Regie: Jess Franco
Darsteller: Olivia Pascal (Angela), Alexander Wächter (Miguel), Nadja Gerganoff (Manuela), Christoph Moosbrugger (Alvaro), Corinna Drews, aufgeführt als Corinna Gillwald (Laura), Jess Franco (Psychiater) u. a.
Laufzeit: 82 Minuten
Nachdem ich jetzt ein paar Worte zu dem hippen Disco-Soundtrack von „Bloody Moon“ verloren habe, kommen wir doch gleich mal zum entsprechenden Film.
Der arme Miguel ist geistig behindert und hat obendrein, uncharmant ausgedrückt, eine ziemliche Hackfresse. Eines Nachts, auf einer Party, zuckt er völlig aus und ersticht ein Mädchen. Natürlich wird er prompt eingebuchtet und verschwindet für einige Jahre in einer Anstalt. Als man ihn wieder rauslässt, wird er von seiner Schwester und seiner Mutter mit offenen Armen wieder aufgenommen. Diese betreiben eine Sprachschule, wo leckere junge Maiden Spanisch lernen und in ihrer Freizeit hauptsächlich mit Jungs rummachen (Hupen-Alarm!). Kaum ist Miguel wieder da, scheidet allerdings ein Mädel nach dem anderen auf spektakuläre Art und Weise aus dem Leben. Naturgemäß fällt der Verdacht sofort auf ihn…
Was passiert, wenn der ehrwürdige Meister des Flutsch-Films auf die Slasherfilm-Welle aufspringt? Die Antwort bekommen wir mit „Bloody Moon“, bei dem es sich um einen eher untypischen Franco handelt.
Freilich gibt es auch hier die ordentliche Packung Sleaze und Hupen, dennoch ist den Ton des Films grundsätzlich anders. Das heiter-verspielte, verschmitzte Element, dass unseren beliebten Ferkel-Filmer ausmacht, fehlt hier völlig.
Das ist eigentlich nicht verwunderlich, sollte doch hier glasklar das durch „Halloween“ und „Freitag der 13.“ frisch angestoßene Slasher-Genre bedient werden. Die zahlreichen Point-of-View-Shots weisen deutlich auf die bekannten Vorbilder hin.
Für Lisa-Film, die uns seinerzeit auch schon das Thomas Gottschalk (ihr wisst schon, das ist der alte Mann mit der Kot-Schnüffel-Show im öffentlich-rechtlichen TV) / Mike Krüger-Fiasko „Die Supernasen“ beschert haben, hat Franco hier eine zünftige Mischung aus amerikanischem Teenie-Schnetzler und Giallo-Versatzstücken aufs Zelluloid gezaubert.
Schmierig und unfreiwillig komisch ist das alles natürlich trotzdem noch. „Vermeiden Sie alles, was ihn an das Ereignis erinnern könnte“ verkündet Psychiater Jess Franco der drallen Schwester Manuela als der schwer gestörte Miguel eingangs aus der Anstalt entlassen wird. Natürlich verfrachtet diese ihn prompt zur Stätte seiner Untat, an die alte Sprachschule, wo Miguels Hormone auch bald schon wieder Rumba tanzen. Die Dialoge des Films sind generell ein Brüller.
Trotzdem ist der Film für einen Oldschool-Slasher nicht unspannend, zumal überdeutlich ist, dass der naheliegendste Mordverdächtige eben nicht der Schuldige ist.
Hübsch anzusehen an „Bloody Moon“ ist nicht zuletzt Olivia Pascal. Wahre Cineasten kennen sie aus Meisterwerken wie „Griechische Feigen“, „Popcorn und Himbeereis“ sowie „Sunshine Reggae auf Ibiza“, der geneigte TV-Zuschauer eher aus der „Schwarzwaldklinik“, „Soko 5113“ sowie der absoluten Kult-Show „Bananas“ (Wann wird das, zum Henker, eigentlich mal wiederholt?).
Mein Fazit: Für Oldschool-Slasher-Fans ein Fest. Ich erinnere nur an dem hübschen Kreissägen-Mord, der dem Film seinen Namen gibt. Wer den üblichen schwitzig-schmierigen Franco-Flutscher erwartet, könnte enttäuscht sein. Aber keine Bange, es ist immer noch ordentlich Sleaze übrig und blank-gezogen wird auch oft genug.
Raki-o-Meter: Zwei Pülleken! Nicht mehr und nicht weniger!
Highlight-Satz übrigens: „Miguel, sieht man so seine Stiefschwester an?“ Wer den Film gesehen hat, wird verstehen, was ich meine… 😉
Der Film ist zur Zeit leider nur mit englischem Ton, u. a. von Severin Film erhältlich. Wer “Bloody Moon” in Deutsch genießen möchte, ist bedauerlicherweise auf Bootleg-Veröffentlichungen angewiesen, aber über so etwas reden wir hier natürlich nicht.