jessel war dem früheren Hausverwalter, Quint, hörig. Die Beiden pflegten offenbar ein recht ruppiges Verhältnis miteinander. Details sparen sich Film und Novelle. Das die im Verlauf der Story immer merkwürdiger erscheinenden Kinder von dem Treiben etwas mitbekommen haben, liegt allerdings auf der Hand.
Film und Novelle halten geschickt in der Schwebe, ob es sich bei den merkwürdigen Geistererscheinungen um die Auswüchse der unterdrückten Sexualängste der frommen Pfarrerstochter Miss Giddens handelt, oder ob tatsächlich Übersinnliches vor sich geht. Bis zum Ende wird das Rätsel nicht gelöst.

The Nightcomers 2

Ganz nebenbei, „Schloss des Schreckens“ hat mir seinerzeit, als ich ihn zum ersten Mal im TV bewundern durfte, nen ordentlichen Schauer über den Rücken gejagt und auch heute noch verfehlt der Film seine Wirkung nicht.

Was hat das alles nun mit „Das Loch in der Tür“ zu tun?
Ganz einfach. Anno 1972 dachte sich Regisseur Michael Winner nämlich offenbar, dass es doch ganz interessant sein könnte, die Vorgeschichte der ganzen Chose zu beleuchten, sprich: die eigenartige Beziehung von Miss Jessel und Peter Quint. Und so drehte er also flugs ein Prequel zu „Schloss des Schreckens“.
Wer die Filme von Michael Winner kennt (er hat unter anderem „Ein Mann sieht rot“ gedreht), weiß, dass dieser eher der Mann fürs Grobe ist. Sonderlich subtil geht er erwartungsgemäß auch nicht an die Sache heran. Nichtsdestotrotz weiß das Ergebnis zu unterhalten.

Zunächst wird uns im Film Quint (Marlon Brando) im Umgang mit den beiden Waisenkindern vorgestellt. Quint ist ein ungehobelter Klotz, ein Prolet, aber für Flora und Miles ist er ganz der liebe Kumpel, der immer neue obskure Spielideen auf Lager hat (Hier kommen dann auch die explodierenden Frösche ins Spiel, das aber nur nebenbei). Gleichzeitig nutzt er seinen Umgang mit den Kindern aber auch, um ihnen seine freigeistigen Ideen aufs Auge zu drücken. „Manchmal ist Liebe Hass“, so raunt er mysteriös, ohne zu bedenken, auf welch fruchtbaren Boden seine Worte in den kleinen Kinderhirnen fallen.
Tjaha, klaro, „Manchmal muss Liebe wehtun“, das ist wohl wahr und war auch gleichzeitig schon die Tagline eines anderen wunderhübschen Films, auf den ich vielleicht ein anderes Mal eingehe.
Wie ernst jedenfalls Quint solche Worte meint, zeigt sich, wenn er nächtens dann heimlich Miss Jessel besucht. Da gibt’s dann ordentlich was auf die Goschen und das volle Bondage-Programm wird durchgezogen (für einen britischen Film von 1972 übrigens bemerkenswert explizit). Die Beiden trudeln in eine eindeutig sadomasochistisch geprägte Beziehung, in der Quint der Meister ist. In dem aus 5 Personen (Quint, Miss Jessel, die beiden Kinder und die Haushälterin) bestehenden Mikrokosmos von Bly House bleibt das nicht lange unbemerkt und schon bald brodelt es ordentlich im viktorianischen Dampfkochtopf.
Als Flora und Miles schließlich zu ihrem eigenen Wohl von Bly House fortgeschickt werden sollen, kommt es zur Katastrophe. Aufgrund der wirren Philosophie Quints töten sie diesen und Miss Jessel, damit das Pärchen im Tode vereint ist und für immer gemeinsam auf Bly House bleiben kann. Der Film endet schließlich mit der Ankunft einer neuen Gouvernante, mutmaßlich Miss Giddens, obwohl sie hier nicht namentlich genannt wird….

The Nightcomers 3

Ja, das alles ist (für 1972) deftig in Szene gesetzt. Von der beunruhigenden Stimmung eines „Schloss des Schreckens“ ist hier wenig übrig geblieben, aber das war wohl auch nicht das Ziel des Regisseurs. Winner zeigt die Geschehnisse in aller Deutlichkeit.
Die Idee, ein Prequel zu einem Klassiker in die Welt zu setzen, war gewagt. Das Resultat ist dennoch interessant. Brando zeigt alles in seiner Rolle als ungehobelter Quint. Einerseits gibt er das brutale Tier, wenn er die – sich anfänglich noch zierende – Miss Jessel heimsucht, im Umgang mit Flora und Miles wirkt er dann selbst wie ein großes albernes Kind. „Brando. Brutal. Beautiful“, trötete der Werbetrailer seinerzeit, das triffts recht gut.
Aber auch Stephanie Beacham, die jüngere Zuschauer eher aus TNG kennen dürften, macht eine ziemlich gute Figur. Sie gibt die unterwürfige Gouvernante, die schließlich Gefallen an Quints neckischen Praktiken findet, absolut überzeugend. Die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt und die entsprechenden Szenen prickeln angemessen.

Fazit: Wie gesagt, kein feinsinniges Drama, sondern eher ein lupenreiner Sexploiter. Im Vergleich zur großartigen literarischen Vorlage und der Verfilmung von Clayton kann der Film freilich nur verlieren. Dennoch weiß er gut zu unterhalten und bekommt von mir eine klare Empfehlung!

SAW V (USA, 2008)

Regie: David Hackl

Darsteller: Tobin Bell (Jigsaw), Costas Mandylor (Hoffman), Scott Patterson (Agent Strahm), Betsy Russell (Jill)

Wie ich gestern schon schrieb, hat es Schatzi und mich am Samstagabend nach langer Zeit mal wieder ins Kino verschlagen, wo wir uns den mittlerweile fünften Teil dieser netten und immer noch ziemlich erfolgreichen Horrorfilm-Reihe gönnen wollten.
Wer jetzt noch in die Serie einsteigen will, das sei vorausgeschickt, hat freilich schlechte Karten. Die ganze Story ist, abseits allen Geschmodders, mittlerweile doch recht verzwickt und ohne gewisse Vorkenntnisse geht eigentlich nix. Ich spare mir hier deshalb lange Erklärungen, der Film tuts ja schließlich auch 🙂

Wir erinnern uns: John, der Jigsaw-Killer, ist tot, doch Detective Hoffman hat, wie wir wissen, sein fieses Erbe angetreten und setzt sein blutiges Werk fort. Hier geht es nun nahtlos weiter.
FBI-Agent Strahm, der am Ende des letzten Teils von Hoffman überwältigt wurde, schafft es zu entkommen. Er setzt sich auf Hoffmans Spur. Dieser hat derweil ein neues Spiel mit 5 Kandidaten gestartet, die Jigsaw noch zu Lebzeiten persönlich auserwählt hat. Während Strahm Hoffman immer dichter auf den Fersen ist, kämpfen dessen Opfer um ihr Leben.

