Regie: Roy Ward Baker
Darsteller: Christopher Lee (Graf Dracula, logo), Dennis Waterman (Simon), Jenny Hanley (Sarah), Christopher Matthews (Paul), Patrick Troughton (Klove), Michael Gwynn (Dorfpriester), Anoushka Hempel (Tania), Michael Ripper (Wirt)
Länge: 96 Minuten
Christopher Lee ist, wie wir alle wissen, neben Arnold Schwarzenegger einer der letzten großen Charakterdarsteller dieses Planeten. Seine Paraderolle war natürlich Graf Dracula, den er in diversen Filmen der Hammer-Studios sowie in einem ziemlich töfte Streifen von Flutschmeister Jess Franco verkörpern durfte (wobei letzterer immer noch eine der besten Verfilmungen des Stoker-Romans darstellt, zumindest meiner unmaßgeblichen Meinung nach).
Bei „Draculas Blutrausch“ handelt es sich um einen der späten Hammer-Filme. Im Jahr 1970 hatte sich das Kinopublikum schon an derbere Kino-Attraktionen gewöhnt und der charmante Stil der Vorgängerfilme war nicht mehr so angesagt. Man beschloss also, eine neue Richtung einzuschlagen und so wurde „Draculas Blutrausch“ letztendlich zum blutrünstigsten Hammerfilm überhaupt. In Deutschland bekam er dafür seinerzeit die garstige Freigabe „ab 18 Jahre“ verpasst. Erst in der Neuzeit wurde der Film dann heruntergestuft und ist auch für unsere 16-jährigen Filmfans frei erhältlich.
Mit persönlich lief dieser schöne Streifen im Jahr 1990 zum ersten Mal über den Weg. Damals war ich noch in der Ausbildung und beschloss, gemeinsam mit einer guten Freundin, der allgemein sehr hochgeschätzten Doro Fonn, einen spontanen Urlaubstag einzulegen. Im Rahmen dieses Tages verschlug es uns zunächst in die Videothek unseres Vertrauens, wo wir dann auf den Gedanken kamen, in alten Vampirfilmen zu schwelgen. „Draculas Blutrausch“ kannten wir beide noch nicht, aber da wir beide Christopher-Lee-Enthusiasten waren, griffen wir blind zu. Wir Narren hatten ja keine Ahnung, was uns erwarten sollte!
Worum geht’s überhaupt? Erstmal kurz zur Story…
Wir schreiben das Jahr Achtzehnhundertirgendwas und befinden uns irgendwo in Europa, wo auch immer…. Dracula liegt tot und zu Asche zerfallen in seiner Gruft, als eine Fledermaus hereinflattert und Blut auf seine Überreste kotzt.. Da kann Drac natürlich nicht mehr an sich halten, er erwacht zum Leben und geht sofort wieder seinen bevorzugten Tätigkeiten nach.
Das lassen sich die nahegelegenen Dörfler natürlich nicht lange gefallen. Schon bald zieht man in Richtung Vampirschloss, um selbiges niederzubrennen. Das gelingt auch, allerdings werden derweil die daheimgebliebenen Frauen und Kinder der Dörfler von Vampirfledermäusen attakiert und bestialisch verstümmelt.
Nach einigen Jahren betritt Paul das Dorf, der auf der Flucht ist, weil er zu doll mit der Tochter des Bürgermeisters herumgeschäkert hat. Er wird nicht sehr freundlich empfangen und weiterverwiesen an die düstere Schlossruine, wo ihm die hübsche Tania begegnet… Diese hat sehr lange Zähne, wie sich herausstellt. Und auch der Graf ist natürlich noch quicklebendig.
Tja, so geht das, wenn man auf Schloss Dracula übernachtet. Paul ist fortan verschollen. Kein Wunder also, dass sich sein Bruder Simon und dessen dralle Verlobte Sarah kurze Zeit später auf seine Spur setzen, um nachzusehen, was aus ihm geworden ist. Schon bald erleben auch die Beiden ihr blaues Wunder, denn der Herr Graf ist in diesem Film nicht nur durstig, sondern auch besonders übellaunig!
Tjaha, soweit die Story. Toll, oder? 😉
Standen die Hammer-Filme zuvor immer für stylischen und mitunter etwas betulichen Grusel, versuchte man mit reichlich Hupen und Gewalt der bekannten Erfolgsformel etwas neues hinzufügen.
Zugleich verließ man auch die Kontinuität der Serie. War es bislang so, dass jeder Teil des Hammer-Dracula-Zyklus an den vorhergehenden anknüpfte, war dies nun nicht mehr gegeben. Das sollte sich bei den drei Folgefilmen nicht mehr großartig ändern, aber das ist ein anderes Kapitel.
Was bekommt der geneigte Zuschauer also nun zu sehen? Zum einen von der Story her einen klassischen Hammerfilm. Diesmal gesellen sich allerdings die oben bereits angedeuteten Sadismen hinzu.
So züchtigt Dracula hier seinen Diener Klove mit dem Brandeisen. Und auch als Messerstecher weiß er sich absonderlicherweise zu betätigen. Die Szene, in welcher dem ehrenwerten Graf offenbar sämtliche Sicherungen durchbrennen und er wie von Sinnen auf Anoushka Hempel einsticht, ist schlichtweg zum Niederknien. Nicht etwa, weil die Szene etwa so spannend und gruselig umgesetzt worden ist. Eher das Gegenteil ist der Fall. Das ganze Gehabe Draculas ist so völlig out of character, dass man sich unwillkürlich vor dem Kopf schlagen mag. Anoushka Hempels Leiche wird vom Diener des Grafen dann später in mundgerechte Stücke zerhackt und anschließend in Säure aufgelöst, mein lieber Schwan…
Aber seien wir nicht zu streng. Abgesehen von solch groben Schnitzern funktioniert der Streifen nämlich prima, auch wenn man in punkto Story freilich keine großen Überraschungen erwarten darf.
Mit dem nächsten Film der Reihe „Dracula jagt Mini-Mädchen“ verließ man das gewohnte Terrain endgültig und ließ den Graf in der damaligen Gegenwart (also in den frühen 70er) agieren. Ein weiterer Streifen folgte noch, dann hatte Christopher Lee endgültig keine Lust mehr. Für den wirklich allerletzten Dracula-Film der Hammer Studios, „Die 7 goldenen Vampire“ musste dann ein anderer Darsteller den Kopf hinhalten. Dieser Streifen ist übrigens ein weiterer, heißer Anwärter für das goldene Hirnfick-Siegel und wird von daher bestimmt auch irgendwann einmal in diesem Blog gewürdigt werden.
Mein Fazit: Insgesamt ein zu Unrecht unterschätzter Beitrag zur Serie, ich hatte jedenfalls einen Heidenspaß.
Raki-O-Meter: Vier von fünf Pülleken. Ein farbiges Getränk zusätzlich jedesmal, wenn der Graf auf die arme Anoushka einsticht, dann ist der Abend gerettet! 🙂
Ach der gute Herr Lee. Ich muss absolut zustimmen.
Das is schön, gah 🙂 Ich warte immer noch drauf, dass endlich der letzte Hammer-Dracula veröffentlicht wird….