Regie: Joe D’Amato
Darsteller: Laura Gemser (Laura), Gabriele Tinti (Professor Mark Lester), Nieves Navarro (Maggie McKenzie), Donald O’Brien (Donald McKenzie), Percy Hogan (Salvadore), Mónica Zanchi (Isabelle Wilkes)
Laufzeit: 89 Minuten
Vorhin verschlug es mich auf wunderliche Weise in die Köln-Arkaden, wo ich mir endlich „Howard the Duck“ zulegte, eine kleine und absolut unterschätzte Filmperle der 80er. Herrlich ulkig, aber ich schweife ab, ihr wollt ja jetzt eh lieber etwas über Joe D’Amato hören…
Erstmal jedoch ein kleiner Exkurs zum Kannibalenfilm. Bei diesem handelt es sich um ein relativ übersichtliches Genre, das mit Umberto Lenzis „Mondo Cannibale“ aus dem Jahr 1972 seinen Anfang nahm. 1979 erreichte die Welle mit Ruggero Deodatos ziemlich ruppigem, aber dennoch faszinierenden „Cannibal Holocaust / Nackt und zerfleischt“ ihren Höhepunkt. Es folgten zwar noch weitere Streifen zu dieser Thematik, die jedoch keine neuen Facetten beleuchteten, von dem herrlich absurden „Zombies unter Kannibalen“ einmal abgesehen. Dass die Kannibalen-Welle so kurzlebig war, liegt auf der Hand, bleibt das Strickmuster der Filme eigentlich doch immer gleich: Eine Gruppe Sülznasen wagt sich, aus was für Gründen auch immer, in irgendeinen Dschungel, wo bereits die hungrige Meute lauert. Nacheinander werden sie dann auf ulkige Weise verspachtelt.
Tjaha, da staunt ihr!
So war das damals in den 70ern und frühen 80ern! Da wurde noch Qualitätskino fabriziert und zu Recht strömten die Leute scharenweise in die örtlichen Lichtspielhäuser, um die neuesten Fressorgien zu bestaunen!
Für Tierfreunde, das muss freilich erwähnt werden, sind die allermeisten Kannibalenfilme nichts. Viele Streifen des Genres enthalten recht drastische Sequenzen, in denen zugunsten der Spielfilmhandlung vor laufender Kamera Tiere gequält und geschlachtet wurden. Bäh! Bei der Schildkröten-Szene aus „Nackt und zerfleischt“ – Kenner wissen, was ich meine – wird mir heute noch flau im Magen. Bei allem Spaß an schmierigen Exploitation-Streifen, das vergällt mir die Sache doch ziemlich.
Der heutige Film von Joe d’Amato kommt glücklicherweise ohne solche Entgleisungen aus, stattdessen fährt der italienische Schmuddel-König jede Menge nackter Haut auf.
Zur Story: Als die Reporterin Laura undercover in einer psychiatrischen Anstalt (Laura nennt sie salopp Irrenhaus) ermittelt, wird sie Zeuge, wie eine Krankenschwester von einer Patientin heftigst in die Hupen gebissen wird. Da die Patientin aus Südamerika stammt und überdies eine merkwürdige Tätowierung über dem Schambein hat, wird Laura gleich hellhörig. Sie recherchiert und findet heraus, dass es sich bei der Tätowierung um das Symbol eines obskuren, angeblich längst ausgestorbenen Kannibalen-Stamms handelt.
Gemeinsam mit Professor Lester, der auch gleich Lauras aktueller Lover wird, geht’s runter zum Amazonas, wo man sich mit bald schon mit den McKenzies zusammentut. Was unsere Helden nicht wissen: Mr. und Mrs. McKenzie sind auf der Suche nach einem abgestürzten Flugzeug, dass eine wertvolle Diamantenfracht geladen haben soll.
Laura nutzt in der Folge – wie auch die anderen im Film beteiligten Damen – diverse Gelegenheiten, ordentlich blankzuziehen… aber bevor die Hosennaht zu doll spannt, tauchen dann auch schon die Kannibalen auf und es wird derbe losgespachtelt!
Direkt für unsere lieben Blut-Bauern: Das hier ist zwar ein dem Titel nach ein Kannibalen-Film, grundsätzlich handelt es sich aber eher um einen reinrassigen Flutsch-Film mit ein paar netten Splatter-Einlagen. Und gar nicht mal um einen Schlechten, das mal so nebenbei.
Der Film, der eine Fortführung von Joe D’Amatos vorherigen „Black Emanuelle“-Streifen darstellt, hängt sich zwar an die damals so beliebte Kannibalen-Welle an, bleibt seinem Grundthema jedoch treu: Die Sex-Szenen, bei denen man freilich nie allzu explizites zu sehen bekommt, sind nett anzuschauen und halten durchaus bei Laune, bevor dann nach gut 50 Minuten die Kannibalen-Action losgeht. Die Mädels, allen voran natürlich Laura Gemser sowie Monica Zanchi, sind sexy und machen ordentlich was her. Schauspielerische Glanzleistungen sollte freilich niemand erwarten.
Dafür das der Film in der unmittelbaren Nähe Roms heruntergekurbelt wurde, ist die Urwald-Illusion ganz gut gelungen, sieht man einmal von den zu gepflegten Gebissen der angeheuerten Gastarbeiter dar, welche als Kannibalen herhalten müssen.
Insgesamt handelt es sich um einen typischen, ziemlich soliden D’Amato-Klopper für die niederen Instinkte. Vom Tempo her beginnt der Film recht betulich, legt aber dann ordentlich zu.
Mein Fazit: Ein Dschungel-Film, der auch für Kannibalen-Anfänger geeignet ist. Die Spannung hält sich zwar eher in Grenzen, doch die mitwirkenden Damen reißen einiges raus. Empfehlenswert ist hier die auf 1000 Stück limitierte X-Rated-Doppel-DVD aus dem Jahr 2002, die allerdings, glaube ich, schon seit Menschengedenken vergriffen ist.
Raki-o-Meter: Zwei Pülleken sollten reichen, plus einen Extra-Raki jedes Mal, wenn eine der mitwirkenden Damen die Hupen herzeigt!