Mehr verraten wir mal nicht, schließlich sollt ihr noch brav ins Kino pilgern. Kommen wir zu meiner bescheidenen Meinung zum Film: SAW V hat mir ein gutes Stück besser gefallen, als der mit Rückblenden und Zeitsprüngen gespickte Vorgänger. Beides finden wir zwar auch hier, doch das Geschehen ist insgesamt schlüssiger und durchschaubarer. Wie in den Vorgängerfilmen wird so manches aufgeklärt, um dafür neue Rätsel in den Raum zu werfen.

David Hackl, der das Regie-Ruder von Darren Bousman übernommen hat, macht seine Sache recht gut. Die Merkmale der bisherigen Teile werden beibehalten und SAW V fügt sich wunderbar in die Reihe ein.

Die Schauspieler halten sich ganz wacker. Strahm kommt recht gut als gebeutelter FBI-Honcho. Tobin Bell ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Lediglich der Hoffman-Darsteller als Jigsaw-Nachfolger will mir noch nicht so recht gefallen. Der gute Mann erscheint mir doch etwas blass.

Der Schmodder-Faktor wurde hier zugunsten der Thriller-Handlung ein wenig heruntergeschraubt, so dass unsere lieben Blut-Bauern betrübt schauen dürften, ich für meinen Teil habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt.

Unterm Strich ist SAW V eine ziemlich routinierte Fortsetzung, die Fans der Serie gut bedient. Es gibt die übliche verzwickte Handlung mit Bezügen auf alle anderen Teile der Reihe sowie diverse offene Rätsel, die hoffentlich dann im 6. Teil aufgeklärt werden. Ich bin auf die nächste Fortsetzung jedenfalls, wie immer, schwer gespannt.

Raki-o-Meter: Lieber nüchtern gucken, sonst könnte man die Übersicht verlieren 😉

EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON VAMPIREN (OT: LA FILLE DE DRACULA), Portugal 1972

Regie: Jess Franco

Darsteller: Britt Nichols (Luisa Karlstein), Anne Libert (Karine), Alberto Dalbés (Inspektor Ptuschko), Howard Vernon (Dracula) u. a.

Laufzeit: 70 Minuten

Dieser eher unbekannte Franco-Flick erblickte in Deutschland auf DVD beim Label X-Rated unter dem Titel „Eine Jungfrau in Krallen von Vampiren“ das Licht der Welt. Damit passt er ganz wundervoll zu „Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies“ (Christina, princesse de l’érotisme) und „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ (Maldición de Frankenstein). Die drei Filme haben jedoch nichts miteinander gemeinsam, außer dass Jess Franco sie in den Jahren 1972 und 1973 kurz hintereinander herunterkurbelte. Die kreative deutsche Titelvergabe tut dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch und irgendwie passts ja auch. Nachdem wir neulich schon die Zombie-Jungfrau abgefrühstückt haben, widmen wir uns jetzt den beiden anderen Flicks. Den Anfang macht der Vampir-Film.

Jungfrau in den Krallen von Vampiren 1

Die knackige Luisa Karlstein wird zu ihrer sterbenden Mutter gerufen, die ihr vor ihrem Ableben noch schnell ein gruseliges Geheimnis mit auf dem Weg gibt. Luisa ist nämlich eine direkte Nachfahrin des Grafen Dracula persönlich. Der untote Adelige liegt in einem verriegelten Turm des Familienschlösschens, zu dem Luisa auch gleich den passenden Schlüssel erhält. Natürlich geht sie gleich mal gucken… 😉

Währenddessen finden im angrenzenden Ort diverse gruselige Vampirmorde statt, die den eifrig ermittelnden Inspektor schwer ins Grübeln bringen. Schließlich richtet er sein Augenmerk auf die Karlstein-Familie.
Unsere Luisa hat währenddessen ihr Herz für ihr braves Kusinchen Karine entdeckt und schon bald ziehen die beiden Mädels ordentlich blank.
Doch wer steckt hinter den merkwürdigen Morden? Ist es Dracula? Etwa der tatterige Graf Max von Karlstein – oder doch gar Luisa persönlich?

Ok, heute mal ein etwas normalerer Franco (sofern es das gibt).
Nachdem ich mir gerade erst das „Reitende Leichen“-Fiasko gegönnt habe, musste mal wieder etwas Geschmackigeres vom Meister her.

Jungfrau in den Krallen von Vampiren 2

„La Fille de Dracula” ist ein (für Franco-Verhältnisse wohlgemerkt) straight inszenierter Vampir-Streifen, den der Meister nach Abschluss seiner Arbeiten an „Maldición de Frankenstein“ mal eben in zwei Wochen heruntergekurbelt hat, weil die Darsteller noch beisammen und genug Penunsen übrig waren.

Das Ergebnis ist für so einen Schnellschuss durchaus ansehbar geraten, auch wenn so manches Element der Handlung (wie so oft) rätselhaft bleibt.

Der Film beginnt nach den Credits direkt mit dem ersten Vampirmord. Impliziert wird, dass Luisa die Täterin ist. Das ist allerdings, bevor sie die Gruft Draculas überhaupt betreten hat. Aber vielleicht war sie ja schon vorher eine Vampirin, liegt ja quasi in der Familie. Ich neige zu diesem Schluss, der Film verrät es jedenfalls nicht.

Das Ende ist ebenfalls etwas vermurkst, das muss man mal ganz klar sagen. Achtung, jetzt wird mal lecker gespoilert – wer sich überraschen lassen will, sollte lieber weglesen!

Am Schluss dringen die ermittelnden Helden in die Vampirgruft. Dort finden sie zwei Särge vor. In einem von ihnen liegt, wie wir bereits aus vorherigen Szenen wissen, Dracula, der auch direktemang gepfählt wird. Den zweiten Sarg zündet man an. Wer darin liegt, erfahren wir nicht. Das es wohl Luisa ist, liegt nahe, doch das bleibt, wie so manches, der Phantasie des Betrachters überlassen.

