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Daß ich ein Auto-Narr bin, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Wobei ich unter »Auto« allerdings eher große Fahrzeuge verstehe; ein richtiges Auto ist nach göttlich-giesa'ser Definition vorn lang, hinten lang und hat in der Mitte eine Erhöhung, damit man mit Hut drin sitzen kann. Und je länger vorn und hinten, desto Auto … (Und unter »Hut« verstehen wir dabei nicht den treudeutsch-bairischen Seppl-Hut mit Gamsbart, sondern einen richtigen Stetson mit breiter Krempe, wie ihn John Wayne, W. K. Giesa und J. R. Ewing bevorzugen.)
Selbiger Definition zufolge differiert der Rest der fahrbaren Untersätze in Kleinwagen, Japaner und Volkswagen in dieser Reihenfolge der Wertigkeit. Wobei der (V)au Weh Golf eine Sonderstellung einnimmt der ist schlicht und ergreifend häßlich, absolut unnütz und wird, ebenso wie 3er BMW und Zwergdaimler (190er) allenfalls von Rasern und Krawallo-Teenies im Straßenverkehr mißbraucht. Und wenn irgendwo ein Hindernis überflüssig im Weg steht oder der Fahrer Verkehrsvorschriften mißachtet, handelt es sich in 105 % aller Fälle um ein Gölfchen …
Daß der Golf durchweg häßlich ist, läßt sich übrigens jederzeit objektiv nachweisen: Man lege die Kriterien des »Goldenen Schnittes« an diese Design-Katastrophe an, sehe und staune. Die Formgeber haben durch alle Modellfolgen grundsätzlich alles falsch gemacht, was sich nur falsch machen läßt. (Noch entsetzlicher ist eigentlich nur noch die Mercedes-S-Klasse der 90er Jahre = Modellreihe W 140.) Bedauerlicherweise sind die Karren fast etwas zu praktisch und technisch entschieden zu zuverlässig (weshalb sie sich zu selten in Richtung Schrottpresse verabschieden, es sei denn, Raser und Krawallo-Teenies zerschellen damit in der Ackerfurche), aber auch entschieden zu teuer.
Trotzdem wird dieses Mißrät immer wieder gekauft aber was will man von einem Volk verlangen, das sich vor die Glotze hängt, um sich von »Big Brother«, Arabella Kiesbauer, Fliege oder »Mr. Bean« rundumverblöden zu lassen? (Wobei »Arabella« als solche geradezu eine nicht wieder gut zu machende Beleidigung für das aus den 50er Jahren stammende, durchaus vorzeigbare Fahrzeug Borgward Arabella darstellt). Und alle, die für entschieden zu viel Geld ihren Golf kaufen, finanzieren damit den Größenwahn des früheren österreichischen VW-Chefs und jetzigen VW-Aufsichtsunratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, der zwar ein begnadeter Ingenieur ist, mir aber als Manager extrem ungeeignet erscheint. Liebe Golf-Fanatiker, kauft lieber Fahrzeuge mit vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis, statt Piëchs aberwitzige Träume von High-Tech-Spielzeug für eine Handvoll Multimilliardäre zu sponsern, und gebt das gesparte Geld mir! Da ist es besser aufgehoben …
Mögen die grundgütigen Götter und Götterchen mir diese gesegneten Vorurteile noch lange erhalten!
Und wer sich jetzt getroffen, beleidigt oder sonstwas fühlt:
Seit dem Beginn meiner Laufbahn als Autor habe ich immer mindestens zwei, manchmal drei (oder bisweilen vier) Fahrzeuge griffbereit. Zwei sollten's schon sein, weil das einfach praktischer ist, wenn eines mal zur Wartung oder zu Reparaturen in die Werkstatt muß und man im ländlichen Raum mit nur rudimentär vorhandenden öffentlichen Verkehrsmitteln lebt, die auch meist gerade dann nicht verfügbar sind, wenn sie am dringendsten gebraucht werden …
Angefangen hat's mit dem Zivildienst. Meine Dienststelle lag 110 km von zuhause entfernt, ich hatte zwar eine Dienstwohnung, aber allein für die Wochenend-Heimfahrten hätte ich mit kräftiger Hilfe von Bahn & Bus jeweils gut einen halben Tag für die einfache Strecke gebraucht. Mit dem PKW war's in anderthalb Stunden zu schaffen. Also mußte ein solcher her.
