DRACULAS BRAUT (OT: LA FIANCEE DE DRACULA), Frankreich 2002)

Regie: Jean Rollin

Darsteller: Cyrille Iste (Isabelle), Jacques Orth (Der Professor), Eric (Dennis Tallaron), Sandrine Thoquet (Vampirin), Magalie Madison (Die Ogresse), Thomas Smith (Triboulet)

Laufzeit: 95 Minuten

Lange ist es überfällig, ein Review zu einem Film von Jean Rollin. Immerhin beglückt uns dieser schon seit Jahrzehnten mit einem hübschen Output an schwermütig-sinnlich-seltsamen Vampirstreifen. Dieser Film, den ich bislang noch nicht kannte, wurde mir vor geraumer Zeit von meinem bevorzugten Comic-Dealer empfohlen. Natürlich griff ich sofort zu!

Draculas Braut 1

So, jetzt hole ich etwas aus, damit ihr euch die Story dieses Films auf der Zunge zergehen lassen könnt…

Ein verbiesterter Professor und sein ausgesprochen schmieriger Azubi haben sich aufgemacht, um mal wieder die alte Van-Helsing-Nummer durchzuziehen. Auf einem Friedhof lauern sie deshalb erst mal dem zwergenhaften Triboulet auf, denn dieser gehört zu den Jüngern Draculas und trifft sich dort immer mit seinem ätherischen Vampir-Liebchen. Nachdem sie auf gewohnt unfreundliche Weise einige Informationen aus ihm herausgekitzelt haben, ziehen die Beiden weiter zum Turm der Verdammten.

Dort treffen sie auf eine geistig etwas minderbemittelte Blondine. Auch diese gehört zu den geheimnisvollen Parallel-Wesen der Nachtwelt. Von ihr erfahren unsere Vampirjäger nun, dass Dracula kurz davor steht, sich mit der Königin der Schatten zu vereinen. Dummerweise hat diese jedoch den Verstand verloren und wird von den Schwestern vom Orden der weißen Jungfrau in Paris gefangengehalten. Ja, nee, ist klar! Wie dem auch sei, weiter geht’s nach Paris. Spätestens als die Vampirjäger vor Ort Schwester Zigarre und Schwester Pfeife begegnen, wird klar, dass die wackeren Nonnen auch nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Der Wahnsinn, der von der Königin der Schatten Besitz ergriffen hat, färbt nämlich ab. Durchgeknallt ist die gute Königin (ihr bürgerlicher Name lautet übrigens Isabelle), weil Dracula mental nach ihr ruft. Er selbst hält sich schlauerweise irgendwo versteckt.

Der Professor hypnotisiert Isabelle flugs und trichtert ihr ein, nächtens heimlich das Gebäude zu verlassen. Vor der Tür würden sie dann mit dem Auto auf sie warten. Dazu kommt es jedoch nicht mehr.

Während sich die Mutter Superior noch lecker einen zuppelt, taucht plötzlich ein älteres Pärchen auf, welches sich als entfernte Verwandte Isabelles ausgibt. Die ätherische Vampir-Dame vom Anfang des Films haben sie gleich mitgebracht. Oho, da schwant mir nix Gutes für die fidelen Nonnen. Und tatsächlich, Isabelle wird von den Nachtwesen gekapert. Schließlich ist sie „Draculas Girl“, wie man betont.

Draculas Braut 2

Und damit geht’s erst richtig los. Jetzt beginnt ein lustiger Reigen der Parallel-Wesen, die eine fröhliche Party für Drac und seine Braut schmeißen. So treffen wir die Wölfin, gespielt von Brigitte Lahaie (yummy!), die kinderfressende Ogresse, Zauberer und Vampire, die es mal so richtig krachen lassen. Und zum guten Schluss erscheint dann auch Dracula persönlich, der den größten Teil des Films in einer Standuhr verschlafen hat…

Ganz große Kunst, wie ihr euch denken könnt – und, ja, das meine ich völlig ernst! 😉

Spaß beiseite, die Filme vom Herrn Rolläng sind natürlich, frei nach Camel, reine Geschmackssache. Die einen empfinden sie als absolute Schnarcher, die anderen halten sie für eine Offenbarung.