Das als Kritikpunkte an der Handlung. Ansonsten läuft das Geschehen flüssig vorbei, ohne Längen aufkommen zu lassen. Britt Nichols und Anne Libert kennen wir bereits aus anderen Franco-Filmen, wie den „Nonnen von Clichy“ (Habe ich heute schon erwähnt, wie cool ich mein Original-Kinoplakat dieses Films finde?). Die Beiden haben eine gute Chemie und geben leckere Leading Ladys ab. Die Erotik-Szenen der zwei Mädels sind hübsch in Szene gesetzt und wissen dem geneigten Schweinepriester absolut zu gefallen. Hinweis an Fräulein Atali: Sie haben handliche Hupen! 😉

Howard Vernon als Dracula hat eigentlich nicht viel zu tun, da er den ganzen Film über im Sarg liegt und mit den Augen rollt. Das macht der alte Franco-Haudegen allerdings ziemlich gut. Ich bin sicher, Vernon hätte einen recht interessanten Drac abgegeben, wenn sein Part etwas größer gewesen wäre.
Auch der Rest des Casts schlägt sich ziemlich wacker, da maulen wir heute nicht groß. Franco als mysteriös raunender Sekretär des Grafen Karlstein ist eh ne Schau.

Jungfrau in den Krallen von Vampiren 3

Ein Hinweis noch: Auf der X-Rated-DVD befindet sich der Film in zwei Ton-Versionen. Einmal mit französischem Ton und der alten Musik von anno 1973. Die andere Fassung wurde 2003 von Franco persönlich erstellt, da er die alte Tonspur verloren wähnte und die alte Musik eh doof fand (so erzählt er es jedenfalls sinngemäß in einem Interview im Bonus-Teil der DVD). Ich persönlich finde ebenfalls, dass die 2003-Version stimmiger ist, da sie die Spannungs-Akzente des Films mehr betont, während der alte Ton mehr in einem Softsex-Geschwurmel versank, ohne das irgendwelche Gruselstimmung aufkam.

Mein Fazit: Eine schöne kleine Franco-Perle aus der guten alten Zeit. Vampire, nackige Mädels, hart ermittelnde Inspektoren – das kennen wir schon aus anderen Filmen des Meisters, aber der alte Zauber wirkt immer noch. 🙂

Raki-o-Meter: Franco-erfahrene Zuschauer kommen, auch aufgrund der kurzen Laufzeit, mit zwei Buddeln aus, alle anderen sollten mit drei Fläschchen anfangen.

DIE RESIDENZ DER REITENDEN LEICHEN (OT: La mansión de los muertos vivientes aka: Mansion of the living dead), Spanien 1983

Regie: Jess Franco

Darsteller: Lina Romay (aufgeführt als Candy Coster), Robert Foster, Mabel Escaño, Albino Graziani, Mamie Kaplan, Jasmina Bell, Eva Leon

Länge: 93 Minuten

Ok, diesen Film habe ich als hübsch aufgemachte Doppel-DVD im Schuber auf einer dieser einschlägigen Filmbörsen für sagenhafte 3 Eiserne Männchen erstanden. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich zwar das Gefühl, dass da unbedingt jemand einen Ladenhüter loswerten wollte, aber, hey, ein Film von Onkel Jess…. wer würde da einfach weitergehen?

Zur Handlung: Vier Mädels, die zu blöd zum Kacken sind, verschlägts….
Oh, hatten wir schon mal? Ok, dann anders….
Vier deutsche Kellnerinnen (gespielt von Lina Romay – mit blonder Perücke – und ein paar spanischen Landpomeranzen, die keiner kennt) verlassen die Heimat, um auf Gran Canaria mal so richtig auf den Pudding zu hauen. Die örtliche Hotel-Anlage macht allerdings einen ziemlich menschenleeren Eindruck (Running Gag des Films: „Die sind sicher alle am Strand“). Nur ein grenzdebiler Gärtner und der nicht minder seltsame Manager scheinen sich dort herumzutreiben. Wen wunderts da noch, dass die Mädels erst mal ausgiebig an sich selbst herumspielen? Damit ist dann schon mal ein guter Teil der Laufzeit gefüllt. Aber da es in diesem Film schließlich um lebende Leichen geht, gesellen sich schon bald ein paar untote Mönche zum frivolen Treiben…

Mönche

Was kommt wohl dabei heraus, wenn Flutsch-Meister Jess Franco einen inoffiziellen Nachklapper zur legendären Saga um die „Reitenden Leichen“ aufs Zelluloid kotzt? Erfahrene Leser dieses Blogs ahnen die Antwort bereits. Aber für die Novizen machen wir es wie immer etwas ausführlicher.

Niemand, der reinen Herzens ist, würde von Sénor Franco eine ernsthafte Fortsetzung zu Amando de Ossorios Grusel-Klassikern um die untoten Templer erwarten. Beabsichtigt hatte er selbst eine solche wohl auch nie, da er laut Interviews mit solchen Untoten nicht viel am Hut hat.

Der Film fängt mit der Ankunft der Mädels auf Gran Canaria ziemlich betulich an. Wer nun allerdings auf eine Steigerung des Tempos wartet – nun, der wartet vergebens.

Nach diversen mysteriösen Vorzeichen und unheilvollem Geraune verschwindet ein Mädchen nach dem anderen unter höchst seltsamen Umständen. Sie werden aufgrund ihrer Sündhaftigkeit nämlich von untoten Mönchen, den titelgebenden Leichen, geraubt. Der skurrile Nebenplot um den Manager, der seine ob dieser Behandlung mittlerweile etwas durchgeknallte Gespielin gerne ankettet, ist da nur das Sahnehäubchen.

Als die wandelnden Leichen endlich persönlich auf den Plan treten (da sind dann auch schon gut 40 Minuten des Films vorbei), erweisen sich auch diese sich nicht als so blutrünstig, wie man es denn aus anderen Filmen kennt. Die Untoten bezeichnen sich selbst als Katharer (öh?) und nennen sich das Tribunal der Männer mit der weißen Kutte und dem schwarzen Herzen. Hossa!