Es wurde ein blauer Fiat 850 mit frischer TÜV-Plakette wie der Händler an selbige kam, ist mir heute noch ein Rätsel. Das beinahe fahrbare Etwas (wohl das einzige meiner Fahrzeuge, von dem ich kein Foto habe) verbrauchte etwa 50 Liter Benzin auf 100 km, ein Reifen machte schlapp, und schon am dritten Tag des stolzen Besitzes hatte er zwar plötzlich 5 Vorwärtsgänge, aber keinen Rückwärtsgang mehr!
Worauf ich das Vehikel dem Händler mit der Fahrzeugschnauze voran wieder vor die Tür stellte und seither nach dem Motto zu leben versuche: »Lieber ein Mercedes 450 als ein Fiat 850!«
Vorerst scheiterte das aber an den Finanzen, und der Gauner Händler wollte den Klapperatismus nur dann wieder zurücknehmen, wenn ich dafür ein anderes Fahrzeug bei ihm kaufte. (Was natürlich wieder ein paar Mark mehr kostete!) Somit fuhr ich mit einem beigen Simca 1000 vom Hof. Der dann im Laufe der Zeit mehr in der Werkstatt stand als auf der Straße fuhr und schließlich in Zahlung gegeben wurde, als meine Eltern sich einen Neuwagen kauften; anders war das kleine, geldfressende Ungeheuer nicht mehr loszuwerden.
Es folgte ein VW 1600 Variant, den ich erstens geschenkt erhielt und der mir zweitens sehr viel Vergnügen bereitete, nicht nur, weil er ein recht praktischer Lastwagen war (Richtig, in der anfänglichen Aufzählung habe ich neben Autos, Kleinwagen, Japanern, Volkswagen und Golf noch die Lastwagen vergessen dazu zählt jedweder Kombi. Was umfangreicher ist als 2,8 t zul. Ges. Gew., ist hingegen LKWatsch oder Truck). Der Variant war grün mit braunen »Tarnflecken« wie ein Panzer, röhrte wie ein Panzer, fuhr sich wie ein Panzer, verbrauchte Motoröl wie ein Panzer muß also ein Panzer gewesen sein! Die Heckklappe ließ sich mühelos öffnen, aber nur mit Hilfe einer Brechstange wieder schließen, und handgroße Rostlöcher in den Kotflügeln wurden mit Folie überklebt und lackiert. Zudem wohnte eine Maus und vorübergehend auch ein Vogel in dem Gefährt; wie die da ohne Schlüssel 'rein und 'raus gekommen sind, habe ich nie herausgefunden.
Nächstes war ein rotes Opel Kadett B Coupé Rallye und zwar in Gestalt des legendären »Kiemen-Coupé« mit der extrem schmalen C-Säule und den darin eingelassenen Luftschlitzen. Ein recht anständiger Motor und ein Holzlenkrad, das viele Jahre noch als Erinnerungsstück an der Wand hing und das ich mittlerweile einem Opel-Oldie-Fan verehrt habe, der das für sein eigenes toprestauriertes »Kiemen-Coupé« – sogar im gleichen Farbton – gut gebrauchen konnte, waren ebenso angenehm wie die enorme Instrumentierung. Angesichts derer fragte ein Kollege der Lippstädter Zollzweigstelle III, in deren Zuständigkeitsbereich ich damals hin und wieder für die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein arbeitete, entsetzt: »Sag mal, ist das ein Flugzeug?« Manche dieser Instrumente (z.B. für Ladezustand der Batterie, Öldruck etc.) vermisse ich heute noch, während mich Bordcomputer mit ihren Warnmeldungen bisweilen nerven (»Ping!!! – Licht?« oder »Ping!!! – Außentemperatur + 3 °« bzw. weniger, was vor allem interessant ist, wenn's nicht stimmt, weil der Meßfühler spinnt).
Danach kam eine weiße, stinknormale 2türige Opel Kadett B-Limousine, und schließlich ein Sahnestück: ebenfalls eine, diesmal graue, 2türige Opel Kadett B-Limousine als Rallye-Ausführung mit 1.9-Liter-Motor in dieser Kombination wohl das einzige Exemplar der Welt. Es wurden zwar etliche Rallye-Kadetten gebaut, aber das waren allesamt Coupés … Dieser Wagen erwies sich als einer der beiden zuverlässigsten, die jemals in meinem Besitz waren; einfach unkaputtbar.