Nach einer schlüssigen Story zu suchen, macht bei „Draculas Braut“ nicht allzu viel Sinn. Hier regiert ganz klar style over substance. Aber das ist ja manchmal auch gar nicht so verkehrt, wenn denn der Style stimmt. Und das tut er auf jeden Fall!

Draculas Braut 3

Die Bilder, die der Herr Rolläng uns hier zeigt, sind wir freilich von ihm gewohnt. So sieht man den Strand, den man bereits in „La Rose de fer“ (Die eiserne Rose) und „Le Viol du vampire“ (Die Vergewaltigung des Vampirs) und weiteren Klassikern lieben gelernt hat. Außerdem zeigt er uns, wie zumeist, leichtbekleidete Vampirdamen, hübsche Hupen und eine gute Portion Irrsinn.

Schon relativ frühzeitig wird in „Draculas Braut“ das gewohnte Realitätsbild zerschmettert. Nur der verbiesterte Professor und sein schmieriger Azubi erscheinen als Repräsentanten des vermeintlich gesunden Menschenverstands. Bezeichnenderweise sind diese dann auch völlige Unsympathen, deren einziges Trachten der Vernichtung der Andersartigen gilt. Zuneigung und Liebe, so lehrt uns der Film, existiert nur unter den Parallel-Wesen der Nachtwelt. Die zärtlichen Momente in „Draculas Braut“ gehen allein von jenen Geschöpfen aus, die von den Vampirjägern als Monster apostrophiert werden.

Natürlich endet das Ganze dementsprechend tragisch. Schließlich muss die sogenannte normale Weltordnung wieder hergestellt werden.
Man merkt, das hier ist kein gewöhnlicher Vampir-Film von der Stange, aber das würde bei Herrn Rolläng ja wohl auch niemand ernsthaft erwarten.

Draculas Braut 4

Kommen wir zum Fazit: Großartiges Gematsche oder alternativ eine ausgefeilte Story gibt es nicht. Stattdessen wunderhübsche Bilder aus den Kategorien „morbid“, „sinnlich“ und „grandios gehirnalbern“ Wer sich darauf einlassen kann, ist beim Herrn Rolläng in diesen Fall genau richtig. Ich für meinen Teil war schwer begeistert! Jean Rollin ist ganz fraglos der Ästhet unter den Meistern des Flutschfilms.
Ich persönlich genoss diesen Film übrigens als „Shriek Show“-DVD im französischen Original mit englischen Subs. Fräulein Atali ist freilich im Besitz der deutschen DVD aus dem Hause X-Rated, das als Information nur für unsere Freunde deutscher Tonspuren.

Raki-o-Meter: Ich empfehle vier Püllekens. Rollin-unerfahrene Zuschauer sollten eine zweistellige Flaschenzahl in Betracht ziehen.

Nachtrag: Beim nächsten Mal gibt es dann wieder was für die niederen Instinkte… zum Beispiel was von Joe d’Amato.

Kommissar Lehmann

Autor: Kommissar Lehmann

Wenn ihr euch bewegt, sehe ich das!

Ein Gedanke zu „DRACULAS BRAUT (OT: LA FIANCEE DE DRACULA), Frankreich 2002)“

  1. Dies is wahrlich ein Höhepunkt des modernen Vampirfilms. Welche Brillianz ich da erblickte überkam mich spätestens als Schwester Simplicite auftauchte ich bin so begeistert ich kann es nich in Worte fassen.

    Im übrigen möchte ich noch sagen die Kaufhausfassung welche identisch is mit der ungeprüften Hartbox, gibt es bei Amazon. Noch weiter anmerken möchte ich das mir der deutsche Ton genauso fremd is wie dem Kommisar. Aber wer möchte auch französische Filme auf deutsch sehn.

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