„Sie soll den Tod erleiden, während sie sündigt“, verkündigt der Ober-Leichi, während man eines der entführten Mädels in der Mangel hat. Flugs werden dem Opfer die Knöchel auseinandergezogen und nacheinander wuchten sich all die wackeren Mönche auf die junge Dame. „Vergib uns die Sünde, die wir aus Freundlichkeit begehen müssen, damit wir sie (das Opfer) vom Pfad der Perversion abbringen können“, bittet man dabei vorsorglich und weiter: „Man muss den verfluchten Samen in sie einspritzen“
Das tun sie dann auch alle.

Natürlich, als es zu doll wird, wird die entsprechende Maid dann hastig totgemacht. Schließlich ist man ja immer noch Mönch! Und so geht das dann lustig weiter bis zur herzerweichend-absurden Auflösung! Worte reichen nicht aus, um es zu beschreiben!

Dies ist definitiv kein Franco für Neulinge. Das ganze Geschehen bleibt geradezu grenzwertig surreal und die Darsteller agieren wie Schlafwandler. Man merkt immer noch die Klasse, zu der Jess Franco in seinen Hochzeiten fähig war, aber in diesem Film hat er sich schon ein gutes Stück von Klassikern wie „Vampyros Lesbos“ entfernt (ein ziemlich gutes Stück, um genau zu sein). Auch die sehr hübsche Dietrich-Ära liegt nun hinter ihm. Böswillige würden sagen: „Das ist ein schnell heruntergekurbelter alter Stinkkäse!“

Aber so böse sind wir natürlich nicht 😉 Die untoten Mönche sehen zwar aus, als hätten sie einen mittelschweren Fall von Akne plus einem ins Gesicht geklatschten Mozzarella und von tollen Effekten ist, abgesehen von einem dann und wann mal in die Kamera grinsenden Knochenmann, weit und breit nichts zu sein, aber trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) erkennt man die typische Handschrift des Meisters. Wenns wirklich mal zu betulich wird, macht der König der Wackel-Kamera halt mal einen beherzten Zoom in den Schritt einer der Protagonistinnen und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

Lina Romay

Die besagte DVD dieses Films stammt übrigens aus dem bekannten Hause Laser Paradise und verfügt über eine einigermaßen matschige Bildqualität. Allerdings vermute ich stark, dass man diesen nicht ganz so bekannten Franco-Streifen hierzulande kaum einmal in besserer Qualität erblicken werden wird.

Raki-o-Meter: Vier Buddeln gebe ich für Franco-erfahrene Cineasten. Ungeübte Zuschauer sollten sich diesem Film nicht unter fünf Flaschen Raki und einer Flasche Grasovka nähern.

SLAUGHTER DISC, USA 2005

Regie: David Quitmayer

Darsteller: Robert Williams (Mike), Jewels Mackenzie (Carrie), Travis Lee (John), Caroline Pierce (Andromeda Strange)

Laufzeit: 91 Minuten

Mike ist ein langhaariger Gammler und ein Loser, wie er im Buche steht. Er ist völlig fixiert auf Porno-Filme, was ihn zunächst die Freundin und später auch noch den Job kostet. Nicht, dass er darin einen Anlass sähe, irgendetwas an seinem Leben zu ändern…
Im Internet bestellt Mike schließlich eine DVD der ominösen Andromeda Strange, die angeblich der letzte Schrei in Sachen Porno sein soll. Ihr Scheiß sei so richtig „krank und abgefahren“, wird ihm versprochen.
Wie sich herausstellt, waren das keine leeren Worte. Als Mike endlich die DVD in seinen Player einlegen kann, darf er Fräulein Strange – die ziemlich gothic-mäßig und mit vielen Piercings daherkommt – zunächst beim ausgiebigen Masturbieren zusehen, bevor sie schließlich ein Rasiermesser zückt und beginnt, an sich herumzuschnippeln. Spätestens jedoch, als sie sich vor laufender Kamera die Kehle durchschneidet, fällt unserem Helden endgültig der Löres aus der Hand.
Das hindert ihn jedoch nicht, die DVD weitere Male in den Player einzulegen, die jedoch nun ihr Eigenleben entwickelt. Bei der nächsten Sichtung sieht Fräulein Strange nicht mehr ganz so taufrisch aus, dafür vergnügt sie sich im Film ausgelassen mit Mikes Kumpel John, um ihm nach vollbrachtem Akt recht farbenfroh den Schädel einzuschlagen.
Mikes Versuche, anschließend mit John Kontakt aufzunehmen, erweisen sich als erfolglos und schon bald dämmert ihm, dass seine Realität so ziemlich aus den Fugen geraten ist.

Slaughter Disc 1

Tjaha, das ist doch wieder ein Kracher, gelle? Da hat der Kommissar wieder was ganz feines aus seiner Wunderkiste hervorgezaubert 😉
Ich habe diesen Film einmal unter ganz ulkigen Umständen geschenkt bekommen und habe ihn am vergangenen Wochenende einmal herausgekramt, um ihn gemeinsam mit Schatzi zu gucken.
„The Ring trifft auf Rossa Venezia”, verkündet der Cover-Text der DVD und das X-Rated-Magazin trötete seinerzeit „Einfach nur genial-krank!“
Beides kann man nur unterschreiben. „Slaughter Disc“ ist auf jeden Fall kein Film für die breite Masse. Der Film ist nämlich eine deftige Mischung aus Hardcore-Porno und blutigem Schmodder und damit auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig.
Die Verbindung von Hardcore und Horror ist natürlich nichts neues, wenn man sich zum Beispiel die zahlreichen Filme von Andreas Bethmann betrachtet. „Slaughter Disc“ verfolgt eine ähnliche Linie, reduziert das Geschehen jedoch noch mehr aufs Wesentliche.
Der Film ist damals kostengünstig auf Mini-DV gedreht worden und das ganze Geschehen inklusive der Darsteller-Leistungen kommt ebenfalls sehr amateur-mäßig daher. Einen völligen Kontrast dazu bilden die Szenen, in denen Caroline Pierce (die mit ihren vielen Piercings ihrem Namen alle Ehre macht) daherkommt. Das ist atmosphärisch, stimmungsvoll und düster. Ob man das ganze Geschehen sexy findet, hängt freilich ganz allein von Geschmack und den persönlichen Neigungen ab 😉
Die Story des Films ist freilich eher minimal und dient eher als Bindeglied zwischen den hübschen Hupen- und Schmodder-Szenen. Dass das Ganze eine gewisse Atmosphäre aufweist und durchaus zu packen vermag, kann freilich nicht bestritten werden.
Auf weitere Filme der Slaughter-Disc-Crew bin ich durchaus gespannt.