Irgendwann in jener Zeit war da auch mal ein Opel Commodore A – ein erster zaghafter Versuch, ein paar Fahrzeugklassen höher einzusteigen. Den Wagen hatte ich recht billig »geschossen« und noch nicht einmal auf mich zugelassen (deshalb zählt er in der Durchnumerierung meiner Fahrzeuge auch nicht mit), sondern nur gewaschen, als jemand vorbeikam und mir gleich 100 Mark mehr bot, als ich selbst bezahlt hatte. Ich hielt das für einen recht brauchbaren Stundenlohn für einmal Autowaschen, und der Commodore hatte einen neuen Besitzer …
Danach begann die Zeit der Autos.
Ende 1977 hatte ich mit dem professionellen Schreiben begonnen, und 1978 kam das erste Honorar. Es floß wie sollte es bei mir anders sein in den Kauf eines Autos. Der Freund einer Praktikantin des Jugendfreizeitheims, in dem ich ehrenamtlich aktiv war, tauchte ständig mit einem Opel Diplomat A V8 auf und hatte den, anfangs scheußlich schockblau, alsbald umlackiert auf schwarz und die Chromteile vergoldet. Das Auto mußte ich haben! Wir wurden ziemlich schnell handelseinig, und diese Langstreckenrakete hat mir eine Menge Spaß bereitet. Der Walzentacho kann sich noch jemand an sowas erinnern? Eine sich drehende Walze mit Farbmarkierung simulierte einen sich mit zunehmendem Tempo längs der Tacho-Skala verlängernden Farbbalken; bis 50 km/h grün, bis 100 orange und ab 100 in rot reichte bis 200, und als ich versuchte, die effektive Höchstgeschwindigkeit des Wagens auszutesten, erreichte der »Farbstreifen« das Ende der Skala um bei Null wieder vorn anzufangen … Wie schnell der Wagen tatsächlich fuhr, habe ich nie herausgefunden, weil mir das dann doch etwas unheimlich wurde. Anschließend flog mir beim Langsamerwerden bei nur noch Tempo 180 ein Reifen auseinander, und seither bin ich viele, viele Jahre nur noch etwa 130-150 km/h gefahren, was mir damals auch trotz schnellerer Autos und starker Motoren völlig ausreichte.
20 Jahre danach wurde ich zwangsläufig zum Schnellfahrer; aus familiären Gründen mußte ich drei Jahre lang ständig zwischen Lippstadt und Altenstadt hin und her pendeln, jeweils fast 300 km pro Strecke, und obgleich immer noch begeisterter Autofahrer, kämpfte ich um jeden Kilometer, den ich nicht am Lenkrad sitzen mußte, und um jede Stunde Zeitgewinn. Der Unterschied zwischen 150 und 200 km/h macht über diese Distanz fast eine Dreiviertelstunde aus, und wer langsamer als 200 fährt, der parkt …
Mittlerweile hat sich das Problem erledigt, und mir reicht wieder Tempo 130-150 aus, um voran zu kommen. Auch wenn bei freier Strecke der Gasfuß aus alter Gewohnheit doch hin und wieder noch durchrutscht und der Tacho plötzlich 230, 240 anzeigt, ehe ich's richtig merke …
Nachdem mir ein Experte die Maschine richtig eingestellt hatte, verbrauchte das riesige Motörchen bei durchaus hurtiger Fahrweise kaum mehr als 10-11 Liter Benzin, in einigen Fällen sank der Verbrauch sogar unter die 10-Liter-Marke. Glaubt mir natürlich keiner … Damals begann auch die 2-Autos-Ära; ich fuhr den grauen Kadett B 1900 weiterhin als Zweitwagen. Nach etwa einem Jahr allerdings ließ mich der Diplomat an einem Tag gleich dreimal mit dem selben Defekt stehen. Worauf ich ihn im Zorn verkaufte.
Darüber ärgere ich mich heute noch. Für das Geld, was der nachfolgende beige Opel Diplomat B 5.4 kostete, hätte ich den Schwarzgoldenen vernünftig restaurieren lassen können und besäße jetzt einen wundervollen Oldtimer. Mit butterweicher Lenkradschaltung, knopfdruckgesteuerter Kühlerjalousie gegen kalte Winterluft, abnorm viel Platz im Innenraum und Kofferraum, Ölwannenrammschutz (wir sind mit dem Wagen mit 9 (!) Insassen (3 vorn, 6 auf der Rückbank!) abkürzend über einen pflug-gefurchten Acker geholpert; der Wagen setzte weder auf noch riß irgendwas dran ab) und anderen brauchbaren Gimmicks, die es heute nicht mal mehr auf Wunsch gegen Aufpreis gibt.
