AT MIDNIGHT I’LL TAKE YOUR SOUL, (OT: À Meia-Noite Levarei Sua Alma, Brasilien 1964)

Darsteller: José Mojica Marins (Zé do Caixão / Coffin Joe), Magda Mei (Terezinha), Nivaldo Lima (Antônio), Valéria Vasquez (Lenita), Ilídio Martins Simões (Dr. Rodolfo) u. a.

Regie: José Mojica Marins

Laufzeit: ca. 84 Minuten

Jaja, hier wurde lange nichts mehr über geistreiche Filme geschrieben, deshalb nehmen wir uns für heute auch ein besonders geistreiches Werk vor. Die „Coffin Joe“-Filme von José Mojica Marins sind ja unter Kennern als Kult-Filme verschrien. Das war für den Kommissar Grund genug, sich vor einiger Zeit entsprechende Datenträger zuzulegen. Vor einiger Zeit wusste dieser nicht einmal, dass es überhaupt Horror-Filme aus Brasilien gibt und „Coffin Joe“ gilt als die Ikone schlechtin auf diesem Sektor. Nach Sichtung kam der Kommissar dann zu dem Schluss, dass eine Besprechung der Filme an dieser Stelle unabdingbar ist. Beginnen wir mit dem bahnbrechenden Teil 1. Worum geht’s?
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DAS GEHEIMNIS DES WACHSFIGURENKABINETTS (OT: MYSTERY OF THE WAX MUSEUM), USA 1933

Regie: Michael Curtiz

Lionel Atwill (Ivan Igor), Fay Wray (Charlotte Duncan), Glenda Farrell (Florence Dempsey), Allen Vincent (Ralph Burton), Edwin Maxwell (Joe Worth), Arthur Edmund Carewe (Prof. Darcy), Matthew Betz (Hugo)

Länge: 77 Minuten

Achtung: Klassiker-Alarm!
Man sieht es schon an der Liste der Darsteller. Wir reden hier weder über die „House of Wax“-Version mit Vincent Price aus den 50ern, noch über die Variante von 2005 mit… öh… Paris Hilton. Hier geht es um das unübertroffene Original aus dem Jahr 1933.

London 1921: Ivan Igor (was für ein Name!) ist ein meisterhafter Schöpfer von Wachsfiguren. Die Umsätze in seinem Museum sind jedoch ziemlich mau, da Igor vorzugsweise ruhige historische Szenen darstellt, während die Konkurrenz eher auf Schock und Nervenkitzel setzt. Es kommt zum Streit mit seinem Geschäftspartner Worth, der das Museum kurzerhand anzündet, um wenigstens noch die Brandschutzprämie der Versicherung abgreifen zu können. So ein Lump!
New York 1933: Igor hat den Brand schwerverletzt überlebt, sitzt aber nun im Rollstuhl und seine Hände sind verkrüppelt. In New York möchte er ein neues Wachsfigurenkabinett eröffnen. Seine Schüler sind ihm beim Modellieren der Figuren behilflich, da er selbst nicht mehr dazu in der Lage ist.
Die Reporterin Florence Dempsey findet derweil heraus, dass Igors Werke eine frappante Ähnlichkeit mit diversen, kurz zuvor verstorbenen Prominenten aufweisen, deren Leichen jeweils kurz nach ihrem Tod auf mysteriöse Weise gestohlen wurden. Dempsey wittert eine heiße Story und beginnt, das Wachsfigurenkabinett genauer unter die Lupe zu nehmen…

Lionel Atwill

Auf das Konto von Michael Curtiz gehen einige zeitlos schöne Filme wie zum Beispiel das Bogey-Vehikel „Casablanca“ oder der Errol-Flynn-Knaller „Die Abenteuer des Robin Hood“. Auch dieser Streifen hier ist ein kleiner Klassiker und dem schnarchig-bieder inszenierten Remake mit Vincent Price klar überlegen.
Letzterer Film ließ das Geschehen um die Jahrhundertwende stattfinden. Pferdekutschen und Gaslicht dominierten den Streifen. Das Original hingegen versetzte die Handlung in die damalige Gegenwart von 1933 ins quirlige New York, mitten rein ins pralle Leben. Hier gibt es kein nebelverhangene Schauer-Romantik, sondern einen – für die damalige Zeit- modernen Horror-Film.
Die Story verfolgt hierbei mehrere Handlungsstränge. So gibt es die rasende Reporterin mit ihrem stressigen Redaktionsalltag, die alles daran setzt, ihren Job nicht zu verlieren. Außerdem begegnen wir einem reichen Playboy, der als Mordverdächtiger eingebuchtet worden ist. Ferner bedient sich der Film Motive des klassischen Cop-Krimis inklusive des Verhörs eines Junkies auf Entzug.
Das ist natürlich `ne ganze Menge Stoff und mitunter verzettelt sich der Film auch ein wenig. Allerdings hält er, auch aufgrund der kurzen Laufzeit durchweg, bei Laune.
Hierzu tragen vor allem die gut aufgelegten Schauspieler bei. Lionel Atwill ist ein guter, alter Bekannter. Fans des Klassik-Kinos kennen ihn von seinen töfte Auftritten in beispielsweise „Frankensteins Sohn“ oder „Unter Piratenflagge“ Seine Rolle als wahnsinniger Ivan Igor spielt er völlig straight, ohne dabei die Tragik der Figur unberücksichtigt zu lassen. Fay Wray ist ebenfalls keine Unbekannte. Hier ist sie unmittelbar vor ihrem legendären Auftritt in „King Kong“ zu bewundern und beweist, dass sie auch damals schon ziemlich gut panisch schreien konnte. Hier trägt sie allerdings keine blonde Perücke – wie in Kong – sondern man darf ihr rotes Naturhaar bewundern. Aber auch zum Beispiel Glenda Farrell als quirlige Reporterin macht eine ziemlich gute Figur und tut einiges dazu, den Film auf Touren zu halten.

Fay Wray

„Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ wurde als einer der letzten Filme Hollywoods im sogenannten Zwei-Farb-Technicolor gedreht. Der Film galt jahrzehntelang als verschollen und der wiederaufgefundene Print wirkt leider nicht mehr so knallig. Die wunderschönen Pastell-Töne, die der Film wohl einmal besessen haben muss, kann man nur noch erahnen, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.
Dieser hübsche kleine Klassiker ist als Bonus-Material auf der DVD der Neuverfilmung mit Vincent Price (DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI aka HOUSE OF WAX) zu finden. Leider nur im O-Ton mit deutschen Untertiteln… obwohl ich völlig sicher bin, ihn vor Urzeiten schon einmal in synchronisierter Form im deutschen TV gesehen zu haben. Trotzdem fein, die DVD kriegt man ziemlich günstig und man erhält gleich zwei Mal Spaß fürs selbe Geld.

Mein Fazit: Für Gore-Hounds und Flutsch-Freunde ist das eigentlich nichts, dennoch möchte ich den Film dem geneigten Leser dieser Seiten unbedingt ans Herz legen, sofern man klassisches Grusel-Kino mag!

Nachtrag 1: Auch die Vincent-Price-Verfilmung hat natürlich ihre Reize, allein schon wegen Vincent… Aber auch der Auftritt eines gewissen Charles Bronson (damals noch Charles Buchinsky und ohne seinen Trademark-Schnauzer) als debiler Diener des Wachsfiguren-Machers ist ein echter Hingucker.

Nachtrag 2: Das Re-Remake mit Paris Hilton fand ich jetzt, trotz Frau Hilton, gar nicht einmal soooo übel. Da gibts dann übrigens auch ein bisschen Blut und Hupen 😉