Slaughter Disc 2

Mein Fazit: Mir persönlich hats gefallen und auch Schatzi war schwer angetan. 🙂 Für unbedarfte Gemüter ist dieser Film freilich nichts.

Raki-o-Meter: Drei Buddels für Cineasten wie uns. Leute, die einen gewöhnlichen Ferkel-Film erwarten, um sich mal wieder lecker die Fleischpeitsche zu polieren, sollten sich vor Genuss des Films bis zu fünf Flaschen in die Rübe schütten!!!

BABY BLOOD, Frankreich 1989

Regie: Alain Robak

Darsteller: Emmanuelle Escourrou (Yanka), Christian Sinniger (Lohmann), Jean-François Gallotte, (Richard), Roselyne Geslot (Rosette)

Laufzeit: 84 Minuten

Vorhin habe ich mich von Fräulein Atali anstecken lassen und mir mal wieder eine Folge Star Trek angesehen. War tatsächlich ganz spaßig: Captain Kirk, Romulaner, Mr. Spock und das übliche Täterä! Dazu vielleicht jedoch demnächst mehr, widmen wir uns nun wieder wahrer Kunst.

Die mit einer niedlichen Zahnlücke, einem schlichten Gemüt und großen Hupen gesegnete Yanka arbeitet als Assistentin des Raubtierdompteurs in einem ausgesprochen schäbigen Vorstadt-Zirkus irgendwo in Frankreich. Eines Tages wird eine neue Raubkatze angeliefert. Was niemand ahnt: Der Katze wohnt ein fieser Parasit inne, der einen weiblichen Wirtskörper sucht, um von diesem zur Welt gebracht werden.
Kurzum: Der Parasit verlässt seinen bisherigen Wirt – was in einer zerplatzten Katze mündet – und krabbelt daraufhin zwischen die Beine der schlafenden Yanka. Verständlich irgendwie…
Unsere Heldin kehrt kurz darauf dem Zirkus, wo sie eh nur wie ein Stück Scheiße behandele wurde, den Rücken und trudelt durch Frankreichs Vorstädte, die sich erstaunlicherweise als mindestens ebenso schäbig erweisen. Sie ist schwanger und schon bald nimmt der eingenistete Parasit zu ihr gedanklichen Kontakt auf. Um sich weiter zu entwickeln, benötigt er nämlich Blut.
Zunächst ist Yanka noch zögerlich, aber da sie so ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht hat, hinterlässt sie schon bald eine Spur männlicher Leichen….

Yanka

Bei „Baby Blood“ handelt es sich um einen der wenigen französischen Beiträge zum Splatter-Genre.
Mein Schatzi verkündete nach dem Genuss dieses Films charmant-vollmundig: „Dieser Film ist blöd, die sind doch alle total bekloppt!“
Das ist ziemlich hübsch auf den Punkt gebracht. „Baby Blood“ pendelt etwas unentschlossen zwischen schwarzer Komödie, Geschlechterkampf und hartem Splatter. Der Kontrast ist etwas irritierend.
Das ganze Ambiente bleibt während der gesamten Laufzeit des Films dreckig. Auch als Yanka den Zirkus, die Stätte ihrer Unterdrückung, verlässt, betritt sie nur eine weitere Hölle. Die Männer, denen sie begegnet, sind entweder völlige Clowns oder unausstehliche Drecksäcke. Etwas anderes gibt es nicht. Wen wundert es, dass Yanka – die ständig zwischen Abscheu und zarten Muttergefühlen für das in ihr wachsende Monster wechselt, kein Problem damit hat, das Messer (bzw. andere Mordwerkzeuge) zu schwingen. „Es ist eh alles Rotze“, wie Fräulein Atali sagen würde. Oder, um den unsterblichen Charles Bukowski zu zitieren: „Die Welt ist ein Scheißhaus, mehr sag ich euch nicht!“
Für den Freund des gemeinen Hollywood-Teenie-Hochglanz-Splatters ist das alles natürlich nichts. Hier ist die Welt schmutzig und niederträchtig. Auswege gibt es nicht. Als Yanka gegen Ende des Films in einem Bus landet, ist dieser bevölkert von grölenden, besoffenen Fußballfans, die nichts anderes zu tun haben, als einen Vergewaltigungsversuch zu starten. Da wird nicht mehr lange gefragt, warum die vollbusige Maid von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzt ist, man will einfach nur noch lecker das würzige Mettende reinhalten…
Gelegentliche Plotholes und auch kurze Längen gibt es allerdings auch zuhauf, das sollte man nicht verschweigen, aber dann zieht unsere Yanka einfach mal spontan blank und schlenkert mit allem, was sie so zu bieten hat. Wie eingangs erwähnt, ist das eine ganze Menge.
Das Sequel namens „Lady Blood“ folgt dieses Jahr, 20 Jahre nach dem Original!

Fazit: Ein schöner, roher Euro-Horror-Film mit ordentlich Blut und Hupen und einem gewissen Amateur-Look. Inklusive etwas Geschlechterkampf und skurrilen Froschfressern. Die Dialoge zwischen Yanka und ihrem ungeborenen „Kind“ tragen einiges zur Erheiterung bei. Ein schöner Film, um ihn an Neujahr mit dem Schatz im Arm zu schauen.

Raki-o-Meter: Drei Buddels zwingend! Eine Vierte ist höchstens erforderlich, wenn man alles Elend dieser Welt vergessen will…. Aber warum sollte man das wollen? Ist ja nur Film – und das Leben ist schön!!!

MAREBITO (Japan, 2004)

Regie: Takashi Shimizu

Shinya Tsukamoto (Masuoka), Tomomi Miyashita, Kazuhiro Nakahara, Miho Ninagawa, Shun Sugata

Laufzeit: 92 Minuten

Heute, am besinnlichen zweiten Weihnachtstag, geht’s mal wieder in den Fernen Osten. Zur Abwechslung widmen wir uns heute nicht dem gepflegten Flutsch-Film, sondern wenden uns dem Thema „Horror“ zu.