Ein zweiter beiger Opel Diplomat B 5.4 folgte, als das Getriebe des ersten undicht wurde und eine Reparatur den Zeitwert überstiegen hätte.
Und dann sah ich meinen Opel Manta A in Ferrari-Rot beim Händler stehen, gleich neben dem moderneren B-Typ, und beide zum gleichen Preis. Logischerweise kaufte ich nicht den »Fuchsschwanz-Manta« (diesen Spott-Begriff gab's damals übrigens noch gar nicht), sondern den eleganteren A-Typ. Für den wurde dann der graue Kadett ausgemustert und hat den Käufer noch geraume Zeit treu begleitet. Vor dem Manta A hatte ich schon als relativ mittelloser Student träumend gestanden, und jetzt, als ich ihn mir leisten konnte, hielt mich nichts mehr.
Gekauft, den originalen Spielzeugmotor 'rausgeschmissen und den 2.8-Liter vom Commodore 'rein paßte, machte beim TÜV nicht die geringsten Probleme, und ging ab wie Schmitz' Katze. Die Show perfekt machte eine (allerdings nötig gewordene) Hutze auf der Haube und ein (nicht unbedingt nötiger) Heckflügel. Und wenn der Giesa mit dem Geschoß auf abendlichen Winterstraßen gemütlich langsam fuhr, wurden alle anderen auch langsam: »Wenn der mit seiner Angeber-Rakete schon vorsichtig fährt, dann muß es wirklich glatt sein …« Gnihihihi!
Bald packte mich der Größenwahn: ein Mercedes mußte her. Anstelle des Diplomat rollte ein metallicsilberner Mercedes 450 SEL 6.9 auf den Hof. Somit befand ich mich als Autor von »Perry Rhodan«-Taschenbüchern plötzlich in bester fahrerischer Gesellschaft mit dem König von Tonga, der ein identisches Gefährt besaß (oder immer noch besitzt?) und auf seiner Pazifik-Insel einen »Perry Rhodan«-Fanclub gegründet hatte.
Der Diplo war schon ein sagenhaftes Gerät gewesen, aber beim Mercedes klickten die Türen beim Schließen doch noch ein bißchen leiser, und überhaupt … Aber dieses Flaggschiff war dann auch das erste Auto, bei dem mir die Maschine verreckt ist.
Es war auch die Zeit, in der die Honorare plötzlich spärlicher flossen und die Haushaltskasse knapper wurde. Die Vernunft diktierte einen Audi 100 in Anthrazit-Metallic. Auch dessen Motor sorgte allerdings nach einigen durchaus nicht unzufriedenen Jahren für den erzwungenen Abschied.
Zwischendurch war dann auch der Manta dem Rost zum Opfer gefallen und von einem äußerst praktischen und zuverlässigen weißen VW Passat Variant ersetzt worden. Diesen technisch einfach unkaputtbaren Lastwagen habe ich von all meinen Autos am längsten gefahren: sage und schreibe 12 unvernünftige Jahre lang. Bis auch ihm trotz Hohlraumversiegelung der Rost den Garaus machte.
An seine Stelle trat ein tofiritroter Opel Omega Caravan (äußerlich bis aufs Typenschild an der Heckklappe recht unscheinbar, aber mit einem irmscher i2800-Motor mit wasweißichwievielabergenügendsind's PS – die Haushaltskasse scheint nach einem mageren Jahrzehnt wieder groß genug zu sein) einen Kombi möchte ich mittlerweile doch nicht mehr missen. (Und da mit zunehmendem Alter das Haar dünner und der Wohlstandsbauch dicker wird, glaubte ich, in einen Sportwagen auch nicht mehr so gut 'reinzupassen.) Damals brauchten wir aus familiären Grunden einen möglichst großen (und schnellen) Kombi; andere Fabrikate waren zu klein, zu teuer oder zu alt. Dieser Omega war allerdings alles andere als ein Glücksgriff – siehe weiter unten …
Derweil wurde der defekte Audi durch einen krokodilgrünen BMW 518 ersetzt. Von den äußeren Abmessungen her kleiner als der Audi, erwies er sich im Innenraum als wesentlich größer – und das Fahrverhalten als sagenhaft. Von diesem Augenblick an war mir klar: Ich bleibe bei BMW.
