Es fing eigentlich damit an, daß ich schon als Schüler gern den Zeichenstift schwang. Später, als ich während meiner Studentenzeit mit meinem »nichtkommerziellen Verlag terrapress« das SF-Fandom mit eigenen Stories und auch denen anderer Fan-Autoren regelrecht überschwemmte, blieb es nicht aus, daß ich auch nahezu alle Titelbilder selbst anfertigte. Später belieferte ich andere Fan-Magazine nicht nur mit Stories, sondern auch mit Bildern – auf denen sich meist neben irgend welchen Monstern, Robotern, Aliens und sonstigen Menschen vorwiegend textilfreie Mädchen tummelten.
So wie im Titelkopf dieser Seite und auch auf den anderen Seiten dieser Homepage. Wenngleich diesmal ohne Monster, Roboter, Aliens und sonstige Menschen.
Schließlich bin ich ein erklärter Anhänger weiblicher Schönheit, und angezogene Mädels sieht man ja an jeder Straßenecke, die brauchen nicht auch noch in meinen Zeichnungen abgebildet zu werden! Bin doch kein Modezeichner ...! Ähem.
Als »Künstler« sehe ich mich allerdings erst recht nicht, eher als eine Art »Handwerker«, der versucht, sich seine »Arbeit« weitgehend zu vereinfachen. So gewöhnte ich mir das unter Künstlern recht umstrittene Verwenden von Rasterfolien an, um Schattierungen und Farbverläufe zu simulieren. Diese Folien allerdings aufeinander abzustimmen, ist eine spezielle Kunst, auch wenn's auf den ersten Blick nicht so aussieht; wenn die Diagonallinien auch nur um ein Grad oder weniger schief liegen, versaut das schon den gesamten Bildeindruck – und den Druck sowieso. Erfreulicherweise wurden im Laufe der Jahre die Fotokopierer immer besser (die meisten Fan-Magazine wurden per Kopierer hergestellt, weil das bei kleinen Auflagen preiswerter ist als etwas drucken zu lassen, und zudem gebe ich meine Originale nicht aus der Hand, liefere also nur Kopien ab) und wurden mit diesen Problemen leichter fertig; heutige Scanner fast immer noch nicht, es sei denn, man arbeitet mir aberwitzig hohen Bildauflösungen, welche die Dateien ins Gigantische aufblähen.
Aber damals war von Computern noch nicht die Rede.
Andere Zeichner warnten mich davor, daß ich mich mit der Rastertechnik in eine Sackgasse manövriere – heute weiß ich, daß sie teilweise recht hatten, wenn auch anders, als sie es meinten. Denn gerade durch die Folien konnte ich auch ein Defizit meiner vorherigen Bilder ausgleichen – die Konzentration auf die Personen und das Vernachlässigen von Hintergründen. Die ließen sich mit den Folien notfalls recht effektiv füllen. Zudem griff ich allmählich auch auf Hintergrundfotos zurück, ebenfalls gerastert. – Was einst ein aufwendiges und teures Verfahren für die Druckvorbereitung war, nämlich Fotos zu rastern, wurde irgendwann Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre auch für den »Hausgebrauch« und damit für mich erschwinglich: die Firma Letraset entwickelte eine Punktrasterfolie, die über das Foto gezogen wurde und es auch via Fotokopierer gerastert-druckfähig machte – mit dadurch wesentlich weicheren Grauton-Übergängen, als es den Kopiergeräten bis daher von Natur aus möglich gewesen war. Als ich damit in einen zu einer Druckerei gehörenden Copy-Shop kam, war dessen Druckerei-Chef fassungslos: »Die Folie habe ich gerade erst auf der Messe gesehen, und Sie haben die schon?«
So macht's Spaß!
Als dann im verhängnisvollen Jahr 1986 ein großer Teil des Heftromanmarkts jäh zusammenbrach, hatte ich plötzlich eine Menge Freizeit, weil die meisten Objekte, an welchen ich mitgearbeitet hatte, eingestellt wurden. Und so kam mir die grandios-genial-phänomenal-bombastische-usw. Idee, das Hobby »Zeichnen« zum Nebenberuf zu machen.
Weniger, um wirklich echtes Geld damit zu verdienen und davon leben zu können. Dafür, das war mir trotz meines naturgesetzlichen Dranges zum Größenwahn klar, war und bin nicht wirklich gut genug. Aber mit dem, was ich konnte, ein bißchen Taschengeld nebenher zu verdienen – warum nicht?
Und so nahm die Sache ihren Lauf ...
Ich gründete die Firma »wk-design«. Einen Ein-Mann-Betrieb, den ich ursprünglich »terradesign« nennen wollte, in Anlehnung an »terrapress«, wovon meine Frau mir aber abriet, und die Alternative »grafix« behielt und behalte ich mir für einen späteren Zeitpunkt vor.