Masuoka, der von Beruf Kameramann ist, wird Zeuge eines bizarren Selbstmordes. Ein Mann sticht sich in einer U-Bahn-Station die Augen aus. Masuoka, ohnehin schon ein ziemlich eigenartiger Vogel, verschanzt sich daraufhin in seiner mit Video-Equipment vollgestopften Wohnung, um sich immer wieder die Aufzeichnung der Bluttat anzusehen. Er ist überzeugt, dass der Mann sich die Augen ausgestochen hat, weil er etwas absolut furchtbares gesehen hat und nun keinen anderen Weg mehr sah, seiner Angst zu entkommen.
„Ich will sehen, was er gesehen hat“, denkt sich Masuoka natürlich prompt und macht sich mit seiner Videokamera auf den Weg.
In der U-Bahnstation stößt er auf eine geheime Tür, die in noch tiefer gelegenere Bereiche hinabführt. In einem gewaltigen, unterirdischen Labyrinth findet Matsuoka dann schließlich ein angekettetes, nacktes Mädchen, welches er befreit und folgerichtig gleich mit nach Hause nimmt. Wie sich herausstellt, hat es ziemlich spitze Zähne und mag den Geschmack von frischem Blut…

Marebito 1

Ja, das ist doch wieder mal ein typischer Vertreter seiner Art.

Takashi Shimizu, dem Regisseur, haben wir schon die „Ju On – The Grudge“-Serie in all ihren Variationen zu verdanken, das bürgt ja schon einmal für Qualität und den ein oder anderen Schauer des Unwohlseins. Wie immer sollte man eine Ader für den fernöstlichen Gruselfilm mitbringen, sonst könnte es passieren, dass man sich furchtbar langweilt, denn mit konventionellem US-Teenie-Splatter-Horror hat das alles natürlich nichts zu tun.

„Marebito“ hat nur wenige blutige Effekte zu bieten. Dialoge gibt es auch kaum. Hinzu kommt die eigenwillige Optik. Der Protagonist ist ständig mit seiner Kamera unterwegs, was das Geschehen prägt und oft genug erleben wir den Film durch seine Linse. Das drückt dem Streifen einen deutlichen Stempel auf. Gedanken und Gefühle erfahren wir hauptsächlich durch die Off-Stimme Masuokas. Da dieser, wie dem unvoreingenommenen Betrachter sehr schnell klar wird, aber gehörig einen an der Waffel hat, fühlt man sich nicht unbedingt wohler in seiner Haut. Realität, Illusion und gepflegter Wahnsinn verschwimmen relativ schnell in diesem Film.

Auch dezente Bezüge zu H. P. Lovecraft werden einem in diesem Werk um die Ohren gehauen. „Dies sind die Berge des Wahnsinns“, flüstert Masuoka, als er unterhalb der U-Bahn-Schächte die unterirdische Stadt und das gewaltige Labyrinth durchstreift. Man ist geneigt, ihm recht zu geben. Masuokas Reise in die unterirdischen Labyrinthe wird zu einem kreiselförmigen Abstieg in seine persönliche Hölle. Immer tiefer in den Wahnsinn hinein.

Marebito 2

Dabei fängt der gehirnalberne Teil des Films nach dem Fund des Mädchens in den Katakomben allerdings erst richtig an. Der Film wird noch einmal unbehaglicher.
Freilich, der Home-Made-Look von Marebito ist ein Ding für sich, ebenso wie der spärliche Dialog und der quasi nicht vorhandene Soundtrack. Die Atmosphäre wird hier durch die inneren Gedanken des Protagonisten und die Soundeffekte erzeugt. Das Geschehen konzentriert sich ganz auf Masuokas ambivalente und bizarre Beziehung zu dem aufgefundenen Mädchen, welches er in Ermangeleung eines anderen Namens einfach “F” nennt. Mehr sollte man freilich nicht verraten…

Für mich war Marebito eine sehr angenehme Grusel-Überraschung. Unbedingt nüchtern ansehen, sonst vermag man dem Geschehen zwischen Realität und Wahnsinn nämlich nicht mehr zu folgen 😉

HOSTEL II (USA, 2007)

Vorhin gesehen, deshalb nur ein kleiner Abriss:

Story: Drei Mädels, die zu blöd zum Kacken sind, verschlägts in die Slowakei. Dort geraten sie natürlich in die schwitzigen Finger zwielichtiger Gestalten, die sie an reiche Geschäftsmänner verhökern, die ihren Kick daraus ziehen, andere Leute zu Tode zu foltern.

Hostel 2

Ok, den hatte ich schon hierzulande im Kino gesehen, freilich in extrem verstümmelter Form. An den Kinobesuch denke ich – allerdings aus anderen Gründen – immer noch sehr gerne zurück.
Da dem Film hierzulande auf DVD dann auch keine vollständig ungekürzte Auswertung zuteil wurde, musste ich ihn mir halt aus den freundlichen Niederlanden besorgen. Dort ist “Hostel 2” laut Hülle ulkigerweise ab 16 Jahren freigegeben.
Das der Film ein paar durchaus unangenehm ausschauende Effekte zu bieten hat, steht außer Frage, aber soo schlimm, dass man ihn selbst mündigen Bürgern nur in gekürzter Form zugänglich machen darf, ist er ja nun beileibe nicht… Aber sich darüber aufzuregen, ist müßig. Das bringt eh nur graue Haare und von denen habe ich schon genug.
Der Film selbst bietet im Großen und Ganzen die selbe Story wie sein Vorgänger, nur diesmal eben aus weiblicher Perspektive, das ganze schön garniert mit ein paar Splatter-Einlagen. Meine Freundin Aleks würde sagen: “Ein echter Gorno”. Über Sinn und Unsinn des Begriff “Gorno” könnten wir jetzt auch vortrefflich ein Weilchen diskutieren, aber vielleicht nicht gerade heute 😉

Mein lautmalerisches Fazit: Schlitz-Krach-Schplötz!!! Brunz-blöder und dabei schwer-unterhaltsamer Folter-Horror von Eli Roth. Wer den ersten Teil mochte, liegt mit diesem hier nicht verkehrt. “Spaßig aber fröhlich”, meint der Kommissar 🙂

Nachtrag: Habe ich schon erwähnt, dass es mir auf die Eier geht, dass neuerdings auf jeder dritten DVD irgendein Quentin-Tarantino-Quatsch draufstehen muss? Ok, “Hostel 2” hat der Knabe ja nun produziert, da geht das ja in Ordnung, aber ansonsten…

Zur absurden Veröffentlichungsgeschichte von Hostel 2 gibt es hier noch einige geschmackige Details.

ROSSA VENEZIA – AUS DEM TAGEBUCH EINER TRIEBTÄTERIN, Italien/Deutschland 2003

Regie: Andreas Bethmann

Darsteller: Sabine Ironheart, Marianna Bertucci, Romana, Jess Franco, Lina Romay u. v. a.