Aber nicht beim 5er. So wie ich als Student vom Manta A träumte, spukte mir seit der Markteinführung der 7er-Baureihe E32 dieser Wagen durch den Kopf. Die Karosserie war einfach elegant gezeichnet, Ausstattung und Komfort sagenhaft, und seit ich nun erstmals ein kurvenfreudiges BMW-Fahrwerk kennengelernt hatte, tauschte ich den 5er bei der ersten Gelegenheit gegen einen unitallblauen BMW 730i. Denn mittlerweile war die E32-Modellreihe auf dem Gebrauchtwagenmarkt endlich in preisliche Regionen gelangt, in denen sich auch ein vom Räubervater Staat via Viehnanzamt ständig über Gebühr bestohlener Schriftsteller bewegen kann.
Und ausgerechnet diesen Wagen, mit einer traumhaften Ausstattung gesegnet, hat mir dann nach nur einem halben Jahr ein vorfahrtmißachtender Volltrottel mit seinem Reiskocher-Van zerschrottet. Seither weiß ich, warum ich unbedingt große Autos brauche – in einem kleineren Fahrzeug wäre ich garantiert nicht nur mit einem blauen Fleck vom Sicherheitsgurt aus dem Totalschaden geklettert. Der Überlebensraum ist einfach größer und die Karosserie stabiler.
Seither fahre ich als Fahrzeug Nr. 16 (Nr. 17 war der rote Omega) wieder einen – diesmal taratzengrauen – 7er BMW, natürlich, wie sich jeder denken kann, in typisch giesa'scher Bescheidenheit den allerkleinsten (hüstel, räusper, Haushaltskasse, hm, aber der Spritverbrauch ist trotz fullspeed weit geringer, als man meint – einmal habe ich ihn wahrhaftig, wie einst den Diplomat A, unter die 10-Liter-Marke gebracht … ) (was anderes war in der Kürze der Zeit nicht zu bekommen), aber mehr als 250 km/h schafft der leider auch nicht, weil die dämliche Elektronik da unnützerweise abriegelt …
Und dann existierte da vorübergehend noch ein gelber, 2türiger Opel Kadett C als Drittwagen, den ich von meinem Vater übernommen habe, weil der alte Herr als Pflegefall mit progressiver Altersdemenz nach mehreren Schlaganfällen nicht mal mehr wußte, wie man in ein Auto einsteigt, es ihm aber das Herz gebrochen hätte, wenn ich den Wagen (seinen »vertrauten Weggefährten«, mit dem er manchmal redete wie mit einem treuen Pferd) weggegeben hätte. Aber dieses Vehikel – rentnergepflegt, technisch und optisch wie neu vom Fließband und nach 22 Jahren nur knapp über 100 000 km auf dem Tacho – war mir vom Innenraum her zu klein – die Windschutzscheibe hatte ich praktisch direkt vor der Stirn –, und als Zweitürer mit nur winzigem Kofferräumchen so gut wie unbrauchbar. Zudem kostete er zuletzt, weil ohne Katalysator, mehr an Steuern als der große BMW mit annähernd vierfachem Hubraum. Und so habe ich den Wagen nach dem Ableben meines Vaters nun doch endlich verkauft.
Mittlerweile hatte auch der rote Omega Caravan den Weg alles Vergänglichen genommen. Die überragende »Qualität«, die seit Mitte der 80er Jahre bei Opel vorherrscht, machte ihm alsbald den Garaus. Was erst nur immer lauter werdendes Poltern war, stellte sich bald als gefährlicher Rostdurchbruch heraus: die Hinterachse bemühte sich eifrig, in den Laderaum des Kombis hinaufzuklettern. Angesichts des Fahrzeugsalters ein Grund für die Schrottpresse.
