Darsteller: José Mojica Marins (Zé do Caixão / Coffin Joe), Magda Mei (Terezinha), Nivaldo Lima (Antônio), Valéria Vasquez (Lenita), Ilídio Martins Simões (Dr. Rodolfo) u. a.
Regie: José Mojica Marins
Laufzeit: ca. 84 Minuten
Jaja, hier wurde lange nichts mehr über geistreiche Filme geschrieben, deshalb nehmen wir uns für heute auch ein besonders geistreiches Werk vor. Die „Coffin Joe“-Filme von José Mojica Marins sind ja unter Kennern als Kult-Filme verschrien. Das war für den Kommissar Grund genug, sich vor einiger Zeit entsprechende Datenträger zuzulegen. Vor einiger Zeit wusste dieser nicht einmal, dass es überhaupt Horror-Filme aus Brasilien gibt und „Coffin Joe“ gilt als die Ikone schlechtin auf diesem Sektor. Nach Sichtung kam der Kommissar dann zu dem Schluss, dass eine Besprechung der Filme an dieser Stelle unabdingbar ist. Beginnen wir mit dem bahnbrechenden Teil 1. Worum geht’s?
“What is life? It is the beginning of death. What is death? It is the end of life! What is existence? It is the continuity of blood. What is blood? It is the reason to exist!”
Mit diesem schönen Monolog begrüßt uns Zé do Caixão (oder Coffin Joe, wie er außerhalb Brasiliens genannt wird) noch vor den Credits. Zé ist ein ziemlich wunderlicher Kerl. Er trägt einen sehr stylischen Zylinderhut, ein Cape, monströse Fingernägel und ist natürlich Totengräber. Gefühlen und Religion kann er nichts abgewinnen und auch sonst ist er ein ulkiger Geselle …
So weit, so düster!
Verheiratet ist Zé mit der schnuckeligen Lenita. Gemeinsam leben sie in einem kleinen, namenlosen Nest irgendwo in der Pampa. Aber ach, nach einem anstrengenden Begräbnis erdreistet sich Lenita, am heiligen Freitag Fisch anstatt des geliebten Fleisches zu kredenzen. „I’ll eat meat today, even if it’s human flesh“, verkündet Zé noch, bevor er türenschlagend verschwindet.
Aber das ist nicht Lenitas einziger Makel. Sie kann ihm auch keine Kinder gebären. Das ist gar nicht gut und deshalb macht er sie auch schnell tot.
Immerhin ist Zé wahnhaft besessen von der Fortführung seiner Blutlinie. „What is existence? It is the continuity of blood!”, wir erinnern uns.
Schon vorher hat er Terezinha, der Liebsten seines Kumpels Antonio, Avancen gemacht. Da ihm die Behörden nichts nachweisen können, besucht man einige Zeit später zu Dritt eine Wahrsagerin, die stilecht einer mobilen ethnischen Minderheit angehört. Die unheimliche Frau warnt, dass es zu keiner Hochzeit zwischen Terezinha und Antonio kommen würde.
Wie sich zeigen wird, tut Zé sein Bestes, damit diese Prophezeiung auch eintrifft. Schnöde ersäuft er nämlich den braven Antonio, um sich sogleich an Terezinha ranzumachen. Erst vertrimmt er die Ärmste ordentlich, dann fällt er brutal über sie her. Die verflucht ihn daraufhin und schwört ihm, sich schleunigst umzubringen, um ihn dann sogleich aus dem Totenreich heimzusuchen!
Was sie auch prompt tut ….
Der erste Coffin-Joe-Film ist ein für seine Zeit bemerkenswert ruppiger und ungehobelter Film. Die Figur des Zé mit seinem Zylinder und dem stylischen Cape rückt klar in die Tradition der alten Universal-Grusel-Streifen. Die Licht- und Schattenspiele des in Schwarz-Weiß gedrehten Films tragen zu diesem Eindruck bei.
Aber schon beim Eingangsmonolog von Coffin Joe erkennt man, dass es sich bei diesem Werk nicht um einen simplen Epigonen handelt. Der Film besitzt einen rauen Touch, der Anti-Held verströmt einen bemerkenswerten Nihilismus. Die Mord-Sequenzen sind für ihre Zeit ungewohnt deftig. Inbesondere die Vergewaltigungs-Sequenz Terezinhas ist höchst unangenehm.
Man kann Joe nicht mögen. Seine abstrusen Ansichten, sein Auftreten und die irre Gewalt machen ihn zu einem absoluten Unsympathen. Erstaunlicherweise versagt seine fiese Weltsicht bei Kindern, wie man sehr schön sieht, als er einem Vater begegnet, der arg ruppig mit seinem Sohnemann umspringt. Aber das ist nur ein kleiner Lichtblitz, der auch weniger der Kinderliebe geschuldet ist. Vielmehr geht es ihm in dieser kurzen Szene darum, dass Kinder eben die Blutlinien fortsetzen.
Coffin Joe sieht sich außerhalb jeder Moral und er will Gott und der Hölle trotzen!
Sehr schön ist entsprechend auch die Sequenz, in der Zé einen Friedhof schändet und die Geister der dort Begrabenen auffordert, sich seine Seele zu holen. Das kann natürlich nicht ohne Folgen bleiben und so dreht der Film in seiner letzten halben Stunde nochmal ordentlich auf.
Wer die Toten herausfordert, muss mit ordentlich Zunder rechnen. Das erfährt auch Zé!
Der ganze Spaß ist natürlich völliges Low Budget, aber dabei stets atmosphärisch und durchaus mit Liebe gemacht.
Insgesamt wirkt der erste Teil der Coffin-Joe-Reihe noch etwas ungeschliffen und roh, besitzt aber einen eigenartigen Charme. Der völlige galoppierende Wahnsinn bricht dann im zweiten Film los; der hat auch eine ganz tolle Farbsequenz, über die ich vielleicht beim nächsten Mal etwas erzähle.
Raki-o-Meter: Ein reichlich gefülltes Pülleken paratstellen und jedes Mal einen zuppeln, wenn Zé zu einem Monolog über a) das Böse, b) Gott und c) Blutlinien ansetzt. Einen extra Schnappes bei jedem Mord. Schon bald entfaltet der Film eine noch mächtigere Wirkung!
Ahh der Kommissar ist wieder zurück und zwar gleich mit soner Granate. Das der Film der totale Wahnsinn is sollte jedem klar werden der schon das Intro sah 😛