Nun hatten wir damals ein dreigeschossiges Einfamilienhaus gemietet, mit meinem Arbeitszimmer ganz oben unter dem Dach. Das wäre an sich ja kein Problem gewesen, doch als ich das Gewerbe anmeldete, machte man plötzlich ein Problem daraus. Ich müsse, wurde mir bedeutet, während man mir den Gewerbeschein aushändigte, beim zuständigen Bauamt einen Antrag auf »Umwidmung von privatem in gewerblichen Wohnraum« stellen – etwas, wofür sich während meiner gewerblichen Freiberufler-Zeit als Schriftsteller niemand interessiert hatte. Dazu müsse ich mir beim Katasteramt die Baupläne des Hauses besorgen und ...
Als braver, gesetzestreuer Bürger in diesem, unserem Lande tat ich, wie mir geheißen, fragte vorsichtshalber noch beim Vermieter nach, ob er etwas gegen diese Umwidmung einzuwenden habe. Hatte er nicht, und so schritt ich wohlgemut ans löbliche Werk. Die Baupläne vom Katasteramt zu bekommen, war kein Problem, ich brauchte nicht mal meinen Ausweis vorzulegen oder sonstwie ein berechtigtes Interesse nachzuweisen. Diese Papiere legte ich meinem Schreiben ans Bauamt bei und erwähnte dabei nicht nur deutlich lesbar, sondern auch klar verständlich, daß ich diesen Umwidmungsantrag nur stelle, weil mir das vom Ordnungs- bzw. Gewerbeamt abverlangt werde, daß es aber keine wirklichen Umbaumaßnahmen gebe und daß auch kein Publikumsverkehr im Hause stattfände, weil nicht die Kunden zu mir kämen, sondern ich als gleichzeitiger Chef und einziger Mitarbeiter des Einmann-Betriebs zu den Kunden führe – was in der Praxis de facto auch genau so und nicht anders ablief.
Nun hatte ich meine Rechnung indessen ohne den Herrn Wunderlich gemacht.
Herr Wunderlich nämlich, nomen est omen, war mein zuständiger Sachbearbeiter beim Bauamt Büdingen. Wobei mir berechtigte und begründbare Zweifel an seiner Sach- und Fachkompetenz wie auch an seiner Fähigkeit des Lesens und geistigen Verarbeitens lesbarer Texte erlaubt seien. Besagter Herr Wunderlich nämlich ließ mir etliche Wochen später per Formblatt mitteilen, mein Umbauantrag sei in Bearbeitung, und ich möchte in der Zwischenzeit von Nachfragen absehen.
Hatte ich etwa eine Nachfrage gestellt? Wozu auch, ist doch schließlich jedem Bundesbürger bekannt, daß Ämter stets geraume Zeit benötigen, Akten zu bearbeiten. Auch über das Wort Umbauantrag stolperte ich noch nicht, wohl, weil's eben ein Formschreiben war.
Wiederum Monate später – für meine ersten Kunden (darunter »Vampir-Musik«, »Romantruhe«, »Milton-Verlag« und etliche andere) war ich bereits tätig geworden –, stellte Herr Wunderlich fest, daß laut Bauplan mein Arbeitszimmer für den geplanten Betrieb nicht geeignet sei, weil die Treppe dorthin zu steil und daher für Kunden zu gefährlich sei, daß im Haus eine Kundentoilette fehle, daß mein Arbeitszimmer mit einer Höhe von exakt 2,01 m zu niedrig für eine Lehrlingsausbildung sei, und so weiter und so Schwachsinn. Zur Erinnerung: Keine Kunden im Haus, sondern ich bei den Kunden, keine Umbaumaßnahmen, ein Ein-Mann-Betrieb – auch das hatte ich in jenem ersten Schreiben deutlich klargestellt; abgesehen davon habe ich zwar für den Beruf des Gymnasiallehrers studiert, für eine Lehrlingsausbildung fehlt mir aber die Qualifikation, ich hätte also schon daher überhaupt keinen Lehrling in dem für eine Lehrlingsausbildung zu niedrigen Raum ausbilden dürfen ...
Ich protestierte also erst einmal telefonisch und machte meine Einwände deutlich. Herr Wunderlich besaß offenbar auch nicht die Fähigkeit, gesprochenes Wort verstehen zu wollen, sondern bat mich um schriftliche Darlegung sowie ein Gespräch in seinem Büro. Zum vereinbarten Termin indessen war er nicht anwesend, sondern suchte wohl ein laut Auskunft einer Kollegin eine Baustelle heim.