Länge: 155 Minuten (Full Uncut Export Version) / 103 Minuten (Directors Cut) / 107 Minuten (German Giallo Version) / 61 Minuten (Hardcore Version)

Venedig.
Nathalie Baldassari ertappt ihren forschen Ehemann beim Fremdgehen mit einer Prostituierten im heimischen Schlafzimmer und verarbeitet das Pärchen an Ort und Stelle auf drastische Weise zu Hackepeter.
Im Gefängnis hat sie dafür nichts zu lachen, denn Romana, die dominante Leiterin, führt ein ziemlich strenges Regiment.
Nach 10 harten Jahren wird Nathalie entlassen – wegen guter Führung! Mittlerweile hat sich ihr Frauenhass allerdings ins Unermessliche gesteigert.
Sie mietet ihr altes Haus und startet von dort aus eine Reihe blutiger Morde an knackigen, jungen Frauen, an denen sie sich freilich zunächst ausgiebigst verlustiert, was wiederum Anlass zu viel nackter Haut gibt.
Lange Zeit tappt die Polizei im Dunkeln, doch dann kommt man ihr endlich auf die Spur….

Baldassari im Knast

Die Inhaltsangabe spricht für sich. Wer Andreas Bethmanns Filme nicht mag, kann den Rest des Textes also getrost überspringen.

Bethmann, fleißiger Filmer aus deutschen Landen und Betreiber des exzellenten DVD-Labels X-RATED, hat uns schon mit vielem hübschen Streifen beglückt: ANGEL OF DEATH – FUCK OR DIE, GEHEIME SPIELE JUNGER MÄDCHEN, DÄMONENBRUT, SCHULMÄDCHEN-REPORT 2000 – FEUCHTE MÖSEN NACH SCHULSCHLUSS und nicht zuletzt dem abgefahrenen VEGETARIERINNEN ZUR FLEISCHESLUST GEZWUNGEN – PART 2.

In ROSSA VENEZIA hat Bethmann seine Lieblings-Themen in einem Film zusammengepackt. So verkündet der Klappentext dann auch vollmundig: “THE FIRST HORROR SPLATTER HARDCORE WOMEN-IN-PRISON GIALLO EVER MADE”

Klingt nach einer derben Mischung – und kommt auch genauso daher! Kein Wunder also, dass sich Bethmann entschlossen hat, den Film nicht bei seinem eigenen Label zu veröffentlichen, sondern stattdessen bei den Italienern vorstellig geworden ist.

Eine kluge Entscheidung, denn in Deutschland hätte der Film aufgrund seiner permanenten Verbindung von Hardcore-Sex und brutaler Gewalt zweifellos gehörig eins auf die Mütze bekommen.

ROSSA VENEZIA kommt in einer überdimensionierten Edel-Box daher. Darin enthalten sind ein großes Poster mit dem Cover-Motiv, ein leider zu klein ausgefallenes T-Shirt sowie der Hauptfilm in den 3 oben erwähnten Fassungen inklusive reichlich Bonus-Material und einer Soundtrack-CD.

Aber kommen wir zu der wichtigen Frage: Ist ROSSA VENEZIA ein guter Film?

Das lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller reichen von gut bis grausig, das Gleiche gilt die gezeigten Spezialeffekte. Mit diesen Punkten kann man jedoch durchaus leben. Sehr positiv hervorzuheben sind die poetischen inneren Monologe und Tagebuch-Aufzeichnungen der Killerin sowie der atmosphärische Soundtrack.

Man merkt dem Film an, dass Bethmann versucht, hier ambitionierter als früher zu Werke zu gehen. ROSSA VENEZIA hat deshalb einige starke Bilder zu bieten, so die ein oder andere Hommage an Lucio Fulci, auf dessen Kerbholz so schöne Filme gehen wie “NEW YORK RIPPER” und “EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL”. Die Cameo-Auftritte von Jess Franco, dem spanischen Meister des Flutsch-Films, sowie seiner Muse Lina Romay tragen ihren Teil zum Gelingen des Films bei.

Lina Romay und Jess Franco

Der Schauplatz Venedig ist allerdings leider fast völlig verschenkt worden. Der Film spielt sich – von einigen sehr hübschen Lagunen-Fahrten abgesehen – zumeist im Haus der Killerin ab.

Dazu kommt, dass die Full Uncut Export-Fassung mit ihren strammen 155 Minuten arg lang geworden ist. So nett der Anblick der leckeren jungen Damen, die alle aus dem bekannten ungarischen Dorf Fötzelek zu stammen scheinen, auch ist, zu einem geregelten Spannungsfluss tragen sie wenig bei. Zu oft verliert sich die Ultra-Lang-Fassung in langgezogenen Neben-Plots.

Straffer kommt da schon die German Giallo Version daher. Diese ist um einen Großteil der Hardcore-Sex-Szenen erleichtert und auch die Gewalt-Exzesse sind abgemildert, was den Film um einiges flüssiger macht. Die sehr hübsche 16mm-Filmsimulation ist ebenfalls sehr angenehm anzuschauen.

Persönlich bevorzuge ich den im Jahr 2007 erschienenen Directors Cut des Films. In dieser Version hält der Streifen durchweg bei Laune, ohne dass sich Ermüdungserscheinungen irgendwelcher Art einstellen.

Die Hardcore-Version des Streifens beschränkt sich darauf, die Rahmenhandlung ganz wegfallen zu lassen und stattdessen ausschließlich die saftigen Szenen des Films aneinanderzureihen. Muss man nicht wirklich gesehen haben – es sei denn, man will sich mal wieder gepflegt die Fleischpeitsche polieren.

Lekker Bondage :P

Zum Fazit: Das oben Geschilderte mag negativ klingen, aber ROSSA VENEZIA ist ein durchaus beachtlicher Streifen, dem lediglich ein strafferes Drehbuch und der ein oder andere professionellere Schauspieler gutgetan hätten. Der Directors Cut ist auf jeden Fall der Ultra-Lang-Fassung vorzuziehen.
Was Bethmann hier abliefert, hat man – trotz diverser Abstriche, die man nun einmal machen muss – so noch nicht auf der Leinwand gesehen. Für Freunde von großen Hupen und des roten Saftes ein unbedingtes Muss!