Fahrzeug Nr. 19 wurde ein weißer Omega Caravan mit werksmäßigen drei Litern Hubraum; gekauft, weil wir – siehe oben – vorübergehend einen großen Kombi brauchten. Aber auch der hatte kein langes Leben. Die Zentralverriegelung spann, die Türschlösser einzeln spannen, aus irgendeinem unerfindlichen Grund zog ein unbekannter elektrischer Defekt nach spätestens einer Woche Stillstand die Batterie komplett leer, Zündkabel brachen rätselhafterweise reihenweise, das Schiebedach machte bei einem besonders starken Regenfall das Vehikel zum Hallenbad auf Rädern, und zum Schluß heulte die Hinterachse bisweilen beim Beschleunigen wie ein liebeskranker Werwolf. Zudem – kein Einzelfall, wie ich hörte – rostete sogar der Zündschlüssel … !!!
Somit steht fest: Nie wieder Opel! Es sei denn, es rollt mir ein Oldtimer über den Weg. Als einstiger Opel-Fan bin ich von den heutigen Scheißkarren einfach nur noch bitter enttäuscht. Der Passat war, als ich ihn kaufte, nicht jünger als die beiden Omegas, und hielt noch sechsmal so lange durch, die Kadetten und Diplomaten haben zusammengerechnet nicht so oft in der Werkstatt gestanden wie die beiden Omegas … ich glaube nicht, daß ich mir so etwas noch einmal antun muß. Falls ich später doch noch einmal einen großen Kombi brauche, wird's wohl eher ein Volvo oder ein Ami-Kreuzer. Oder direkt ein VW-Bus.
Aber wir wollten uns in dieser Hinsicht vorerst wieder verkleinern. Verschiedene Modelle und Fabrikate standen zur Diskussion, übrig blieb zum Schluß – ein BMW. Diese Kombis sind zwar für das relativ geringe Platzangebot zu teuer, aber sie haben andere Qualitäten. Und so wurde die Nr. 20 im Fuhrpark ein 540i touring. Karosserie und Chromteile schwarz, Blinker und Leder-Interieur weiß, Ausstattung super. Womit ich wieder beim 5er gelandet bin ... der ein schneller Kurvenfresser ist, mit dem zu fahren es einfach Spaß macht.
Ein paar Wochen nach dem Tod meiner geliebten Frau kaufte ich mir – wieder als Drittwagen – ein Auto, das sie mir zeitlebens sicher nicht erlaubt hätte; zwei Fahrzeuge seien doch mehr als genug, und ich könne doch eh nur jeweils mit einem Wagen fahren, nicht mit allen gleichzeitig. Die Stimme der Vernunft, die mir fehlt und immer fehlen wird … Aber ich bin auch sicher, daß ihr dieser Wagen gefallen hätte, mit all dem elektrischen und elektronischen Schnickschnack, mit welchem er ausgestattet ist, und vor allem wegen seiner »Schlafaugen«, der Klappscheinwerfer – sowas hat sie durchwegs bei allen damit ausgerüsteten Fahrzeugen fasziniert. Kurzum, es handelt sich um einem BMW 850i, annähernd 300 km/h schnell, weil die elektronische Abriegelung »aufgemacht« worden ist. Indessen bin ich nicht sonderlich daran interessiert, diesen Hochgeschwindigkeitsbereich jemals auszutesten. 130–150 zum Vorankommen und 200–230 zum Spaß haben reichen absolut aus. Von da an werden selbst langgezogene Autobahnkurven plötzlich sehr »rechteckig«. Wichtiger ist die Power beim Spurten, um Kreuzungen schneller freizumachen oder Überholvorgänge schneller durchzuziehen.
Mein Glaube, nicht mehr in einen Sportwagen hinein- bzw. wieder herauszukommen, erwies sich schon beim wenig ernstgemeinten Erproben eines Ferrari als falsch. (Glaube ist Kirche, Wissen ist Macht!) Tatsächlich fällt mir das Ein- und Aussteigen im 850er fast leichter als beim 5er-Kombi. Woran es liegt, mögen die Götter und Götterchen wissen.
Kuriosum am Rande: bei diesem Wagen hatte ich das – Glück? –, ein altes, mittlerweile wieder freigegebenes Kennzeichen zurückzubekommen: FB-WK 13, das schon vor Jahren den ro(s)t(ig)en Omega zierte …
Einen wohl aus Vernunftgründen nicht erfüllbaren Traum gibt's natürlich auch noch: Cadillac Eldorado Convertible, series 62, Baujahr '59. Der mit den gewaltigsten Heckflossen aller Zeiten. Oder, ersatzweise, einen gaaaaaaanz kleinen Rolls-Royce Silver Shadow.
Deshalb oder trotzdem:
to be continued …?
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