Ein zweiter Termin, etliche Wochen später (Herr Wunderlich ist eben ein vielbeschäftigter Beamter) scheiterte ebenfalls, so daß es zu einem dritten kam; mittlerweile waren insgesamt schon wieder einige Monate ins Land gegangen. Diesmal war der gute Mann ausnahmsweise nicht auf einer Baustelle, sondern in einer äußerst dringenden Besprechung beim Amtsleiter. Worauf ich seiner Sekretärin bedeutete, wenn Herr Wunderlich nicht unverzüglich seinem Termin mit mir nachkäme, hätte ich in spätestens fünf Minuten eine äußerst dringende Besprechung mit dem Amtsleiter. Und siehe da, Herr Wunderlich war bereits nach vier Minuten in seinem Büro ...
Nun fuhr er seinen gesamten Bürokratismus auf, und nach über einer Stunde ausführlichen Erklärens auf der einen und gezielten Mißverstehens auf der anderen Seite einigten wir uns darauf, daß es keine Umbaumaßnahmen am Haus gäbe, daß die Kunden nicht zu mir, sondern ich zu den Kunden käme, und falls es doch mal einen Kunden in unser Haus verschlüge, ein Teil des Wohnzimmers (immerhin hoch genug, um einen Lehrling ausbilden zu dürfen) als Büro verwendet werden könne; eine zusätzliche Kundentoilette war nicht mehr unbedingt erforderlich, da die private mitverwendet werden könne. So weit, so schlecht, für diesen ganzen Mist, den wir uns alle hätten sparen können, wie selbst Herr Wunderlich am Ende des Gesprächs in einem sicher zufälligen Anfall von Genialität erkannte und äußerte, folgte schließlich eine Gebührenrechnung für den »Bauantrag«. Wenn ich mich nicht irre, habe ich ihn mit meinen überflüssigen Kosten für meinen bürokratischen Aufwand und die nutzlosen Fahrten zum Bauamt verrechnet ...
Dieser ganze Mumpitz zog sich insgesamt über etwa 2 Jahre hin. Wen wundert's, daß niemand mehr in den Wirtschaftsstillstandort Deutschland investieren will?
Als wir bald darauf in einen anderen Ortsteil und in eine gemietete Eigentumswohnung umzogen und ich die Anschrift meiner Firma beim Amt entsprechend umändern mußte, bekam ich mein Stempelchen gleich in den Gewerbeschein. Diesmal fragte niemand nach einer »Umwidmung« und ähnlichem Hickhack. Ich konnte die Firma auch ohne Bürokratismus und Amtsschimmel in der neuen Behausung weiter betreiben. Wer sich meldete, war die Feuerwehr, die nach Brandschutzmaßnahmen fragte, und ein netter Mitbewohner des Hauses, dem mein etwa 2 × 8 cm großes Schildchen am Briefkasten (lediglich dazu gedacht, den Briefträger darauf hinzuweisen, daß Post an die Firma »wk-design« genau hier hinein müsse) mißfiel, worauf er gleich bei unserem neuen Vermieter anrief, der sich daraufhin bei uns erkundigte, wieso ich unerlaubt ein großes Firmenschild vor der Haustür an der Straße aufgestellt hätte ... In den nächsten Monaten wurde von einem Unbekannten das Briefkastenschildchen dreimal abgerissen und zerstört. Danach habe ich's aufgegeben, es zu erneuern.
Und nach insgesamt über fünf Jahren meldete sich endlich die IHK, die Industrie- und Handelskammer, und wollte Geld. So lange hatte man wohl gebraucht, festzustellen, daß ich eine ordnungsgemäß bei Stadt und Finanzamt gemeldete Firma betrieb. Und ich erfuhr, daß in unserem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat eine kostenpflichtige Zwangsmitgliedschaft in einer Vereinigung, von der man der eigenen Betriebsstruktur zufolge weder etwas möchte noch zu erwarten hat, rechtlich verpflichtend ist. Da ich die Firma ohnehin nur nebenberuflich betrieb, die Einkünfte also extrem marginal waren (ich habe nie Werbung gemacht, nur etwas Mundpropaganda, und nahm nur Aufträge an, wenn sie mir gefielen und ich Zeit hatte), und inzwischen die Schriftstellerei wieder zufriedenstellend lief, also auch immer weniger Zeit für die grafische und werbetechnische Betreuung von Geschäftseröffnungen oder das Erstellen von Plakaten, Firmenbroschüren etc. blieb, stellte ich bei einer überschlägigen Berechnung fest, daß die IHK-Forderung, für die ich so oder so niemals auch nur den winzigsten Hauch einer Gegenleistung erhalten würde, in keinem akzeptablen Verhältnis zum Betriebsumsatz stand – und ließ die Firma mit einem Hinweis auf die nicht nur meiner Ansicht nach verfassungsrechtlich mehr als bedenkliche Zwangsmitgliedschaft wieder löschen. Punktum.
Mittlerweile gibt es wohl irgendwo sonst eine andere Firma, die sich ebenfalls »wk-design« nennt – zumindest die Internet-Domain existiert. Aber damit habe ich nichts zu tun ...