Raki-o-Meter: Diesen Film sollte man mit der besten Freundin im Arm und sehr, sehr vielen bunten Getränken genießen. Ist wie “Herr der Ringe”: Ein guter Film, ein sehr langer Film – nur mit mehr Titten. Viel mehr Titten…

JACK THE RIPPER – DER DIRNENMÖRDER VON LONDON

Deutschland/Schweiz 1976

Regie: Jess Franco

Darsteller: Klaus Kinski, Josephine Chaplin, Andreas Mannkopff, Herbert Fux, Lina Romay

Länge: 92 Minuten

Dr. Orloff (Kinski) ist ein Arzt mit einer kleinen Praxis in London, wo er aufopferungsvoll die Armen der Stadt behandelt. Leider hat der gute Mann aber ordentlich einen an der Waffel, denn nächtens begibt er sich auf die Jagd nach leichten Mädchen, um diese kunstfertig in ihre Bestandteile zu zerlegen. Wie so oft hat dies seine Ursache in einem Kindheitstrauma. Inspektor Selby ist dem brutalen Prostituierten-Mörder jedoch dicht auf den Fersen. Unterstützt wird er dabei von seiner balletttanzenden Freundin, die sich heimlich als Hure verkleidet, um so in einschlägigen Bars den Ripper anzulocken…

JACK THE RIPPER unterscheidet sich gleich in doppelter Weise von den übrigen Jess-Franco-Filmen, die auf diesen Seiten bisher gewürdigt wurden. Zum einen wird die oben geschilderte Geschichte vergleichsweise konsequent heruntererzählt, ohne zwischendurch in ein filmisches Delirium zu verfallen, zum anderen hatte Franco hier etwas mehr Geld zur Verwirklichung seiner filmischen Vision zur Verfügung.

Hier arbeitete er nämlich mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich zusammen, der uns so nette Filme beschert hat wie: DIE WILDGÄNSE KOMMEN, ROLLS ROYCE BABY oder BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN. JACK THE RIPPER war nicht die einzige Co-Produktion der Beiden und macht für die Verhältnisse eines Jess Francos einen recht professionellen Eindruck.

Eine ernsthafte Aufarbeitung des Jack-the-Ripper-Themas sollte allerdings niemand erwarten, der halbwegs bei klarem Verstand ist. Franco schert sich nicht groß um die historischen Fakten und liefert stattdessen eine klassische Schauer-Mär, gewürzt mit Blut und etwas nackter Haut.

Mitfiebern, wer denn nun letztendlich der brutale Mörder ist, kann man nicht, denn schon nach dem Vorspann ist klar, dass es sich bei dem Ripper um den bei Tageslicht so menschenfreundlichen Dr. Orloff handelt. Dafür wird dieser jedoch von unser aller Klaus Kinski bravourös verkörpert. Wenig Schauspieler waren so gut geeignet, den Zwiespalt zwischen Genie und Wahnsinn auf der Leinwand darstellen zu können.

Die sonstigen schauspielerischen Leistungen in JACK THE RIPPER sind freilich nicht ganz so atemberaubend, so zeichnet sich Andreas Mannkoppf als wackerer Inspektor vor allem dadurch aus, dass er den ganzen Film über nur einen einzigen Gesichtsausdruck zur Schau trägt. Josephine Chaplin agiert nicht ganz so fulminant wie ihr berühmter Vater, dafür liefert jedoch Herbert Fux als versoffener Fischer Charlie ein kleines Kabinettstückchen ab und sorgt für eine Prise Humor in dem düsteren Grusel-Streifen. Lina Romay, seit den 70ern eine von Francos bevorzugten Darstellerinnen und spätere Ehefrau, liefert ebenfalls eine solide Leistung und darf überdies ein frivoles Liedchen trällern, bei dem sie ihre nackige Kehrseite herzeigt, bevor sie dann vom Ripper zu Hackepeter verarbeitet wird.

Lina Romay und Klaus Kinski

Drastische Effekte sieht man eher wenige, am ehesten vielleicht bei dem Mord an Lina Romay. Dafür muss man jedoch anerkennen, dass Franco eine klassische Grusel-Film-Atmosphäre auf Zelluloid gebannt hat, die einen in ihren besten Momenten unwillkürlich an alte Hammerproduktionen denken lässt. Anzumerken ist, dass der Film komplett in Zürich gedreht wurde – abgesehen von einer kurzen Aufnahme von Big Ben im Vorspann des Films. In Anbetracht dieser Umstände ist es Franco erstaunlich gut gelungen, die typische nebelverhangene Szenerie einzufangen, die für einen Film mit solcher Thematik nötig ist. Freilich, das Gewässer, das dem geneigten Zuschauer hier als Themse verkauft wird, sorgt unweigerlich für dezentes Kichern. Letzten Endes sieht man jedoch großzügig darüber hinweg, da ansonsten der positive Gesamteindruck überwiegt.

Insgesamt ist JACK THE RIPPER kein wirklich spannender Thriller, dazu ist der Aufbau des Films zu gradlinig und die Identität des Mörders zu schnell klar. Trotzdem ist Franco hier ein sehr schöner, atmosphärischer Film gelungen, der durch die schönen Aufnahmen des nebelverhangenen London/Zürich lebt und durch seinen über jeden Zweifel erhabenen Hauptdarsteller lebt.

Die DVD: Die JACK THE RIPPER-DVD bildet den Auftakt von Erwin C. Dietrichs höchst empfehlenswerter JESS FRANCO COLLECTION, von der zum Zeitpunkt dieses Reviews schon einige weitere Titel erschienen sind. Das Bild ist für einen Nischenfilm dieser Art und diesen Alters von einer Brillanz, die einem glatt den Unterkiefer zu Boden poltern lässt. Eines der interessantesten Features im Bonus-Bereich der DVD bildet denn auch die Dokumentation über die Restaurierung des Films. Daneben gibt es noch einen hörenswerten Audiokommentar von Erwin C. Dietrich, eine geschnittene Szene, Infos über den historischen Ripper-Fall und weiteres mehr. Bei der Qualität der Scheibe insgesamt fragt man sich ernsthaft, warum dies bei ein solchen Special-Interest-Film möglich ist, man im Gegensatz dazu bei bekannteren Film-Klassikern oft genug mit billigen Spar-Versionen abgefertigt wird. Kaufen!

Raki-o-Meter: Unvorbereitete Gemüter sollten einen leckeren Raki im Gepäck haben, Cineasten können den Film aber durchaus auch nüchtern ansehen.