Regie: Norifumi Suzuki
Darsteller: Yuka Asagiri, Yûko Asuka, Shun Domon, Hiromi Namino, Hiroshi Nawa, Asami Ogawa u. a.
Laufzeit: ca. 95 Minuten
Zeit wird’s mal wieder für ein zünftiges Review, also gehen wir mit einem geschmackvollen Kracher aus Fernost gleich mal in die Vollen. „Ein Film von unglaublicher Romantik“, trötet der alte deutsche Kino-Trailer, der im Bonus-Material der kürzlich erschienen DVD von Retrofilm enthalten ist. Ob man das so unterschreiben kann? Finden wir es schnell heraus!
Genpai ist ein ziemlich schlimmer Finger. Der notorische Triebtäter und Meuchelmörder ist frisch ausgebüxt und bricht in das Haus eines Ehepaars ein. Dort vergewaltigt er vor den Augen des gefesselten Ehemannes erst mal die Dame des Hauses, die ob dieser rüden Behandlung nach anfänglichem Widerstreben zunächst einmal zünftig orgasmiert und dann auch noch prompt schwanger wird.
Ihr Ehemann zeigt sich fortan derbe angeekelt von ihr und gibt ihr die Peitsche zu schmecken. „Nicht auf den Bauch“, wimmert die Geschundene, dafür gibt’s dann erst mal lecker den Stiefel ins Gesicht. Nichtsdestotrotz bringt sie bald einen strammen Jungen zur Welt, der allerdings auch nicht viel Liebe erfährt, bekommt er doch schon bei kleinsten Vergehen vom Väterchen eins übergezogen.
Seine Mutter rettet sich aus ihrem unerfreulichem Dasein, indem sie rituellen Selbstmord begeht.
Fast forward….
Aus dem Jungen namens Tatsuya ist ein fescher junger Mann geworden. Sein Vater ist mittlerweile unter dubiosen Umständen ebenfalls dahingeschieden und der Film deutet recht klar an, dass Tatsuya damit zu tun hat. Eine später erfolgende Rückblende beseitigt die letzten Zweifel.
Wie wir schnell erfahren, hat Tatsuya diverse Verhaltensmuster seines biologischen Vaters geerbt, wie wir auf seiner Geburtstagsfeier merken. Dort entfernt er sich nämlich unauffällig von der Party, geht in den Keller und meuchelt auf drastische Weise eine kurz zuvor entführte Maid. Nicht ohne sich anschließend noch einmal blutbespritzt an ihr gütlich zu tun. Das er anschließend gutgelaunt weiterfeiert, muss ich nicht extra erwähnen. Kurz darauf sehen wir ihn ausgelassen onanieren – beim Betrachten von Fotoaufnahmen aus Konzentrationslagern…
Tatsuya hat schwer einen an der Waffel, soviel wird einem rasant klar. Nachdem er nun quasi Blut geleckt hat, entführt er weiterhin Mädchen, die er zu seinen „kleinen schwarzen Ferkeln“ erziehen will. Und bei manch einer Dame, das sei gesagt, zeigen diese Dressur-Methoden dann auch prompt Erfolg.
Irgendwann taucht dann sein biologischer Vater Genpai wieder auf, der immer noch seinen alten Hobbys frönt. Schon bald tun sich die Beiden zusammen und bilden fortan ein eigenartiges Team. Allerdings nicht für lange Zeit…
Wäre ich ein birkenstock-tragender Gutmensch, würde ich jetzt natürlich artig schreiben: Dieser Film ist ein niederträchtiger, misogyner Scheiß!
Ist er ja eigentlich auch, keine Frage.
Hier gibt es die volle Packung an Demütigungen und Erniedrigungen gegenüber der holden Weiblichkeit. Es wird unaufhörlich gevögelt und gepeitscht, wobei sich der Regisseur jedoch immer streng an die Zensurvorschriften seines Landes hält. Das heißt, allzu detailfreudige Einblicke in die weibliche Anatomie darf der geneigte Flutschfilm-Freund nicht erwarten. In einer Szene, als es mal gar zu hitzig wird, wird das Geschehen kurzerhand geblurrt.
Eine tiefgreifende Film-Analyse wäre hier zuviel des Guten. Hier geht es klar um die Bedienung niederer Instinkte. Psychologische Schlüsselszenen, wie die Fixierung Tatsuyas auf das Dritte Reich, werden nur minimal angerissen, dann geht es gleich wieder ran an die prall gefüllten Fleischtöpfe.
Was alles jedoch nichts daran ändert, dass der Film mit ordentlich Budget in der Hinterhand fabriziert wurde. Das Resultat kann sich sehen lassen. An Kameraführung, Settings und Schauspielern gibt es absolut nichts zu mäkeln.
Festzuhalten bleibt: Richtig ernst nehmen kann man die absurde Story natürlich nicht, dazu wird das Gezeigte zu wenig vertieft. Die neckischen Folter- und Bondage-Szenen sind freilich sehr nett in Szene gesetzt und wissen zu unterhalten, die entsprechenden Neigungen vorausgesetzt.
Die ganze Chose, das noch nebenher, basiert auf einem ca. 20-bändigen Manga und ist wohl auch mittlerweile als Anime verfilmt worden. Das der Manga-Autor (Masaaki Sato) die Werke des Marquis de Sade kennt, dürfte nicht zu bezweifeln sein, haut das Geschehen doch ein ums andere Mal in eine ähnliche Ecke wie „Saló – Die 120 Tage von Sodom“, ohne freilich dessen moralische und philosophische Tiefe zu besitzen. „Exzesse im Folterkeller“ will ganz klar einfach nur deutlich dafür sorgen, dass einem mal wieder ordentlich die Hosennaht spannt.
Das romantische Piano-Stück „Für Elise“ vom guten alten Ludwig v. B., welches das musikalische Leitthema des Films darstellt, bildet zu den geschmackigen Bildern das I-Tüpfelchen
Mein Fazit: Zum ersten Mal sah ich diesen überaus kultigen Streifen, der in Deutschland aus unerfindlichen Gründen auf der schwarzen Liste steht, mit deutschen Untertiteln auf einer DVD von Japan Shock.
Die neue Retrofilm-DVD bringt eine durchgehende Synchro und ein bisschen Bonus mit. Mithin ein guter Grund, über einen Kauf nachzudenken.
Oh, und zur Romantik: Ich sah diesen Film mit Schatzi an einem kuscheligen Sonntagmorgen. Wir fühlten uns angenehm unterhalten 🙂
Oh ich seh schon ein Film voller Romantik. Achja die Japaner ma wieder.